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Full text: 38, 1920

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1920. Nr. 2. 
tiefen Druck über Ostdeutschland oder Osteuropa — der typischen Wetterlage für die Kälterückfälle 
des Mai und Juni. Wie noch zuletzt Almstedt 51 52 * ) durch Vergleich der Temperaturkurven mit den Vek 
toren der Luftströmung im 20jährigen Mittel wahrscheinlich gemacht hat, werden diese Kälterückfälle 
des Frühsommers in erster Linie wirklich durch den Lufttransport von den kühlen nordwestlichen 
Meeren her verursacht. — Beispiele für derartige Abnahmen bieten der 11. April 1893, der 4. Mai 1901, 
24. Mai 1910, 26. Juni 1897. Meistens handelt es sich bei diesen Beispielen nicht um einen inderdiurnen 
Wechsel in der Wetterlage, sondern um Ausprägung der schon bestehenden Luftdruckverteilung mit 
auffrischenden Winden, dabei zunehmender Bewölkung. 
Daß in Wilhelmshaven im Frühsommer ganz besonders der NE-Quadrant gewinnt, erscheint nach 
den Bemerkungen des vorigen Abschnitts über die Seebrise ohne weiteres erklärlich. 
Soweit sonst noch während des ganzen Sommers auftretende Isobarentypen größerer Ausdehnung 
bei den Temperaturabnahmen in Frage kommen, ist vor allem die Ausbildung der vom Winter her be 
kannten Druckverteilung zu nennen: Tief im Norden oder'Nordosten, Hoch über Südwesteuropa, so daß 
unser Gebiet unter der Einwirkung von feuchtkühler ozeanischer Luftströmung steht. Nach van 
Bebbers 55 ) Statistik ist diese Lage des Maximums im eigentlichen Winter und Sommer ja ohnehin die 
häufigste. In unseren Übersichten IX und IXa kommt das dadurch zum Ausdruck, daß in der Ge 
samtsommerübersicht die SW-Winde am Endtermin einen breiteren Raum einnehmen als im Früh 
sommer. 
Ohne weiter auf eine Einzelbesprechung der übrigen gleichzeitigen Isobarentypen einzugehen, 
sei hervorgehoben, daß — natürlich — gegen den Hochsommer Formen mehr örtlichen Charakters 
(kleine Randtiefs und V-Depressionen, Gewittersäcke) ganz bedeutend an Häufigkeit zunehmen, wo 
bei also der Lufttransport aus größerer Ferne an Bedeutung verliert. Das spricht sich ebenfalls in der 
gegenüber dem Frühsommer geringeren Ausprägung der Windverteilung aus. 
Zunahmen. Bei den sommerlichen Temperaturzunahmen zeigt sich die Wetterlage ganz über 
wiegend von Hochdruckgebieten beherrscht, so daß hierbei also wie schon mehrfach erörtert, der Luft 
transport an Bedeutung verliert neben der wechselnden Stärke der Einstrahlung. Ein deutlicher Wechsel 
zwischen zyklonaler und antizvklonaler Wetterlage kommt nur sehr selten vor. (Beiläufig dürfte eine 
nachträgliche Feststellung an Hand der Wetterkarte, ob ein derartiger Wechsel geradezu als „Wetter 
umschlag“ empfunden worden ist, in Einzelfällen nicht leicht sein). Von interdiurnen Änderungen der 
Wetterlage ist im wesentlichen nur insofern zu sprechen, als das beherrschende Hoch langsam seine 
Lage ändert — meistens handelt es sich um eine Verschiebung des südwestvärts oder südwärts befind 
lichen Maximums nach dem Südosten des Kontinents (wobei also der Wind aus NW oder SW nach SE 
dreht), ein Gegenstück zu der winterlichen Verschiebung des über Skandinavien lagernden Hochdruck 
kerns nach Innerrußland; in beiden Fällen summieren sich die Wirkung der Einstrahlung bezw. im 
Winter der Ausstrahlung und des Lufttransportes. Ein gutes Beispiel bietet der allgemeine Temperatur 
anstieg vom 22,- 26. Mai 1892: Unter dem Einfluß der eben beschriebenen Verlagerung des Maximums 
geht bei gleichzeitigem Aufklaren und Nachlassen der Niederschläge der anfänglich frische NW in 
leichten SE über; die Nachmittagstemperaturen steigen von 8—9° am 22. (d. i. 6—-8° unter der Norm) 
auf 26—28° am 26. (11—12° zu hoch). — Daneben findet sich als begleitende Wetterlage für die Zunahmen 
bei SE- (und NE-) Wind die vom Winter her für die Abnahmen bekannte: Hochdruckgebiet über Nord 
europa (Skandinavien) oder Innerrußland. Wenn, wenigstens bei Hamburg durchweg und bei Wilhelms 
haven um 2 p, der SE am Endtermin im Frühsommer verhältnismäßig stärker vertreten ist als im Verlauf 
des ganzen Sommers, so stimmt das zu der Statistik van Bebbers, daß die Häufigkeit dieser Lage des 
Maximums vom April zum Juli rasch obnimmt. Im Hinblick auf die Häufigkeit dieser Wetterlage im 
Frühjahr und auf die auf S. 37 besprochene Einwirkung der Seebrise auf die Windrichtung erscheint es 
51 ) Die Kälterückfälle im Mai und Juni. Göttinger Dissertation 1913. Vergl. auch Met. Ztschr. 1914, S. 426. 
52 ) Wissenschaftliche Grundlage einer Wettervorhersage auf mehrere Tage voraus. Arcb. d. Seew. XXII. IS99, 
Nr. 5, Seite 6.
	        
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