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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1920, Nr. 1.
eine Zeit lang die Berge einhüllt und dann als Wolken in die Höhe steigt. Oft setzt dann nachmittags
SW-Wind ein und löst die Wolken wieder auf.“
Über Lüderitz-Bucht nach Süden hinaus bringt der NW-Wind seltener Nebel, da er, ehe er bis
dorthin gelangt, einen großen Teil seiner Feuchtigkeit bereits abgegeben hat. Diese Grenze prägt sich
im Monat März, der mir zu dieser Beobachtung allein nur zur Verfügung stand, merkwürdig scharf
aus. Da vom März an das Auftriebgebiet sich immer mehr vergrößert, so ist zu vermuten, daß diese
Grenze mit nach Norden wandert. Diese Vermutung bedarf jedoch einer Prüfung durch mehrjährige
Beobachtungen. — An Stelle des NW-Windes tritt in diesen höheren Breiten der SSE—S als häufigster
Nebelbringer auf, weniger aber deshalb, weil er besonders feucht ist, sondern weil er im Beobachtungs
monat der bei weitem vorherrschende Wind war (Tabelle 20).
Tabelle 20.
Nebelbringende
von
von
von
Windrichtung
17° S. Br — Swakopmund
Swakopmund — Lüderitz-Bucht
Lüderitz-Bucht — 29° S. Br
Summe
WNW—NNE
9
22
3
34
s—w
5
20
3
28
S-SSE
2
4
10
16
SE n. ESE
3
5
—
8
NE
1
—
—
1
Stille
—
7
1
8
Unbestimmt
—
—
—
4
99
Den zweiten Platz als Nebelbringer nehmen die südwestlichen Winde ein, was ganz verständlich
ist, da sie an der ganzen Küste die bei weitem vorherrschenden Winde sind und gleichfalls wie die
nordwestlichen eine Abkühlung erleiden. Bemerkenswert aber ist, daß diese Winde, trotzdem sie
bedeutend häufiger als die nordwestlichen sind, an Zahl der Nebel noch hinter diesen Zurückbleiben.
Ja, für Lüderitz-Bucht und die höheren Breiten gelten sie gar nicht als nebelbringende Winde (vgl. das
Zitat von Schenk, S. 35), sondern treten als solche erst häufiger in der Breite von Empfängnis-Bucht
auf ('s. auch Tabelle 20), wo dann der Weg über dem kalten Auftriebwasser lang genug ist, um auch
sie bisweilen bis zum Taupunkt abzukühlen. Daß in den Breiten zwischen 17° S. Br. und Swakopmund
in Tabelle 20 der SW nur ömal Nebel bringt, liegt daran, daß dieses Gebiet nur im Oktober 1912 befahren
wurde, während aus der Gegend von Swakopmund bis Lüderitz-Bucht von einer größeren Anzahl
Monate Beobachtungen vorhanden sind, ein Umstand, der beim Studium dieser Tabelle überhaupt
berücksichtigt werden muß.
Daß mit Windstille sich Nebel einstellt, ist auf See eine öfter zu beobachtende Ercsheinung, daß
aber in unserem Falle auch Landwinde vereinzelt Nebel bringen, bedar f einer Erklärung, die wohl nur zu
gehen ist, wenn wir das System der lokalen Land- und Seewinde zu Hilfe nehmen. Über dem sich
schneller als die Wasseroberfläche abkühlenden festen Boden wird auch die Luft schneller erkalten und
kommt infolgedessen zeitiger zum Ausscheiden ihres Wasserdampfes als über dem Meere. Setzt dann
mit immer weiter gehender Abkühlung der Landwind ein, so führt er den Nebel mit hinaus auf das
Meer. In der Tat stimmen auch die Tageszeiten, zu denen diese Nebel bringenden Landwinde beob
achtet worden sind, mit der Theorie dieser lokalen Luftzirkulation gut überein. 37 ) Haben die Land
winde den Nebel nun einmal auf die See hinausgeführt, so kann der Fall eintreten, daß trotz des Auf
hörens des Landwindes der Nebel weiter besteht, zumal wenn ihn ein NW ablöst.
Im allgemeinen verschwindet aber der Nebel mit Drehen des Windes. Tritt dieses aber nicht ein,
so ist es die mit höher steigender Sonne zunehmende Lufttemperatur, die ihn auflöst, indem durch die
Temperaturzunahme die Aufnahmefähigkeit der Luft an Wasserdampf steigt.