Johannes Jan к et: Strömungen und Ober f l ächen temperat uren im Golfe von Guinea.
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Die Auftrieberscheinungen des Südsommers an der Kamerunküste mögen ebenfalls auf die Winde
zurückzuführen sein. Zu dieser Zeit treten nördliche und östliche Winde häufiger auf.
Es wurde bisher noch die Frage zurückgestellt, in wieweit der Guineastrom zwischen Kap Palmas
und Кар В Points auch als Abflußstrom für von Westen zuströmendes Wasser dient, und welchen
Ursprunges dieses Wasser ist. Zunächst darf noch einmal betont werden, daß der Guineastrom
Ersatz aus dem äquatorialen Gegenstrom nicht braucht. Doch deuten die Strompfeile darauf hin, daß
tatsächlich von Westen her in allen Monaten Wasser zufließt. Dies wird uns auch klar, wenn wir
bedenken, daß der Gegenstrom von denselben Kräften erzeugt wird wie der Guineastrom in unserem
Gebiet und daher dieselbe Richtung annimmt. Doch ist er nicht derartig in ein enges Bett durch eine
vorgelagerte Küste eingeengt. Er kann sich daher weiter nach Norden ausbreiten und besitzt eine
geringere Stromstärke. Sehen wir uns nun einmal auf unseren Temperaturkarten die Wärmeverhält
nisse an der Liberiaküste an. Während einer Hälfte des Jahres lehnt sich das wärmste Wasser an die
Küste an. Während der anderen Hälfte treffen wir es erst in einiger Entfernung davon. An der Küste
zieht sich ein Streifen kälteren Wassers entlang von Januar bis Mai. Dieses kann nicht dem Gegen
strom entstammen. Wir können nur annehmen, daß das wärmere Wasser des Gegenstromes, das an
der Liberiaküste nach Südosten umbiegt, an seiner linken Seite einen kalten Saum erhält. Der Nord
äquatorialstrom reicht im Nordwinter weit nach Süden. Daher ist es möglich, daß er an der Küste
einen Ausläufer nach Südosten sendet. Es wäre aber auch denkbar, daß dieses kalte Wasser einem
Auftriebgebiet der Sierra-Leone-Küste und der Liberiaküste entstammt, das durch die nördlichen Winde
dieser Zeit entstehen kann. Die Folge wäre auch dann ein Südoststrom. Wir haben jedenfalls fest
zuhalten, daß von Januar bis Mai an der Liberiaküste ein Südoststrom nachgewiesen ist, der mit dem
kanarischen Strom in Verbindung zu stehen scheint. Dies wäre ein weiterer Beweis für Schott 1 ),
der diesen Strom auf Grund der Stromversetzungen feststellte. Im übrigen Teile des Jahres herrscht
an dieser Küste der Südwestmonsun. Er wird das Wasser des Gegenstromes an der Küste anstauen und
nach Nordwesten und Südosten abfließen lassen. Daher zieht sich der warme Strom an der Liberia
küste hin. Eine Verbindung ist hiernach mit dem kanarischen Strom nicht anzunehmen. Die Strom
versetzungen liefern das gleiche Ergebnis. Daß also der Guineastrom unter der Oberguineaküste eine
Verstärkung aus dem westlichen Gegenstrom erhält, steht fest. Um die Stärke dieses Zuflusses zu beur
teilen, wäre eine eingehende Betrachtung des Gegenstromgebietes nötig, was jedoch den Rahmen dieser
Arbeit überschritte. Doch scheint die zufließende Wassermenge nur gering zu sein; beträgt ja in 4—7° N
9—11° W die arithmetische Stromstärke nur 17.9 Sm. Darauf weist auch die Stromstärke von 4—6° N
2° О—I o W hin, die nur der vom Winde geforderten entspricht.
Nunmehr wollen wir^noch f ür di e» Nie d er guin e akü s t e die Strom- und Tempe
ratu г Verhältnisse zu erklären suchen. Auf den ersten Blick scheint zwischen den Strom- und
Wärmekarten ein starker Widerspruch zu bestehen. Während die Strompfeile nach Norden zeigen,
deutet die Wärmezunge einen Südstrom an. Es ist nun die Absicht der Arbeit gewesen, einen mittle
eren Strömungszustand darzustellen. Die Berechnung der Stromresultierenden hat denn auch einen
bei weitem vorwiegenden Nordstrom erkennen lassen, den wir als den mittleren Zustand betrachten
müssen. Vielmals ist aber hervorgehoben worden, daß damit ein öfter auftretender Südstrom nicht
geleugnet wird. Es gilt hier, sich vor allem von der Krümmel sehen Auffassung frei zu machen,
die aus der Isothermenführung die vorherschende Stromrichtung erkennen will. Besonders sei betont,
daß schon ein seltener warmer Südstrom in dem von ihm betroffenen Gebiete eine Erhöhung der
Durchschnittstemperatur erzeugen wird. Dadurch wird dieses Gebiet als wärmerer Streifen erscheinen
inmitten der Gebiete mit dauerndem Nordstrom. Die Wärmezunge stellt also in diesem Falle einen
Ausnahmezustand dar. Da nun unsere Stromkarten als mittleren Zustand einen Nordstrom zeigen,
muß in der Wärmezunge des Südstromes ein Ausnahmezustand erkannt werden.
Noch mehr muß die Beweiskraft der Wärmezunge erlahmen bei folgender Betrachtung: Vom
Auftriebgebiet der südwestafrikanischen Küste zieht sich in der Richtung der Passattrift eine Kälte
l ) Schott, Übersjclit der Meeresströmungen und Danvpferwege in einer Weltkarte, Ann, d. Hydr. 1905. S. 401—406,