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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1920. Nr. 2.
b u r g. Borkum als westlichste Inselstation, Wilhelmshaven als festländische Station unmittelbar an der
Küste, Hamburg als küstennahe Binnenlandstation. Die Wahl Hamburgs erscheint bedenklich wegen
seines Charakters als Großstadt, der auch noch zur Sprache kommen wird. Es ist dies aber die einzige
landeinwärts gelegene Station der Seewarte, und eine gleichzeitige Bearbeitung von Stationen der See
warte und des preußischen Beobachtungsnetzes würde sehr mißlich sein wegen der verschiedenen Be
obachtungstermine (Seewarte 8 a, 2 p, 8 p — Preußisches Institut 7 a, 2 p, 9 p), sowie vor allem auch
wegen der verschiedenen ThermometeraufStellung (Seewarte: Gehäuse am Nordfenster — Preußisches
Institut: vorwiegend englische Hütte). Ein Eingehen auf den etwaigen Charakter Hamburgs als Uber
gangsstation zwischen Nord- und Ostseegebiet erübrigt sich, da im Nachfolgenden ja nur Nordsee
stationen bearbeitet sind. Durch die Beschränkung auf die vorgenannten drei Stationen ergab sich eine
■weitgehende Homogenität des Untersuchungsmaterials. Alle drei Stationen sind Fensterstationen (die
Höhe des Thermometers über dem Erdboden schwankt zwischen 3 m in Hamburg und 5—6 m in
Wilhelmshaven und Borkum 5 ). Eine Stationsverlegung fand während des ganzen bearbeiteten Zeit
raums nur einmal, im Jahre 1909 in Borkum, statt. Ob dadurch die Station für die Zwecke der vor
liegenden Untersuchung günstiger oder ungünstiger gelegt wurde, habe ich nicht feststellen können. Bei
Wilhelmshaven ist zu bemerken, daß die anfänglich freie Lage des Observatoriums durch das Heran-
wachsen der Städte Wilhelmshaven und Rüstringen, die sich gerade nach der Seite der häufigsten
Winde vorlagern, ungünstiger geworden ist. Die Station Hamburg-See warte ist von vornherein durch
die Häusermassen Hamburg-Altonas gegen NW und NE zu sehr geschützt, den SE- und SW-Winden da
gegen ist sie infolge ihrer hohen Lage über der Elbe noch verhältnismäßig frei ausgesetzt.
Bearbeitet sind die 25 Jahre 1890—1914, wobei das meteorologische Jahr zugrunde gelegt wurde
(Dezember 1889 bis einschließlich November 1914). Als interdiurne Änderung wurde, wie ziemlich all
gemein in den neueren Untersuchungen, die Änderung von Termin zu Termin innerhalb 24 Stunden
gerechnet.
Die untere Grenze der „beträchtlichen“ Änderungen wirklich objektiv festzu
legen, ist natürlich unmöglich. Es sei nur daran erinnert, daß eine gleich große T e m peratur-
änderung je nach dem Verhalten der übrigen meteorologischen Elemente, vor allem der Luftfeuchtig
keit und des Windes, nicht zuletzt auch je nach der persönlichen Stimmung, bald als beträchtliche, bald
als nur geringe W ä r m e änderung empfunden werden wird. — Um nicht ganz willkürlich in der Ab
grenzung zu verfahren, und zugleich als Vorbereitung für den zweiten Teil der Untersuchung, der die
Änderungen im Zusammenhang mit dem Windverhalten behandelt, wurden die Änderungen 5> ± 4-0°
— Abnahmen und Zunahmen getrennt — in Windrosen eingetragen in der Weise, daß jede Änderung
nach der Richtung abgetragen wurde, aus welcher der Wind an dem betreffenden Endtermin w-ehte.
Wenn dadurch auch zwei nicht ganz gleichartige Dinge verknüpft wurden, die Änderung der Tem
peratur während der letzten 24 Stunden und die augenblicklich am Endtermin herrschende Wind
richtung, so leistete diese Darstellung für die erste Übersicht doch gute Dienste. Auf Grund derselben
wurde — als ohnehin plausibler Wert — die Größe 5.0° als untere absolute Grenze der in die Unter
suchung einzubeziehenden beträchtlichen Temperaturänderungen festgesetzt. Tatsächlich dürfte aber
auch hierdurch das Untersuchungsmaterial so abgegrenzt sein, daß im Gesamtbilde der mitbestimmende
Einfluß des Windverhaltens auf die beträchtlichen Änderungen deutlich erkennbar wird.
5 ) Durch Hinzunahme der vierten und letzten Normalstation der Seewarte an der Nordsee, Iveitu m, würde diese
Homogenität bereits empfindlich gestört werden, da in Keitum die Thermometer seit Jahren in einer englischen
Hütte untergebraeht sind.