Skip to main content

Full text: 38, 1920

Johannes Jan к et: Strömungen und Ober f l ächen temperat uren im Golfe von Guinea. 
53 
Die Auftrieberscheinungen des Südsommers an der Kamerunküste mögen ebenfalls auf die Winde 
zurückzuführen sein. Zu dieser Zeit treten nördliche und östliche Winde häufiger auf. 
Es wurde bisher noch die Frage zurückgestellt, in wieweit der Guineastrom zwischen Kap Palmas 
und Кар В Points auch als Abflußstrom für von Westen zuströmendes Wasser dient, und welchen 
Ursprunges dieses Wasser ist. Zunächst darf noch einmal betont werden, daß der Guineastrom 
Ersatz aus dem äquatorialen Gegenstrom nicht braucht. Doch deuten die Strompfeile darauf hin, daß 
tatsächlich von Westen her in allen Monaten Wasser zufließt. Dies wird uns auch klar, wenn wir 
bedenken, daß der Gegenstrom von denselben Kräften erzeugt wird wie der Guineastrom in unserem 
Gebiet und daher dieselbe Richtung annimmt. Doch ist er nicht derartig in ein enges Bett durch eine 
vorgelagerte Küste eingeengt. Er kann sich daher weiter nach Norden ausbreiten und besitzt eine 
geringere Stromstärke. Sehen wir uns nun einmal auf unseren Temperaturkarten die Wärmeverhält 
nisse an der Liberiaküste an. Während einer Hälfte des Jahres lehnt sich das wärmste Wasser an die 
Küste an. Während der anderen Hälfte treffen wir es erst in einiger Entfernung davon. An der Küste 
zieht sich ein Streifen kälteren Wassers entlang von Januar bis Mai. Dieses kann nicht dem Gegen 
strom entstammen. Wir können nur annehmen, daß das wärmere Wasser des Gegenstromes, das an 
der Liberiaküste nach Südosten umbiegt, an seiner linken Seite einen kalten Saum erhält. Der Nord 
äquatorialstrom reicht im Nordwinter weit nach Süden. Daher ist es möglich, daß er an der Küste 
einen Ausläufer nach Südosten sendet. Es wäre aber auch denkbar, daß dieses kalte Wasser einem 
Auftriebgebiet der Sierra-Leone-Küste und der Liberiaküste entstammt, das durch die nördlichen Winde 
dieser Zeit entstehen kann. Die Folge wäre auch dann ein Südoststrom. Wir haben jedenfalls fest 
zuhalten, daß von Januar bis Mai an der Liberiaküste ein Südoststrom nachgewiesen ist, der mit dem 
kanarischen Strom in Verbindung zu stehen scheint. Dies wäre ein weiterer Beweis für Schott 1 ), 
der diesen Strom auf Grund der Stromversetzungen feststellte. Im übrigen Teile des Jahres herrscht 
an dieser Küste der Südwestmonsun. Er wird das Wasser des Gegenstromes an der Küste anstauen und 
nach Nordwesten und Südosten abfließen lassen. Daher zieht sich der warme Strom an der Liberia 
küste hin. Eine Verbindung ist hiernach mit dem kanarischen Strom nicht anzunehmen. Die Strom 
versetzungen liefern das gleiche Ergebnis. Daß also der Guineastrom unter der Oberguineaküste eine 
Verstärkung aus dem westlichen Gegenstrom erhält, steht fest. Um die Stärke dieses Zuflusses zu beur 
teilen, wäre eine eingehende Betrachtung des Gegenstromgebietes nötig, was jedoch den Rahmen dieser 
Arbeit überschritte. Doch scheint die zufließende Wassermenge nur gering zu sein; beträgt ja in 4—7° N 
9—11° W die arithmetische Stromstärke nur 17.9 Sm. Darauf weist auch die Stromstärke von 4—6° N 
2° О—I o W hin, die nur der vom Winde geforderten entspricht. 
Nunmehr wollen wir^noch f ür di e» Nie d er guin e akü s t e die Strom- und Tempe 
ratu г Verhältnisse zu erklären suchen. Auf den ersten Blick scheint zwischen den Strom- und 
Wärmekarten ein starker Widerspruch zu bestehen. Während die Strompfeile nach Norden zeigen, 
deutet die Wärmezunge einen Südstrom an. Es ist nun die Absicht der Arbeit gewesen, einen mittle 
eren Strömungszustand darzustellen. Die Berechnung der Stromresultierenden hat denn auch einen 
bei weitem vorwiegenden Nordstrom erkennen lassen, den wir als den mittleren Zustand betrachten 
müssen. Vielmals ist aber hervorgehoben worden, daß damit ein öfter auftretender Südstrom nicht 
geleugnet wird. Es gilt hier, sich vor allem von der Krümmel sehen Auffassung frei zu machen, 
die aus der Isothermenführung die vorherschende Stromrichtung erkennen will. Besonders sei betont, 
daß schon ein seltener warmer Südstrom in dem von ihm betroffenen Gebiete eine Erhöhung der 
Durchschnittstemperatur erzeugen wird. Dadurch wird dieses Gebiet als wärmerer Streifen erscheinen 
inmitten der Gebiete mit dauerndem Nordstrom. Die Wärmezunge stellt also in diesem Falle einen 
Ausnahmezustand dar. Da nun unsere Stromkarten als mittleren Zustand einen Nordstrom zeigen, 
muß in der Wärmezunge des Südstromes ein Ausnahmezustand erkannt werden. 
Noch mehr muß die Beweiskraft der Wärmezunge erlahmen bei folgender Betrachtung: Vom 
Auftriebgebiet der südwestafrikanischen Küste zieht sich in der Richtung der Passattrift eine Kälte 
l ) Schott, Übersjclit der Meeresströmungen und Danvpferwege in einer Weltkarte, Ann, d. Hydr. 1905. S. 401—406,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.