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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1914, Nr. 1.
§ 2.
Temperatur und relative Feuchtigkeit der Luft.
Vom 3. Mai bis zum 7. Oktober fanden in vierstündigen Zeitabständen 845 Doppelablesungen am
Aspirationspsychrometer statt. Die folgende kleine Tabelle gibt eine Übersicht über den täglichen
Gang der Lufttemperatur in den einzelnen Reiseabschnitten. Um der fortschreitenden Änderung der
Lufttemperatur während des Abschnitts Rechnung zu tragen, geben wir nicht die Mitteltemperaturen,
sondern die mittleren vierstündigen Änderungen der Temperatur. Deren Summe gibt den mittleren
Unterschied gegen die Temperatur vor 24 Stunden.
Tabelle 1. Mittlere Aenderung der Temperatur in 4 und iu 24 Stunden.
Tage MN. 4 V. S V. MT. 4 N. 8 N. MN. Summe
Von Wilhelmshaven nach Ferrol . .
6
0.4
-0.6
1.0
1.2
-0.7
-0.3
1.0
Von Ferrol nach Cadiz
4
-0.2
0.3
0.6
0.3
-0.2
0.0
0.8
Von Cadiz nach Teneriffa
6
0.0
C.2
0.5
0.1
-0.6
0.0
0.2
Hafen von Santa Cruz
8
-0.3
2.0
0.3
-0.1
-0.9
-0.4
0.6
Von Teneriffa nach Dakar ....
71/3
-0.1
0.9
0.4
0.0
-0.6
-0.1
0.6
Hafen von Dakar
9
-0.2
1.1
1.3
-0.6
-1.2
-0.5
-0.1
Von Dakar nach Freetown ....
5
-0.2
0.2
0.6
-0.7
-0.1
0.0
-0.2
Hafen von Freetown
7
-0.6
0.3
0.9
0.7
-0.6
-0.6
0.1
Von Freetown nach Lome ....
81/2
-0.3
0.1
0.8
-0.6
-0.3
0.0
-0.3
Vor Lome
101/2
-0.1
0.0
0.7
-0.3
-0.4
-0.3
-0.4
Zwischen Lome und Lagos
4
0.0
0.1
0.7
-0.2
-0.4
0.0
0.2
Hafen von Lagos
12
-0.4
0.0
0.9
0.2
-0.6
-0.2
-0.1
Von Lome nach Duala
4
0.0
0.3
0.4
0.2
-0.1
0.0
0.8
Hafen von Duala
10
-0.2
0.4
0.9
0.2
-0.9
-0.7
-0.3
Von Duala nach dem Kongo ....
6 l /s
-0.2
0.0
0.3
0.0
-0.1
-0.3
-0.3
Kongo-Mündung und Banana . . .
6
-0.1
0.0
1.2
0.5
-0.8
-0.6
0.2
Hafen von Boma
10
-0.9
-0.1
1.9
1.3
-1.5
-0.7
0.0
Vom Kongo nach Swakopmund . . .
10
-1.2
-0.6
1.3
-0.6
0.8
-0.3
-0.6
Vor Swakopmund
2
0.4
-0.2
1.6
0.5
-1.3
-0.9
0.1
Von Swakopmund nach Liideritzbucht
2
1.0
-0.5
-0.3
1.7
-1.0
-0.9
0.0
Die stärksten Temperaturänderungen zeigt uns die Tabelle einerseits in den Häfen von Santa
Cruz und Dakar bei ziemlich heiterem Himmel (mittl. Bewölkung 4), andererseits am unteren Kongo,
hier auf fallender weise bei fast ganz bedecktem Himmel; die Temperaturzunahme fand dort vorwiegend
am frühen Morgen, hier dagegen teilweise erst nach Mittag statt. In den Häfen von Freetown, Lagos
und Duala war die größte mittlere Temperaturänderung in 4 Stunden nur 0.9°, auf der Reede von Lome
sogar nur 0.7°.
Aus denselben Ablesungen des Aspirationspsychrometers erhalten wir auch ein interessantes
Bild von den so wenig bekannten Feuchtigkeitsverhältnissen der untersten Luftschichten auf dem
Atlantischen Ozean. Das Ergebnis ist äußerst bezeichnend durch die überaus große relative Feuch
tigkeit. Sie betrug, da die tägliche Periode nur gering war, selbst am Tage meist über 80 %.
Während der ganzen Reise von Anfang Mai bis Oktober sank die relative Feuchtigkeit nur an
einem einzigen Hafenort, in Santa-Cruz auf Teneriffa, unter 66 %. Hier wurde an einem Tage, auf
fallenderweise erst um 8 h abends, 43 % gemessen, während an den übrigen sieben Tagen des dortigen
Aufenthalts die Feuchtigkeit bis 45%, 49%, 54%, 55%, 56%, 58% und 61% herunterging. Diese
niedrigen Stände scheinen durch föhnartige herabsteigende Winde bedingt gewesen zu sein.
In einem anderen Hafen, in Dakar bei Kap Verde, wurde als niedrigste Feuchtigkeit in der Zeit
vom 19. bis 28. Juni 70 % beobachtet. Eine einzelne Messung mit 58 % (die absolute Feuchtigkeit wäre
14,7 g gewesen) um 12 Uhr mittags zwischen den Werten 80 % (absolute Feuchtigkeit 17,9) um 8 Uhr
vormittags und 74 % (absolute Feuchtigkeit 17,8) um 4 Uhr nachmittags dürfte auf irrtümlicher Ab
lesung oder Niederschrift wahrscheinlich des feuchten Thermometers beruhen; denn auch eine Ände
rung der Windrichtung lag nicht vor, es war dauernd schwacher Nordwestwind. Im übrigen ist wäh
rend der Monate von Mitte Juni bis Anfang September auf der ganzen Fahrt