j)tí Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1920. Heft ß.
Ein Zusammenhang mit einem südlichen Ausläufer der Guinea Strömung ist
in der Regel nicht anzunehmen, wie die WärmeinselunddieZunahmederSüd-
strömung erkennen läßt. Die rückkurvenden Wassermassen fließen der
Passattrift als Neer ström zu. Doch überwiegen die Nordversetzungen noch
dermaßen, daß man bei Darstellung eines mittleren Zustandes einen Nord
strom zu verzeichnen hat, der in den auf die Bucht von Biafra zu strebenden
Strom übergeht.
VII. Klimatologisehes und Biologisches.
Der wichtigste allgemeine klimatische Charakterzug wird der Niederguineaküste durch die sie
bespühlende kühle Meeresströmung gegenben. x ) Die Abkühlung wird noch bedeutend verstärkt durch
das kalte Auftriebwasser, das sich an dieser Küste, zeitweise über den Kongo hinaus, nach Norden
erstreckt, und daß auch den größeren Teil der Oberguineaküste einnimmt. Da der Südostpassat während
des ganzen Jahres nach dem wärmeren Lande hin zu einem Südwestwinde abgelenkt ist, wird sich dar
Einfluß der über dem kühlen Ozean und noch weiter über den Auftriebgebieten abgekühlten Luftmassen
auf die Küste dauernd gelten machen.
Naturgemäß stehen die Guineainseln am stärksten unter dem Einfluß der Strömungen. Schon
Kapitän Sabine 1 2 ) weist 1827 auf die Unterschiede im Klima dieser Inseln hin. Er fand im Juni
1822 den Äquatorstrom nahe bei St. Thome vorüberfließen, während er zu anderen Jahreszeiten 120
bis 180 Sm. davon entfernt ist. Da das Wasser hier 6—7° kälter war als in der Bucht von Biafra,
glaubte er das für Europäer gesunde Klima dieser Insel von Juni bis August auf die Kältewirkung
des Benguelastromes zurückführen zu können. Er stellte es in Gegensatz zur Oberguineaküste, die zu
dieser Zeit für am wenigsten zuträglich gehalten wird. Sabine glaubt, daß im Juli die ganze Insel
vom Äquatorialstrom umspült wird. Ein Blick auf die Lage der Stromkante in diesen Monaten zeigt
die Berechtigung seiner Auffassung. Nur dürfen wir den Temperaturunterschied nicht der wechseln
den Wirkung von Äquatorial- und Guineaströmung zuschreiben, sondern müssen ihn stets auf den Ein
fluß der verschieden schnell von Süden kommenden stark erwärmten Wassermassen zurückführen.
Daß dabei auch Gegenströmungen auftreten und einen Zusatz von Guineastromwasser herbeiführen
werden, ist allerdings anzunehmen.
Weiter weist Sabine darauf hin, daß von den drei Inseln J. de Principe, S. Thome und Anno
Born die erstere das ungünstigste, die letztere, die denn auch Wohnsitz der Europäer ist, das günstigste
Klima habe. Anno Bom liegt nach ihm eben immer im Äquatorialstrom, J. de Prinzipe dagegen stets im
Guineastrom. Es sei hier der Temperaturgang der drei Eingradfelder angeführt, in denen diese Inseln
liegen:
J.dePrincipe
St. Thomé
Anno Bom
Fern. Poo
J.dePrincipe
St. Thomé
Anno Bom
Fern. Poo
Januar ....
28.0
27.6
27.3
27.8
Juli ......
25.4
24.8
24.4
25.6
Februar. . . .
28.2
27.9
27.7
28.1
August....
24.6
24.6
24.1
25.0
März
28.7
28.4
27.9
28.5
September . .
25.6
25.2 '
24.7
25.5
April
28.1
28.1
27.6
28.7
Oktober . . .
25.9
25.9
25.7
26.6
Mai
28.1
27.3
27.1
28.2
November . .
27.0
26.7
26.4
27.4
Juni
25.9
25.1
25.0
26.7
Dezember . .
27.5
27.4
27.1
27.6
Jahr
26.9
26.6
26.3
27.1
Der größte Unterschied in der Wassertemperatur zwischen dem nördlichen und südlichen Ein
gradfelde übersteigt nicht 1.0°. Man muß also annehmen, daß sämtliche Inseln von demselben Strom
1) Hann, Handbuch der Klimatologie, II, 1, 1910, S. 34.
2) Schweiggers Jahrbuch der Chemie und Physik, 1827, S. 395 f.