Bewölkung und Sonnenschein des Mittelmeergebietes.
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sich ändernden Tageslängen ausgeschaltet wird. Nur durch das Auftreten sekundärer Wintermaxima und,
worauf besonders König hingewiesen hat s ), die geringen Unterschiede zwischen der absoluten Sonnenschein
dauer des Sommers und jener des Winters zeichnen sich die Höhenstationen der Alpen vor denen des
Tieflandes aus.
Vor allem unterscheiden sich aber die Gebirgs- und Tieflandstationen in bezug auf den Betrag der
Sonnenscheindauer. Nach dem Inneren der Gebirge vermindert er sich; die Tendenz derselben zur
Kondensierung des Wasserdampfes, die Beschränkung des Horizontes der Talstationen und die Talnebel
sind die hauptsächlichsten Ursachen. In der Tat nimmt die absolute Sonnenscheindauer auf dem Wege
von der dalmatinischen Küste landeinwärts ab. Lussinpiccolo hat z. B. das Jahresmittel 6,7, Sarajevo 4,5,
und die gleiche Erscheinung zeigt das Stationspaar Bukarest-Filaret (6,2) und Sinaia (4,1) a ). Die Gebirge sind
der hauptsächlichste Faktor, der die allgemeine Zunahme der Sonnenscheindauer nach Süden zu modifiziert.
Die Gebirgskerne der drei Mittelmeerhalbinseln werden wahrscheinlich auf den der Zukunft vorbehaltenen
Isohelienkarten des Mittelmeergebietes als zungenförmige Bereiche geringerer Sonnenscheindauer sich nach
Süden erstrecken.
Die Zunahme der absoluten Dauer des Sonnenscheins in südöstlicher Richtung zeigen die italienischen
Orte 3 ), Athen und die drei Stationen Ägyptens. An letzteren, wie überhaupt an den Stationen Nord
afrikas, wird wohl das Maximum der Sonnenscheindauer zu suchen sein. Unter den bisher bekannten
Mittelmeerstationen steht Kairo mit 8,9 Stunden pro Tag an der Spitze. Ihm scheint Madrid mit
8,0 Stunden pro Tag fast den Rang streitig machen zu wollen. Es wird allerdings anzunehmen sein, daß
auf den Hochflächen der Iberischen Halbinsel die Sonnenscheindauer wächst — König nimmt auf seiner
Isohelienkarte für den zentralen Teil Spaniens ein inselförmiges Gebiet maximaler Sonnenscheindauer an —,
mir scheint aber jener Betrag, wie schon begründet ist, zu hoch zu sein, der übrigens noch immer der
größte für Europa gefundene Wert der absoluten Sonnenscheindauer ist.
6. Die relative Sonnensckeindauer.
Bei der relativen Sonnenscheindauer zeigen sich die ganz analogen Erscheinungen wie bei der
Bewölkung, was aus dem einfachen Zusammenhänge zwischen jenen beiden Elementen von vornherein zu
erwarten war. Die Beträge nehmen nach Norden und dem Inneren der Gebirge ab. Nur in den Alpen
wachsen sie im Winter mit zunehmender Höhe zufolge des Höhentypus der relativen Sonnenscheindauer.
Dieser Höhentypus, der sich entsprechend zu jenem der Bewölkung durch ein Sommerminimum und
Wintermaximum kennzeichnet, ist den Gipfelstationen der Alpen eigentümlich, wie aus verschiedenen
schon genannten Arbeiten hervorgeht 4 ). Im Alpenvorlande und an hochgelegenen Stationen anderer
Gebiete treten im Winter analog zu dem sekundären Minimum der Bewölkung nur Nebenmaxima auf, die
mit abnehmender Höhenlage und nach Süden zu verschwinden, wie z. B. die Stationsreihen Lugano, Rom,
Lecce oder Görz, Triest, Pola, Lussinpiccolo beweisen. Die Maxima liegen in Italien vorwiegend im Juli,
auf der Balkanhalbinsel ausnahmslos im August, die Minima fallen zumeist auf den Dezember, in Ägypten
wie die Maxima der Bewölkung auf den Januar.
7. Der tägliche Gang der Sounenscheindauer.
Für das Studium des täglichen Ganges der Sonnenscheindauer bieten sich viel mehr Unterlagen als
bei der Bewölkung; für 23 von den 40 Stationen des Mittelmeergebietes konnte der tägliche Verlauf mit
geteilt werden 5 ). Bei der Mannigfaltigkeit der Fragen, die beim Studium der lokal sich rasch ändernden
’) König, a. a. 0. S. 345.
2 ) Uber die Abnahme des Sonnenscheins in den Alpen vgl. König, a. a. O. S. 333. Als bemerkenswert sei daraus
hervorgehoben, was schon bei der Bewölkung näher ausgeführt worden ist, daß die Abnahme der absoluten Sonnenschein
dauer nur im Sommer und meistens auch im Jahresdurchschnitt in Erscheinung tritt, daß im Winter dagegen die Sonnenschein
dauer auf den Alpengipfeln viel größer ist als bei den Talstationen.
3 ) Modena, dessen unwahrscheinliche Mittelwerte schon erwähnt worden sind, ist hierbei außer acht gelassen.
4 ) Vgl. Anm. 4, S. 44.
5 ) Vgl. Tabelle 42 im Anhang.