A. Schumacher: Über beträchtl. Temperaturänderungen von Tag zu Tag im Gebiet der deutschen Nordseeküste. 17
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Ausdrücke für die Höhe der Temperatur. Ausdrücke für die Änderung der Temperatur. 31 )
Oktober — März
April — September
Abweichung
von der Normale
Änderung
in 24 Stunden
Oktober — März
April — September
sehr kalt
sehr kühl
> 7°
> 7*
viel kälter
viel kühler
kalt
kühl
7 — 3°
7 — 3°
kälter
kühler
ziemlich kalt
ziemlich kühl
3 — 1.5°
, 3 — 1.5°
etwas kälter
etwas kühler
nahezu normal
±1.5°
±1.5°
wenig veränderte Temperatur
ziemlich mild
ziemlich warm
1.5 — 3°
1.5 — 3°
etwas milder
etwas wärmer
mild
warm
3 — 7°
3 — 7°
milder
wärmer
sehr mil(J
sehr warm
>7°
>7°
viel müder
viel wärmer
Bei Durchsicht der Tabellen ist zunächst folgendes allgemein festzustellen:
An den Morgen- und Abendterminen ist der Temperaturbereich, aus dem heraus die beträcht
lichen Änderungen zu erfolgen pflegen, an allen drei Stationen im Winter größer als im Sommer (bis
doppelt und dreifach so groß, z. B. Wilhelmshaven 8 a Zunahmen). Am Nachmittagstermin ist dieser
Unterschied nicht so ausgeprägt; hier sind die Bereiche der Ausgangstemperaturen in beiden Jahres
zeiten etwa von gleichem Umfang. Verfolgt man den ungefähren „Schwerpunkt“ dieses Bereiches (den
Mittelwert der Ausgangstemperaturen unter Berücksichtigung der Häufigkeit der einzelnen Temperatur
lagen) durch die Monate 31a ), so zeigt sich, daß er im Laufe des Jahres eine Kurve beschreibt,
die sowohl bei den Abnahmen wie bei den Zunahmen ihre konvexe Seite im Winter den negativen, im
Sommer den positiven Temperaturlagen zuwendet. Die Lage des „Schwerpunkts“ im Jahresmittel ist
selbstverständlich bei den Abnahmen mehr nach der Seite der zu hohen, bei den Zunahmen mehr nach
der Seite der zu tiefen Temperaturen verschoben. Dieses für die Abnahmen und die Zunahmen —
abgesehen von der erwähnten Gesamtverschiebung — gleiche Bild hat grundsätzlich nichts Über
raschendes; es entspricht der bekannten Tatsache, daß die mittlere Temperaturanomalie im Winter
größer ist als im Sommer (in unserer Gegend etwa doppelt so groß). (Damit soll natürlich die größere
winterliche Temperaturanomalie nicht als das Primäre und als die Ursache dieser Erscheinung hin
gestellt werden.) Wie H. Meyer 31 32 ) festgestellt hat, sind die absoluten Abweichungen von der Mittel
temperatur im Winter größer nach der Seite der negativen, im Sommer größer nach der Seite der
positiven Anomalie, und es kommen überhaupt größere negative Abweichungen vor als positive. Zu
diesem Übergewicht der negativen Abweichungen stimmt die Tatsache, daß sich das Verhältnis der Aus
gangsbereiche vom Wintermorgen — und Winterabend — zum Sommernachmittag nicht umkehrt,
sondern daß am Nachmittag der Ausgangsbereioh in der warmen Jahreszeit nur etwa die gleiche Aus
dehnung wie im Winter erreicht.
31 ) Um die Übereinstimmung mit der in dieser Arbeit benutzten Grenze der „grofien“ Änderungen zu wahren,
habe ioh beiläufig statt des Wertes 7% °, den die Seewarte als untere Grenze für „große“ Abweichungen und Ände
rungen festgesetzt hat, den Wert 7° genommen.
31 a) Die Berechnung des „Schwerpunkts“ sei an einem Beispiel kurz gezeigt: Borkum 8a, Oktober, Abnahmen.
Es kommen vor:
Ausgangstemperaturen unter der Norm Ausgangstemperaturen über der Norm
3.5° lmal = —3.5
1.0° lmal = —1.0
2 Fälle = —4.5
2.0° 2mal =■= + 4.0
2.5° lmal = -f 2.5
4.5° 3mal = +13.5
6 Fälle = 20.0
Es ergibt sich demnach (20.0 —4.5) : 8 = -(-2.0 als Lage des Schwerpunkts.
32 ) Über die Häufigkeit des Vorkommens gegebener Temperaturgruppen in Norddeutschland (Met. Ztschr. 1887,
'S. 436). . •'