Skip to main content

Full text: 35, 1912

39 
Bewölkung und Sonnenschein des Mittelmeergebietes. 
Und wie dort ist schließlich auch hier zugleich im täglichen Gange der Charakter der Höhen 
stationen zu erkennen, indem die größte Bewölkung des Tages fast ausschließlich in der Zeit von Mittag 
bis Abend eintritt; an den tiefer gelegenen Stationen herrscht das Nachmittagsmaximum nur noch in den 
Sommermonaten vor. 
In Coimbra, Lissabon und San Fernando verläuft der tägliche Gang in den einzelnen Monaten ganz 
anders als an den Stationen des Balkans, Italiens und in Madrid, indem das Maximum vom Nachmittag 
bzw. Mittag während der Zeit vom Winter zum Sommer auf den Vormittag rückt, um sich im Herbst 
wieder auf den Nachmittag zu verlegen. 
y) Nordafrika. Die Küsten Stationen Marokkos zeigen gleichfalls die soeben gekennzeichnete Eigen 
tümlichkeit des täglichen Ganges. Sonst gilt aber für die Stationen der Atlasländer die weitaus häufigere 
Erscheinung, daß an der Küste die Vormittagsmaxima die häufigsten sind, oder sogar ausschließlich Vor 
kommen, daß nach dem Inneren des Landes und mit wachsender Höhe die größte Bewölkung zumeist 
nachmittags oder abends eintritt und höchstens den Wintermonaten noch Vormittagsmaxima verbleiben. 
In Ägypten ändert sich das wieder etwas. Zwar haben die Stationen der Mittelmeerküste noch den eben 
gekennzeichneten täglichen Gang. Die Orte Ismailia und Suez dagegen teilen mit Kairo das schon erwähnte 
besondere Verhalten, indem in ihnen vom Winter zum Sommer die Maxima der Bewölkung vom Nach 
mittag auf den Vormittag rücken, was übrigens auch bei Beirut und Jerusalem zu bemerken ist. 
Betrachtet man schließlich die Jahreskurven der Bewölkung der einzelnen Beobachtungsstunden, so 
zeigen sich zwischen diesen keine bemerkenswerten Unterschiede. 
Beim Studium des täglichen Ganges ist man größtenteils auf die Mittel dreier Beobachtungsstunden 
angewiesen. Dieser Nachteil wird deshalb schwer zu beseitigen sein, weil an den meisten Stationen nicht 
genug Kräfte vorhanden sind, um die Schätzung der Bewölkung öfter vorzunehmen. Es ist daher erfreulich, 
daß man dahin gekommen ist, mit Hilfe selbsttätiger Instrumente ein der Bewölkung verwandtes klimato- 
logisches Element, die Sonnenscheindauer, zu registrieren, zu deren Besprechung wir nunmehr über 
gehen wollen. 
B. Die Sonnenscheindauer des Mittelmeergebietes. 
1. Beobachtuugsmaterial und Literatur. 
Nur in der vollständigeren Fixierung des täglichen Ganges wird man vorläufig, soweit das Mittelmeer 
gebiet in Betracht kommt, den Sonnenscheinregistrierungen den Vorzug vor den Bewölkungsbeobachtungen 
geben können. In bezug auf die Ausdehnung und Dichte des Beobachtungsnetzes ist dagegen die Sonnen- 
sclieindauer der Bewölkung bei weitem nach. Den 634 Bewölkungsstationen stehen nur 40 mit Heliographen 
ausgerüstete Orte gegenüber, die sich dazu recht ungleich über unser Gebiet verteilen. Über zwei Drittel 
derselben liegen in Italien und auf der Balkanhalbinsel, anderseits ist ganz Nordafrika bis auf drei ägyptische 
Stationen, Kleinasien, Syrien und Palästina, völlig frei von ihnen. Immerhin hat sich deren Zahl in den 
letzten Jahrzehnten erheblich vermehrt, konnte doch König in seiner Arbeit „Dauer des Sonnenscheins in 
Europa“ *) für das Mittelmeergebiet nur etwa die Hälfte, 19 Stationen, anführen. Da es außerdem möglich 
war, weit längere Perioden zu veröffentlichen, so werden die mitgeteilten Mittelwerte der Sonnenschein 
dauer von Interesse sein, wenn auch das zunächst zu erstrebende Ziel, die Zeichnung von Isohelienkarten, 
noch nicht erreichbar ist. 
In anderen Gebieten ist man dagegen an dieses Ziel gelangt. König stellte die Verteilung der 
absoluten Sonnenscheindauer für Europa kartographisch dar, in dessen Norden, besonders Deutschland und 
Großbritannien, sich schon damals die Stationen dichter drängten. Noch vor ihm hatte das Meteorologische 
Amt in England die Mittel der Sonnenscheindauer von 46 Stationen veröffentlicht und in Karten für das 
Jahr und die Monate eingetragen, ohne allerdings die Orte gleicher Sonnenscheindauer durch Isohelien zu 
’) König, Dauer des Sonnenscheins in Europa; Nova Acta. Abhdl. d. Kaiserl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie 
der Naturforscher, Bd. 67, Nr. 3. Halle 1896.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.