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Aus dum Archiv der Deutschen Seewarte. 1920, Kr. 1.
August..,. P. G. Kapstadt 34° S. Br. Auf 23° S.Br. an der Küste ll.ftV
A. G. St. Paul de Loanda 9° S. Br. in 300 km Abstand .... 15.8V
Ausdehnung 25° Differenz — 4,2V
Bemerkenswert ist, daß die polare Grenze (P. G.) lest bleibt und sich nur die äquatoriale (A. G.) im
Laufe des Jahres verschiebt. Das Minimum des Auftriebes tritt nach dieser Aufstellung im November
ein, das Maximum im August, so daß dein Auftriebe für die Ausdehnung 9 Monate, für sein Zurückgehen
aber nur 3 Monate zur Verfügung stehen. Ich möchte besonders hierauf hinweisen, da das bearbeitete
Material zu anderen Ergebnissen führt.
Was die Ursachen des Auftriebes anbetrifft, so haben wir diese nicht in ablandigen Winden zu
suchen — sie sind meistens auflandig —, sondern in der an dev Westküste Südafrikas vorbeifließenden
Benguela-Strönumg. Schott schreibt hierüber’'): „In dem nach links, nach NW und WNW von der Küste
weggevichtcteu Abbiegen der Benguela-Strönumg haben wir also die Grundursache des kalten Auftrieb
wassers an der südwestafrikanisclien Küste und all seiner üblen klimatischen Folgen zu sehen, soweit
man nicht die parallel zur Küste wehenden Südwinde in direkter, aller zweiter Linie mit verantwortlich
machen will.“
Die jahreszeitlichen Unterschiede in der Ausdehnung und Intensität des Auftriebes erklärt »Schott
dadurch, daß im südhemispherischen Winter der SE-Passat kräftiger weht als im Sommer, somit also auch
ein schnelleres Strömen seiner Drift, des Benguelastromes, veranlassen muß, was seinerseits wieder zur
Folge hat, daß die saugende Wirkung der ablandigen Strömung größer wird und auch das kalte Wasser
schneller und weiter nach Norden geführt wird.
Diese aus der Tiefe tmfqueüenden kalten Wassc-rinasscu geben dem Oberflächen Wasser eine bedeutend
niedrigere Temperatur, als man für diese Breiten erwarten sollte. Die jährliche Anomalie 10 ) ist für
unser Gebiet negativ und nimmt sein- große Werte an. Ihr größter Wert wird in der Gegend von
Swakopmund und Walfischbucht mit - -8,0 C erreicht.
Klimatisch üben nur, diese kalten Wassermassen”') für das Hinterland ci? übelste Wirkung aus,
insofern als sie die von »See kommenden feuchten Winde bereits über sich zur Kondensation meistens in
Form von Nebel zwingen und so der dahinterlk genden Küste die zum Vorhandensein lebender Wesen
notwendige Feuchtigkeit entziehen, ln seiner Wirkung ist das kalte Wasser also vergleichbar mit einem
Gebirge, in dessen Regenschatten das Küstengebiet liegt.
Die Verteilung der Oberflächentemperatur des Wassers.
Die aus dem Va] di via-Werk angeführte Tabelle 3 (s. S. 9) gibt uns die großen Zügt der Tem-
peraturverteilung: an der Küste das kälteste Wasser, von da nach der offenen See zu Temperatur
zunahme, deren Grad in den verschiedenen Breiten und je nach der Jahreszeit verschieden ist, und
außerdem jahreszeitliche Veränderugen in der Ausdehnung des kalten Wassers. Unter diese Gesichts
punkte werden wir unsere Beobachtungen stets unterzuordnen haben.
Die notwendige Aufteilung unseres Gebietes nach den einzelnen Monaten erlaubt es leider nicht,
für jeden Monat einen Überblick über die Temperaturverteilung längs der ganzen Küste oder gar des
ganzen Auftriebgebietes zu geben. Ich muß mich daher auf die auf S. 4 angegebenen Küstenabschnitte
*) Es ist nicht die Bengnela-Str&nmng, der diese üble Wirkung oft genug ungeschrieben wird, sondern das noch kältere
■iuftriebwauser. das in klimatischer Beziehung so schädlich wirkt. Vgl. auch Yaldiva-Werk, Bd. 1, 8. 127. Anm. 4.