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Full text: 36, 1913

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1913 No. 1 — 
gnomonischeu Inhalts geschrieben haben, so „Über die Sonnenuhren“, „Über die Konstruktion der Schatten- 
linien des Gnomons der Sonnenuhr“. Tabit kennt also bereits jene Ivegelschnittskurven, welche der 
Schatten der Stabspitze täglich durcheilt, („quas gnomonetrum styli apicis umbra percurrit“). Anscheinend 
ist die wohl irrige Ansicht verbreitet, daß Gerhard von Cremona (1114 — 1187) die Schrift des Tabit: 
„de horometria“ übersetzt habe. 1 ) Sie befindet sich in der Bibliothek zu Escurial; die anderen angeführten 
Werke sind nicht mehr erhalten. Auch ein Enkel Tabits hat über Sonnenuhren geschrieben; Suter nennt 
a. a. 0. pag. 58: „Über die Sonnenuhren“, (wörtlich: Schatteninstrumente), „Über die Konstruktion und 
Anwendung der Sonnenuhren“, „Über die Schatten und besonders die Einrichtung der Sonnenuhr, bei 
welcher der Schatten nicht länger und nicht kürzer wird als erforderlich für die Auffindung der Mittags 
linie“. Von allen 3 Schriften scheint nichts mehr zu existieren. 
Verschiedene Astronomen scheinen sich sehr frühzeitig mit der Festsetzung der Gebetsrichtung 
(Qible = Gesichtswendung gen die Kaaba zu Mekka) befaßt zu haben. Nicht mehr vorhanden ist eine Schrift 
des Ahmed ben Da’ üd, Abu Hanifa el-Dinawari (aus Dinawar 4-895) „Über die Qible“; hingegen 
findet sich noch als arabisches Manuskript zu Paris eine Abhandlung des El-Fadil ben Hatmi elNairizi 
(4-922/23) „Über die Gebetsrichtung“. Es ist ja sehr verständlich, daß dieses religiöse Moment, worüber 
Kapitel IV ausführlich handeln wird, schon bei den ersten arabischen Astronomen eine große Rolle spielen 
mußte. Die Qible wurde auf der Platte aller Horizontalsonnenuhren gezogen. Suter berichtet a. a. 0., 
pag. 39, von Muslin ben Ahmed el-Leiti, bekannt unter dem Namen Sahib el-qible (d. i. Meister 
oder Bewahrer der Qible) aus Cordova, (4907/908) daß er diesen Beinamen Sahib el-qible nur erhalten habe, 
weil er so leidenschaftlich um ihre Innehaltung besorgt war. 
Zu einer gewissen Berühmtheit sind auch die arabischen Wasseruhren gelangt, die, wie Kapitel III 
zeigt, mit den gnomoniscben Problemen der Araber aufs innigste Zusammenhängen. Einhard beschreibt in 
den Annales Francorum, annus 807, die bekannte Wasseruhr, welche Harun ar-Raschid Karl dem Großen 
zum Geschenke machte. In Tome XVII (1891) des Journal asiatique hat Baron Carra de Vaux unter 
dem Titel: „Notice sur deux manuscrits arabes“ auch den Traktat eines nicht genannten arabischen Autors 
über Wasseruhren übersetzt, deren Erfindung aber bekanntlich nicht Sache der Araber, sondern der 
Griechen ist. A. Wittstein bespricht im VI. Band der „Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik*“ 
ausführlich genannte Wasseruhren, welche bei den Arabern tagär heißen. (Vgl, A. Wittstein: Historisch 
astronomische Fragmente aus der orientalischen Literatur a. a. 0. pag. 91). Sie waren in der Regel so 
eingerichtet, daß sie nach jeder Stunde eine Kugel warfen oder fallen ließen. Die betreffende Stelle lautet 
nach der Übersetzung Carra de Vaux’s: „Alle Stunden kommt ein Loch der oberen Platte mit dem ein 
zigen Loch der unteren Platte zur Deckung; es fällt eine Kugel; sie wird zur Spitze eines Enterhakens 
hingeführt, welche sich auf der Außenseite der Kiste befindet, deren Schnabel sich vermittelst einer Schaukel 
bretteinrichtung öffnet und die Kugel auszuwerfen scheint. Man erhält ein Schlagwerk, wenn man unter 
die Spitze des Enterhakens ein Schallbecken aus Kupfer oder Stahl stellt, welches die .Kugel bei ihrem 
Falle trifft“. 
Noch nicht aufgeklärt ist, was der Astronom Mob. ben el-Hasan ben Achi Hisam unter „motabbile“ 
versteht, von den Übersetzern mit „trommelnder Sonnenuhr“ wiedergegeben. G. Flügel sagt in den An 
merkungen zur Herausgabe des Filmst, (II, 132) es sei dies „unstreitig eine Sonnenuhr, welche die Mittags 
stunde durch Beckenschall andeutete“. 2 ) 
Wennschon im 10. Jahrhundert einer der bedeutendsten arabischen Mathematiker, AbulWefa, lebte, 
der an dem Ausbau der Trigonometrie unter den mohamedanischen Gelehrten kein geringes Verdienst batte, 
und wennschon er’dem Kollegium der Sternwarte angehörte, welche der ßujide ScharafEddaula 
(985—989) im Garten seines Palastes zu Bagdad bauen ließ, so scheint er doch über Sonnenuhrkunde nichts 
geschrieben zu haben, und ein Gleiches gilt von Al-Birüni. Dagegen muß die Gnomonik eine ganz bedeutende 
Förderung durch Ibn Jünis (+1009 in Kairo) erfahren haben. Leider sind seine berühmten Hakimitischen 
*) Eine freundliche diesbez. briefliche Mitteilung von Herrn Prof. Suter an den Verfasser besagt, daß das Exemplar 
im Escurial arabisch sei und er nicht an eine lateinische Übersetzung desselben glauben könne. 
2 ) Nach einer freundlichen diesbez. Mitteilung Herrn Prof. Suters an den Verf. mag hier ein Fehler des arabischen 
Textes vorliegen, selbst wenn die Vermutung Flügels richtig ist/ kann man sich kaum vorstellen, wie dies bewerk 
stelligt wurde.
	        
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