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Full text: 38, 1920

A. Koppen: Bas detonierende Meteor vom 3. Sept. 1919, 10 Uhr 25 Min. abends, in Schleswig - Holstein. 15 
Es sind jetzt also für vier verschiedene Bahnteile Durchschnittsgeschwindigkeiten bekannt, in 
Fig. 4 sind diese Strecken mit den entsprechenden Geschwindigkeiten in km/sek. dargestellt. Nimmt 
man für die Mitten der Strecken die jeweiligen Durchschnittsgeschwindigkeiten als augenblickliche Ge 
schwindigkeit an und berechnet für diese Bahnpunkte die entsprechenden Höhen, so ergibt sich die 
Geschwindigkeitsdarstellung der Fig. 5, in der die Abscissen die Geschwindigkeit in km/sek., die Ordi- 
uateu die Höhe in km bedeuten. Für den Hemmungspunkt ist nach A. Wegener eine Geschwindigkeit 
von 1 km. sek angenommen, was der Geschwindigkeit von Explosionswellen entspricht, aber nur einen 
unteren Grenzwert darstellt, denn es ist sehr wohl möglich, daß das Meteor im Augenblick des Zer 
springens eine noch wesentlich größere Geschwindigkeit hatte und ungeteilt noch viel länger ge 
leuchtet hätte. Aus der Krümmung der Luftwiderstandskurve von Meteoren von A. Wegener 1 ) gellt 
nun für die unteren 70 km der Flugbahn hervor, daß für die Mitte einer Bahnstrecke eine etwas kleinere 
augenblickliche Geschwindigkeit anzunehmen ist, als die mittlere Geschwindigkeit der Strecke, so daß 
also vor allem die Punkte II und IV in Fig. 5 noch etwas nach links zu verschieben wären, unbedeutend 
auch Punkt III; Punkt I wäre dagegen noch weiter nach rechts zu legen und V vermutlich ebenfalls aus 
den oben erörterten Gründen, sodaß man mit derartigen Korrektionen zwanglos zu der eingezeichneten 
gestrichelten Kurve gelangen würde, die der Wegen ersehen entspricht. Bei der Kurve von Wegener 
würde die mittlere Geschwindigkeit in den Höhen von 83 km bis zum Hemmungspunkt etwa 16 km sek. 
betragen, die der Rechnung zugrunde, liegende außeratmosphärische Geschwindigkeit ist jedoch 4'A mal 
größer, nämlich 72 km sek; bei ähnlichem Verlauf der Geschwindigkeitskurve würde also in diesem 
Fall von 31 km sek mittlerer Geschwindigkeit in der Stickstoffsphäre auf 140 km sek außeratnio- 
sphärisclier Geschwindigkeit relativ zur Erde zu schließen sein. Bei der Wege »ersehen Rechnung sind 
allerdings die Geschwindigkeiten nur aus den betreffenden Luftdrucken erschlossen worden ohne Rück 
sicht auf die geringere Masse und leichtere molekulare Beweglichkeit des oberhalb 80 km vorwiegend 
anzunehmenden Wasserstoffs, sodaß wohl für diese oberen Regionen eine wesentlich geringere Ge 
schwindigkeitsabnahme anzunehmen ist. Andererseits ist aber bei unserem unter so spitzem Winkel in 
die Erdatmosphäre eindringenden Meteor die in der Wasserstoffsphäre liegende Bahnlänge und 
damit die Bremsung in ihr wesentlich größer als bei dem theoretischen Meteor von 
Wegener, das unter 45 in die Lufthülle eingedrungen gedacht ist. Völlig unsicher wird 
aber jeder Schluß auf die außeratmosphärische Geschwindigkeit dadurch, daß über die Größen 
maße des Meteoriten nichts bekannt ist, und die Geschwindigkeitsabnahme ja vor allem von 
der Größe und dem spezifischen Gewicht des kosmischen Körpers abhängt. Wegener Hatte einen 
Steinmeteoriten (p =: 3,5) von 0,2 m Radius der Rechnung zugrunde gelegt, oh unser Meteorit nun 
größer oder kleiner anzunehmen ist, dürfte schwer abzuschätzen sein. Aus diesen Betrachtungen geht 
jedenfalls hervor, daß hei Meteoren von gewöhnlicher Größe die wahre geozentrische Geschwindigkeit 
außerhalb' der Lufthülle um ein Mehrfaches größer sein wird als die meist der weiteren Rechnung 
zugrunde gelegte mittlere Geschwindigkeit in der Stickstoffatmosphäre. 
IX. Die heliozentrische Bewegung. 
Die Berechnung wurde nach der von Bauschin ge r ä ) angegebenen Weise ausgeführt. Zu 
grunde gelegt wurde die allein bekannte mittlere Geschwindigkeit in den unteren Atmosphärenschichten 
von 31 km/sek. Hiervon sind noch 2 km/sek abzuziehen, welche Geschwindigkeit das Meteor durch 
die Erdanziehung erhielt, so daß man als wahre geozentrische Geschwindigkeit u — 29 km/sek erhält. 
1 ) A. Wegener, Über Luftwiderstand bei Meteoren. Sitz. Bor. d. Gesellscli. z. Boförd d. ges. Xntnrwiss. 
Marbnrg. Nr. 2, April 1919. 
-) Bnlischinger. J)ie Baiiiibestiiiiiining der Himmelskörper. 
Leipzig 1903. S. 579 -585.
	        
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