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Aus dem. Archiv der Deutschen Seewarte. — 1920, Heit 6.
mit größerer Kraft auf die Wassermassen wirkt als der Monsun. Und zwar wirkt der Passat besonders
mit seinem außerhalb unseres Gebietes gedegenen Hauptteile. Es zeigt sich der Passattrift in ihrer
Eigenschaft als Zuflußstrom. Daneben wird auch ein Teil des vom Monsun bewegten Wassers durch
die Einwirkung der Erdrotation seinem Bereich entzogen und der Passattrift einverleibt werden.
In sämtlichen Monaten reicht die Einflußzone des Passats weiter als der Passat selbst. Doch
kreuzen sich die Grenzen im westlichen Teile etwa in der Hälfte der Fälle. Dann reicht also die Mon
suntrift in den Bereich des Passats hinein. Doch treten diese Fälle nur nördlich des Gleichere auf.
Hier strebt die nach rechts ablenkende Rotationskraft der Erde danach, der Passattrift Wasser zu
entziehen und der Monsuntrift einzuverleiben. Dies wird ihr umsomehr gelingen, je- schwächer der
Passat ist, und je stärker der Monsun. Daher finden eine Kreuzung der Grenzlinien im April und Mai
und im Dezember nicht statt; denn der Passatstärke von 5.1—5.8 ms. steht jetzt eine Monsunstärke von
2.7—8.7 ms. gegenüber.
Bei Besprechung der Stromkarten hat sich gezeigt, daß der Äquatorialstrom im Juni und Juli
das Hauptmaximum, im Dezember das Nebenmaximum seiner Ausbildung aufweist, während die Minima
in den Oktober bis November und Januar bis Februar fallen. Betrachten wir damit die Windtabelle
0° Br.— 20° S, 10° W—5° 0, so liegt wirklich zwischen April und Juni ein Maximum der Windstärke.
Im Mai erreicht sie mit einem mechanischen Mittel von 5.8 ms. und 91% Stabilität den höchsten Wert.
Die Tabelle Äquator-Küste, 0°—10° W weist im Juni mit 5.4 ms. und 90% das Maximum auf*). In der
Strömung tritt das Maximum mit einem mechanischen Mittel von 35.6 Sm. und 90 % Stabilität im
Streifen 1—2°N, 5—10° W ebenfalls im Juni ein, erleidet also eine kleine Verzögerung. Klar ist der
Einfluß auch an der Niederguineaküste zu erkennen. Im Juni und Juli reicht die Passattrift am weite
sten an die Küste heran. Gleichzeitig tritt im Bereich 0—10° S, 5° O — Küste mit 2.7 ms. und 2.5 ms.
und 75 % und 74 % die geringste Entwicklung des Südwestmonsuns ein. Es kann also der Passat fast
sämtliche Wasser an sich ziehen. Das Nebenmaximum der Stromstärkcfällt ebenfalls mit einem Maxi
mum des Passats zusammen. Er erreicht im Dezember 5.5 ms. und 90 % Stabilität. Jetzt wird uns
auch das doppelte Maximum in der Stromausbreitung klar, das wir für dein Juni-Juli und Dezember
festgestellt hatten. Je stärker der Passat ist, um so weiter wird er die Stromkante nach Norden ver
schieben. Einmal werden um so größere Wassermassen gegen diese Kante gedrängt, dann braucht
auch der verstärkte Äquatorialstrom einen verstärkten Zufluß, so daß er tiefer in den Golf zurückgreift.
Mit der Hauptausbildung des Passats wird auch seine Richtung am stärksten östlich. Im Juni-
Juli geht er nach N 28° W, im Dezember nach N 15° W. Auch dies wird zu einem stärkeren Fließen
beitragen; denn dann treibt der Wind die Wassermassen in natürlicheren Bahnen vorwärts.
Eine Berechnung des Stromes aus dem Winde dürfte in unserem Gebiete einige Schwierigkeiten
bieten. Wurde doch schon gesagt, daß sogar der östliche Teil des Äquatorialstromes mehreren
Kräften zuzuschreiben ist, der Windwirkung und der Saugwirkung. Es wird also eine Ablenkung der
Strömung aus der Windrichtung nach dem westlichen Teile der Äquatorialströmung anzunehmen sein.
Zudem wirkt noch die Rotationskraft der Erde, besonders im südlichen Teile der Passattrift, und zwar
an ihrer linken Seite. Hier wird die Saugwirkung hinter der Triftwirkung stark zurücktreten, da diese
Wasserteile, wie auf der Karte von Schott- im Valdiviawerke 1 ) zu sehen ist, nur noch in den
schwach fließenden Außenrand der Äquatorialströmung gelangen. So erklärt sich auch leicht das
Abkurven des Wassers nach dem Innern des Ozeans auf . mehreren Monatskarten aus der Rotations
kraft, eine Erscheinung, die sich bei allen Hauptströmungen des Atlantischen Ozeans zeigt und das
Innere der beiden Stromkreise durch Stromstillen und schwache Versetzungen eine geringe Stabilität
zeigen läßt.
Kapitän Hoff mann 2 ) weist zuerst auf die hervorragende Bedeutung der Erdrotation für die
Stromablenkung hin: „Nächst den Winden und der Konfiguration der Küsten muß die Ablenkung durch
*) Die Stromtabellen konnten nicht mit vex-öffentlicht werden. D. Eed.
Ü Valdivia-Expedition, I. Teil, Ozeanographie, Atlas, Tafel XXXIX.
s ) P. Hoffmann, Zur Mechanik der Meeresströmungen, Berlin 1884, S. 15.