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Full text: 38, 1920

A. Schumacher: Über beträehtl. Temperaturänderungen von Tag zu Tag im Gebiet der deutschen Nordseeküste. 37 
Einzelfällen anbetrifft, so lassen sieh leichter solche Beispiele anführen, in denen die Seebrise nicht 
vermocht hat, eine beträchtliche Zunahme von Tag zu Tag zu verhindern, als solche, in denen 
ganz offenbar wesentlich infolge der Seebrise eine beträchtliche Abnahme zu verzeichnen ist. — Bei 
spiele der ersten Art bieten folgende Daten: 
21. April 1900 (Wilhelmshaven 2 p), 
22. Mai 1914 (namentlich 8 p), 
23. Juni 1897 (Borkum 2 p), 
11. August 1897 (Wilhelmshaven 8 p), 
9. August 1901 (Borkum 2 p). 
ln allen Fällen beherrscht ein Hoch über Mitteleuropa oder dem nahen Osten bezw. Südosten das 
Wetter unseres Gebiets; statt der zu erwartenden SW- oder SE-Winde zeigen aber die Seestationen 
nachmittags bezw. abends mehr oder weniger allgemein auflandige Winde. — Ein Eingehen auf 
etwaige Beispiele der zweiten Art (Abnahmen) würde zu Haarspaltereien führen: Reine Seebrise ist an 
antizvklonales Wetter gebunden. Bei den beträchtlichen Abnahmen bei ausgesprochenem Hochdruck 
wetter handelt es sich aber überwiegend um nordwestliche europäische Maxirna (vergl. den nächsten 
Abschnitt). Es bliebe also dabei auch an Tagen mit sehr schwachem Luftdruckgradienten die Frage 
offen, ob die nördliche Luftströmung durch die allgemeine Druckverteilung bewirkt wurde oder als 
Seebrise anzusehen ist. 
Über den mutmaßlichen Einfluß der Seebrise auf die Windrichtung ist folgendes zu sagen: Wenn 
man nach Kaisers Ergebnissen für die Ostsee 49 ) Annahmen über die Verhältnisse an der Nordseeküste 
machen darf — wobei als notdürftige Vergleichsstation für Borkum vor allem Pillau, für Wilhelms 
haven vor allem Neufahrwasser gelten kann —, so ist um 8 a höchstens bei Borkum von einem Einfluß 
der Seebrise zu sprechen (und zwar dann meistens im Sinne einer Begünstigung der nordwestlichen 
Richtungen); in dem geschützt gelegenen Wilhelmshaven ist zu so früher Stunde ein solcher nach 
Analogie mit Neufahrwasser nicht anzunehmen. Am Nachmittags- und Abendterniin wird die Seebrise 
in Wilhelmshaven meistens im Sinne einer Bevorzugung des NE-Quadranten wirken, wie denn auch 
Großmann zu dem Ergebnis kommt: „Wilhelmshaven zeigt, daß die Richtung der Seewinde durchweg 
innerhalb 45° von Nord liegt“. 50 ) Nach Großmann (a. a. O. S. 15) wäre zu vermuten, daß bei der ver 
steckten Lage Wilhelmshavens die Seebrise ihren Einfluß hier um 8 p ebenso stark fühlbar macht, wie 
um 2 p. Dies läßt sich übrigens auch nach Kaisers Darstellungen für Neufahrwasser annehmen. In 
Borkum dürfte auch nachmittags die Einwirkung der Seebrise nicht nur dem NE-, sondern auch dem 
NW-Quadranten zugute kommen, abends auch hier hauptsächlich den nordöstlichen Richtungen. 
4. Die gleichzeitige Wetterlage. 
Eine systematische Besprechung der beträchtlichen interdiurnen Temperaturänderungen nach 
der Wetterlage, wie sie für die Wintermonate versucht worden ist, erscheint für die warme Jahres 
zeit nicht angängig, schon wegen der meist weniger ausgeprägten Luftdruckverteilung und der Bedeu 
tung ganz örtlicher Druckunterschiede (namentlich bei den Abnahmen), die auf der Wetterkarte häufig 
gar nicht zum Ausdruck kommen. Nur die wichtigsten Wetterlagen seien im Folgenden besprochen. 
Abnahmen. Für die Monate April bis Juni war gegenüber dem ganzen Sommer ein stärkeres Her 
vortreten der nordöstlichen und nordwestlichen Windrichtungen am Endtermin festgestellt worden. 
Dies' findet seine naheliegende Erklärung in dem während des Frühjahrs häufigen Auftreten kalter 
Hochdruckgebiete über den britischen, besonders den schottischen Gewässern, bei gleichzeitigem 4 * * 
4S ) Ann. d. Hydr. Aprilheft 1907, Taf. 16 und 17, unter Berücksichtigung der Summentabelle der verschie 
denen Drehungsarten auf S. 121 (Märzheft). 
50 ) Archiv d. Seewarte 1903, Nr. 4, S. 9.
	        
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