(¡ Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1920 Xr. 5 —
land der Kampania. Die Warte lag frei aui dem letzten Ausläufer des nördlichen Gebirges, dicht
oberhalb des Wardars und der Bahnstation, 27 m über dem Bahngelände.
Drama hegt flach am Nordrand einer Ebene, die nach N zu durch den 1850 m hohen Bozdag
umfaßt und im S durch den ebenso hohen Prnardag sowie durch den Höhenzug nördlich Kavalla vom
Ägäischen Meer getrennt wird. Im Osten begrenzen die Ebene die den Mestalauf begleitenden Berge;
am flachsten ist der Ausgang der Ebene nach SW ins Becken der Struma. Die Warte lag in gleicher
Höhe wie die Stadt, jedoch außerhalb, dicht südlich des Bahnhofs, frei von allen Seiten zugänglich.
Wald ist in weiter Umgebung bei keiner Warte vorhanden. Monastir und Prilep geben die
typischen Verhältnisse des mazedonischen Berglandes, Hudova die der Übergangszone zwischen dem
gebirgigen Hinterland und der Küstenebene, Drama die der Küstenebene selber. Monastir (Prilep),
Hudova und Drama liegen ungefähr auf derselben Breite, etwas über 41°. Es betragen die Entfer
nungen Monastir-Hudova etwa 100 km, Prilep-Hudova 75 km, Hudova-Drama 160 km.
Die Warten waren mit neuzeitlichen, amtlich geprüften Instrumenten ausgerüstet; im einzelnen
wird später hierüber berichtet werden. Die Beobachtungen entsprechen in Bezug auf Zuverlässigkeit
durchaus den Ansprüchen, die an wissenschaftlich arbeitende Warten gestellt werden. In leitender
Stelle tätig waren die Meteorologen Dr. J. Hollerer (Drama), Dr. A. Booß (Hudova), Dr. K. Joester und
Verfasser selbst als Leiter einer Armeewetterwarte (Monastir, Prilep). Verfasser hat am längsten,
2Vi Jahre hindurch, das Wetter in Mazedonien miterlebt und alle Warten aus persönlicher Anschauung
gekannt.
Die Gewinnung zuverlässiger Beobachtungen wurde nicht nur durch dauernde Überwachung
seitens der leitenden Stellen gewährleistet, sie wurde auch durch häufige Abwechslung seitens der
Beobachter gefördert, die sich so gegenseitig kontrollierten, ferner durch die starke Häufung der Beob
achtungen, welche die verschiedensten militärischen Zwecke verlangten, schließlich auch durch Ver
gleichung der Resultate einer größeren Zahl von Warten untereinander und durch die Aufzeichnung
von Registrierapparaten. Es ist so zum ersten Male wissenschaftliches, systematisch angestelltes Beob
achtungsmaterial von Mazedonien gesammelt worden, vor allem auch über die bis dahin unerforschten
Luftströmungen in der Höhe. Allerdings nur über verhältnismäßig kurze Zeit; dies ist bei der Ableitung
allgemeiner Schlüsse zu berücksichtigen. Es sei gleich bemerkt, daß die Kriegsergebnisse sich denen
aus der früheren Zeit gut anpassen.
Da es sich in dieser Abhandlung um eine erste Bearbeitung des mazedonischen Klimas über
haupt handelt und das vorliegende zahlenmäßige Material gering ist, müssen alle Beobachtungsangaben
herangezogen werden. Es sollen in der Hauptsache die Grundtatsachen festgestellt werden. Die Kriegs
beobachtungen wurden für alle Stationen gleichförmig zu Mittelwerten zusammengefaßt. Der Zusammen
hang der einzelnen klimatischen Faktoren untereinander und die zeitlichen Änderungen lassen sich so
näher verfolgen. Der größte Teil der Messungen ist bereits während der Kriegszeit zu Monatswerten
verarbeitet worden. Verfasser hat diese nachgeprüft, ferner den Rest, insbesondere die Ergebnisse
von Hudova nachträglich berechnet. Einen ‘wesentlichen Anteil an der früheren Verarbeitung hat
Dr. Joester. Es ist aus Raummangel nicht möglich, die Ergebnisse aller angeführten Kriegswarten
hier ausführlich für jeden einzelnen Monat abzudrusken. Das geschieht im allgemeinen nur für Hudova,
als der Station mit längster ununterbrochener Beobachtungsreihe (2 3 /* Jahre). Einige besondere Pro
bleme, die für den Witterungsablauf-wichtigsten, wurden auf Grund der Kriegsmessungen einer näheren
Untersuchung unterworfen.
Klimatische Angaben in allgemeinverständlicher Form wurden in Nummern der Kriegszeitung
der Heeresgruppe Below, später Scholtz veröffentlicht 1 ), ferner findet sich ein allgemein gehaltener
Aufsatz des Verfassers über das Klima in dem Erinnerungswerk für die Mitkämpfer auf dem maze
donischen Kriegeschauplatz 2 ). Allgemeine klimatisahe Bemerkungen bringt in der Literatur in treffen
der Weise besondere Dr. J. Cvijiö®). —
’) An fiel' vom Verf. auch von Dr. Joester und Dr. Booß. — ®) Berlin 1919, S. 67—75. — :i ) Grundlinien der Geographie
und Geologie von Mazedonien und Altserbien, Petermanns Mitteilungen, Ergänznngslieft 162, Gotha 1908.