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Aus dem Archiv' der Deutschen Seewarte. 1912, Nr. 1
a) Eintritt des Maximums.
Im Jahresmittel läßt der tägliche Verlauf der Sonnenscheindauer deutlich voneinander getrennte
Gebiete gemäß dem Eintreten des Maximums erkennen. So zeigt die pazifische Küstenregion im Norden
von 12—1 ll , im Süden von 1—2 h den stärksten Sonnenschein. Am West- und Ostabhange des Felsen
gebirges erweist sich die Stunde von 10—11 h als die sonnigste, doch von 1—2 h sucht hier die Sonne
abermals ihre Herrschaft geltend zu machen. Der übrige Teil des Ostens bis zur Küste läßt von 12—11'
mit nur wenigen Ausnahmen der Sonne den größten Spielraum. Nur an der südöstlichen Küste und in
Florida ist ihr dies bereits von 11—12 11 möglich.
In den einzelnen Jahreszeiten ziehen die Bereiche für das Eintreten des Maximums zu einer be
stimmten Zeit ihre Kreise bald weiter, bald enger. Beginnen wir mit dem Winter. Da bleibt der
pazifischen Küste für das Maximum der Nachmittag, jedoch diesmal von Norden bis Süd-Californien von
12—l 11 , erst im Süden von Californien selbst von 1—2 h . Durch Colorado, Wyoming nach dem Westen
von Montana zieht sich ein Streifen, w 7 o der Vormittag sich als am sonnigsten offenbart, und zwar von
10—ll h . Etwa bis zum 95.° W. L. östlich behauptet sich die Sonne von 1—2>' siegreich, nachdem sie
dasselbe schon von 10—11 11 zum Teil auch mit Erfolg versucht hat. Fast im ganzen Osten tritt der
stärkste Sonnenschein von 12—l h ein. Nur im östlichen Seengebiet, südostwärts davon und längs der
Küste bis Süd-Carolina ist dies für die Zeit von 11—12 11 der Fall.
Im Frühling erfährt der Bereich, wo der Vormittag bereits die stärkste Sonnenscheindauer auf
weist, eine bedeutende Erweiterung. Westlich und östlich vom Felsengebirge begegnet man dem Maximum
von 10—11 fi, im nördÜchen Seengebiete und an der Ostküste erst von 11—12 Dazwischen tritt die
größte Sonnenhelligkeit von 12 —11 h ein, an der pazifischen Küste greift diese dagegen erst von 1—2*> Platz.
Auch im Sommer genießt für einen großen Teil des Gebietes der Vormittag den Vorzug größerer
Sonnenscheindauer, jedoch der östliche Abhang des Felsengebirges in weiterer Ausdehnung als der west
liche. Im nördlichen Teile offenbart sich diese Überlegenheit des Vormittages bereits von 9—10*‘, südlich
und östlich davon erst von 10 — ll h und nur an der Südküste westlich vom Mississippi gleichfalls von
9—IO 11 . Nach Nordosten zu verspätet sich das Maximum in die Zeit von 12—l h , dagegen wird an der
pazifischen Küste die größte Helligkeit erst von 1—2 11 erreicht.
Nach dem Herbste zu erfolgen mancherlei Veränderungen, vor allem hat der Vormittag nicht
mehr in so großem Maße den Vorzug größerer Sonnenhelligkeit. Nur in unmittelbarer Nähe des Felsen
gebirges und ganz im Südosten findet sich das Maximum von 10—ll 1 ', das sich westlich vom unteren
Mississippi und südlich vom Ohio in die Zeit von 11—12 h verspätet. In den übrigen Teilen zeigt der
Nachmittag den sonnigsten Charakter, an der Westküste von Norden nach Süden gehend von 12—l 1 *,
1—2 h , 2—3 h, im Inneren des Landes von 1—2 h und im Nordosten von 12—1 h .
Den geringsten Sonnenschein registrierten die Apparate teils für den Morgen, teils für den Abend,
was auch ganz erklärlich erscheint, da morgens die Sonne sich erst durch die Dunstschichten der Luft
durchkämpfen muß und der Abend der Wolkenbildung förderlich ist.
b) Unterschied zwischen Vormittag und Nachmittag.
Interessant ist es, im Anschluß hieran zu sehen, inwieweit der Vormittag oder der Nachmittag ihre
Überlegenheit geltend machen. Im großen und ganzen zeigt sich Ähnliches wie vorher. Je nachdem, ob
das Maximum in den Vormittags- oder Nachmittagsstunden eintritt, hat auch der erstere oder der letztere
mehr Sonnenschein. Es handelt sich dabei um keine großen Unterschiede. Größtenteils betragen sie kaum
mehr als 15’. Die Morgen- und Abendstunden sind hier mit berücksichtigt worden, (Taf. 6).
Für das Jahresmittel ergibt sich folgende Übersicht. Der Vormittag zeigt sich besonders im
Vorteil östlich vom Felsengebirge, wo sich in Ost-Colorado die Unterschiede bis auf 45', steigern. Im Süd
osten der Vereinigten Staaten und längs der Ostküste ist gleichfalls der Vormittag, jedoch nur mit
höchstens 15', der freundlichere Teil des Tages. In den übrigen Teilen des Gebietes bleibt dem Nach
mittag der Vorzug größerer Sonnenhelligkeit, fast nirgends über 15' hinausgehend. Nur längs der West
küste steigert sich der Unterschied auf 45', im Südwesten von Californien gar auf 75'.
Eine einfache Übersicht gewährt die Betrachtung der Verhältnisse im Winter. Nur in Neu-Mexico
und im Süden von Wyoming ist der Vormittag um weniges sonniger als der Nachmittag. Sonst zeigt sich
allerorten das Entgegengesetzte. Aber größtenteils betragen die Unterschiede nur 15'. Nur an einzelnen