Bewölkungsverhältnisse und Sonnenscheindauer von Nordamerika.
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Archiv 1912. 1.
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Auch diesmal umschließt eine Linie, die von 3 °/o, fast das ganze Gebiet, nur erscheint sie in einzelne
Zweige aufgelöst. Im Westen findet sie sich sowohl in Nordwest-Californien als auch in Nordwest-
Washington. Sodann wendet sie sich von Saskatchewan durch Montana, Nord-Dakota, Manitoba nach dem
Michigansee, schließt den Huronsee südlich aus und umsäumt die Halbinsel Ontario. Weiter nimmt sie
ihren Lauf längs des Lorenzstromes und biegt nördlich Quebec nach Osten um. Im Südosten kreuzt sie
Georgia, Tennessee, Mississippi und Louisiana. Dazwischen werden fast nur größere Beträge erreicht,
jedoch höchstens 10%, wie in Colorado, Missouri, Süd-Florida, Ost-Pennsylvania, Ost-New York und in
Maine. Diese Gebiete höherer Beträge heben die Linien für 5 °/o hervor. Eine solche verläuft von Cali
fornien nordöstlich nach Utah, beschreibt einen Bogen bis Oregon westwärts und zieht sich dann östlich
und südöstlich bis Ohio hin, wo sie nach Südwesten umbiegt. In Texas endet sie. Eine andere 5%-Linie
sucht von New Jersey aus den Eriesee auf und verläuft dann parallel der von 3 °/o nach Nordosten. Nur
um Columbia (Missouri) erfolgt eine Steigerung auf 15 °lo.
Daß die größten Abweichungen im Verhältnis zu den kleinsten nicht erheblich sind, läßt sich am
besten aus den Differenzen zwischen beiden sehen. Zum größten Teile betragen sie etwa 5 °/o, nur in
Ost-Washington, in Arkansas, Missouri, Kentucky und Ohio, in New York, in Maine und in Georgia steigern
sie sich auf 10 %>, ja in Missouri, Südwest-Ohio und West-New York auf 15 °/o.
2. Übereinstimmung (1er Ergebnisse der beiden meteorologischen Elemente.
Nachdem so die Beträge von Bewölkung und Sonnenscheindauer miteinander verglichen worden sind,
wird unsere nächste Aufgabe nun sein, festzustellen, ob und inwieweit die sowohl für Bewölkung als auch
für Sonnenscheindauer gefundenen Tatsachen übereinstimmen. Da finden wir größtenteils bestätigt, daß
dann, wenn die Himmelsbedeckung ein Maximum aufweist, gewöhnlich der Sonne die kürzeste Zeit bleibt,
ihre Strahlen zur Erde zu senden. Da der Eintritt der Extreme nach Jahreszeiten angeordnet worden ist,
so sind die Unterschiede in dieser Hinsicht nicht sehr weitgehend. Oft ändern sich die Beträge in den
einzelnen Monaten der aufeinanderfolgenden Jahreszeiten nur wenig, und daher ist es leicht möglich, daß
sich die Eintrittszeiten der Extreme beider meteorologischer Elemente nicht genau entsprechen. Vielleicht
hat dies seinen Grund auch darin, daß den kurzen Beobachtungsreihen für die Sonnenscheindauer die be
deutend längeren der Bewölkung gegenüberstehen.
Diese Verschiedenheiten im einzelnen zu untersuchen, dürfte wenig Zweck haben. Mehr Interesse
erfordert jedoch die Frage, ob die Gebiete, die sich besonders hervorheben, sich entsprechen. Deutlich
ist der äußerst heitere Südwesten gekennzeichnet. Ihm gegenüber stehen Nordwesten und Nordosten als
weniger freundlich. Von einschneidender Bedeutung ist das Seengebiet. Es zeichnet sich durch starke
Himmelsbedeckung und wenig Sonnenschein aus. Im gleichen Sinne behauptet sich Westvirginia. Das
Innere des Gebietes östlich vom Felsengebirge zeigt von Süden nach Norden eine geringe Veränderlich
keit des Himmels.
Auch die Vergleiche hinsichtlich der jährlichen Amplitude lehren fast keine Verschiedenheiten. Wenn
im Seengebiete für die Sonnenscheindauer die jährliche Schwankung um weniges größer ist als für die
Bewölkung, so gleicht sich dies im Westen aus, wo die Änderungen der Himmelsbedeckung im Laufe des
Jahres größer erscheinen als entsprechend für die Sonnenscheindauer.
Die Veränderungen von einem Monate zum anderen erweisen sich besonders im Herbst und im
Frühling erheblich.