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Full text: 38, 1920

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Johannes Jank et: Strömungen und Oberflächentemperaturen im Golfe von Guinea. 
I. Einleitung. 
Teilt man den Südatlantischen Ozean vom Nordatlantischen mit P e s c h e l l ) durch eine Linie ab, 
die man von Kap San Roque am Osthorn Brasiliens nach Monrovia an der Küste des afrikanischen 
Liberia zieht, dann bildet der Golf von Guinea einen Teil des Südatlantischen Ozeans, und zwar den 
Teil, der tief in das afrikanische Festland eindringt. Nach Lenz 2 ) unterbricht er zwischen Kap Palmas 
und Kap Frio den sonst geradlinigen Verlauf der Westküste, so daß hierdurch die im allgemeinen als 
Guineaküste bezeichneten Landschaften in eine Nord- und Südhälfte, Ober- und Niederguinea, getrennt 
werden. Man wird daher den Golf von Guinea begrenzen können: Im Norden durch die Oberguinea 
küste von Kamerun bis Kap Palmas, im Osten durch die Niederguineaküste von Kamerun bis Kap Frio 
und nach dem offenen Meere zu durch eine Linie, die Kap Palmas mit Kap Frio verbindet. Für die 
vorliegende Arbeit wurde das Gebiet noch etwas etwas erweitert: Als Südgrenze wurde 20° südl. Br., als 
Westgrenze 10° westl. L. angenommen. Nördlich von 4° nördl. Br. wurde die Bearbeitung bis 11° 
westl. L. ausgedehnt, so daß auch noch das Küstengebiet von Liberia Berücksichtigung findet. 
Die Meeresströmungen, die den Golf von Guinea beherrschen, gehören im wesentlichen dem süd 
atlantischen Stromsystem an. Da ihre Stromgebiete und die Ursachen ihrer Enstehung nur zum Teil 
innerhalb des Golfes liegen, wird es nötig sein, über das Arbeitsgebiet hinauszugehen und auf Grund 
der vorhandenen Literatur die benachbarten Meeresteile zum Vergleiche und zur Ergänzung her 
anzuziehen. 
Drei Strömungen machen nach allgemeiner Anschauung in unserm Gebiete ihren Einfluß geltend. 
Unter dem Antriebe des Südost-Passats trägt ein gewaltiger Weststrom, der Südäquatorialstrom oder 
Hauptäquatorialstrom, seine Wassermassen, teilweise auch nördlich des Äquators fließend, von der 
Niederguineaküste bis zum brasilianischen Osthorn. Er gilt als reiner Triftstrom, ebenso wie sein nord- 
atlantisches Gegenstück, der Nordäquatorialstrom. Zwischen beiden dehnt sich, nach Osten an Breite 
zunehmend, die Äquatorialgegenströmung aus. Am afrikanischen Feistlande teilt sie sich. Ein Teil fließt nach 
Nordwesten und biegt schließlich in den Nordäquatorialstrom ein. Der Hauptstrom fließt als Guinea 
strom in den Golf, so daß die ganze Küste von Oberguinea bis in die Bucht von Biafra von seinem 
dunkelblauen, klaren und warmen Wasser bespült wird. Die Gegenströmung wird von den Äquatorial 
strömen genährt und gleichzeitig als Ersatzstrom für diese aufgefaßt. Die Guineaströmung beruht teil 
weise und zeitweis(>w*Lnch auf der Triftwirkung des Südwestmonsuns, der an der ganzen Oberguinea 
küste ins afrikanisch Festland hinein weht. Der Südäquatorialstrom empfängt seine Hauptwasser 
massen von der Benguelaströmung. Diese ist vorzugsweise eine Ersatzströmung, wenn auch dem Süd 
ost-Passat für ihre Entstehung ein gewisser Einfluß zuzuschreiben ist. Die Benguelaströmung kommt 
aus höheren Breiten. Sie ist daher kalt. Auch besitzt ihr Wasser nur eine geringe Durchsichtigkeit 
und graugrüne Farbe. Auf ihrem Laufe biegt sie aus der an der südwestafrikanischen Küste nordnord 
westlichen Richtung schließlich nach Westen um. So mündet sie in den Südäquatorialstrom, wird dessen 
Wurzel. Ein Ausläufer aber setzt in nördlicher Richtung auf die Bucht von Biafra zu. Hier trifft er mit 
dem Guineastrom zusammen und kämpft mit ihm um die Vorherrschaft. 
Von dieser Darstellung der Stromverhältnisse in ihren Grundzügen weichen die Ansichten viel 
fach ab. Auch erleiden die Strömungen im Laufe des Jahres zahlreiche Verschiebungen. Gleichzeitig 
hiermit treten auffallende Temperaturänderungen ein. Auf Grund des zahlreichen Beobachtungsmate 
rials soll diese Arbeit die Temperatur- und Strömungsverhältnisse unseres Gebietes klarstellen und 
begründen. 
Ü O. Pesehel, Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde, Leipzig, 2. Aufl. 1876, S. 77, 
2 ) A. Scobel, Geogj\ Handbuch, Bielefeld u, Leipzig, 5. Aufl,, 1910, 2. Bd„ S. 169.
	        
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