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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1912, Nr. 2.
und Meyer haben dieses Verfahren speziell für die Untersuchung der Bewölkung empfohlen 1 ). Auf die
Berechnung der Häufigkeitswerte möchte ich aber verzichten, da einerseits die Fülle der auftauchenden
Fragen zu weit führen würde und anderseits der Mangel von Veröffentlichungen der Einzelbeobachtungen
eine einigermaßen erschöpfende Behandlung für das ganze Gebiet unmöglich macht.
Ein anderer, mit der Mittelbildung verbundener Nachteil sei dagegen wettgemacht. Indem wir die
Veränderlichkeit der Bewölkungsmittel berechnen, erhalten wir darüber Aufschluß, auf welche Abweichungen
eines einzelnen Monats- oder Jahresmittels von den entsprechenden langjährigen Mitteln wir uns gefaßt
machen müssen. In Tabelle 16 sind diese für eine Reihe von Stationen (61) von mir zusammengestellt 2 ).
Indem die Werte der Veränderlichkeit von sieben Orten zum Zwecke der Vergleichbarkeit mit
Werten benachbarter Orte für verschieden lange Perioden berechnet sind, erhalten wir zugleich Aufschluß
über die Sicherheit der Resultate aus kürzeren gegenüber solchen aus längeren Reihen. Obgleich letzteren
beträchtlich kürzere Perioden gegenüberstehen, kommen doch in den 7 X 12 Fällen die Differenzen:
0—1 °/o 54ma), 1—2°/o 21mal, 2—3% 4mal, 3—5°/o 3mal vor, nur 2mal ist eine Differenz von über 5%
zu konstatieren, und die Abweichungen der entsprechenden Jahreswerte voneinander erreichen nie 1 °/o.
Die Sicherheit unserer Werte hängt vielmehr wesentlich von der Homogenität der Reihen ab. So konnte
Hegyfoky, dem Daten der Beobachterwechsel bekannt waren, durch jene entstandene Differenzen bis zu
8 °/o nachweisen 3 ). Aus diesem Grunde wurde für die Monatswerte auf die Mitteilung einer weiteren
Dezimale verzichtet; sie wurde aber beim Monatsdurchschnitt, der in Tabelle 16 vorgenommenen Be
zeichnung der Maxima und Minima, bei den vorigen Zahlenangaben und den Werten in der Tabelle 17
berücksichtigt.
Zur Beurteilung des jährlichen Ganges der Veränderlichkeit ist es notwendig, auf die elementaren
meteorologischen Vorgänge zurückzugreifen, die während des Jahres auf die Bewölkung Einfluß haben. Im
Sommerhalbjahre wehen im ganzen Mittelmeergebiete alljährlich mit großer Regelmäßigkeit nördliche
Winde. Sie bedingen überaus beständige Witterung. Im Winterhalbjahre dagegen, in dem barometrische
Teilminima über den einzelnen Meeresbecken lagern und zahlreiche Depressionen des Luftdruckes über
das Mittelmeergebiet hinwegziehen, herrscht ein überaus unbeständiges Wetter. Daher liegen im Winter
die größten, im Sommer die kleinsten mittleren Abweichungen. Die folgende Zusammenstellung soll zeigen,
wie sich die in Tabelle 16 kenntlich gemachten Maxima und Minima auf die einzelnen Monate verteilen 4 ).
Tabelle 18.
Jan.
Febr.
März
April
Mai
Juni
Juli
Aug.
Sept.
Okt.
Nov.
Dez.
Früh
jahr
Sommer
Herbst
Winter
Absolute Maxima ....
9
49
10
2
3
2
0
0
0
9
8
8
15
2
17
66%
Sekundäre Maxima . . .
1
10
4
9
25
5
4
6
10
15
9
2
38
15
34
13%
Absolute Minima ....
0
2
6
3
5
i6
45
16
7
0
0
0
14
77
7
2%
Das Minimum der Jahreskurven der Veränderlichkeit liegt in den meisten Fällen im Juli; in zweiter
Linie erst kommen Juni und August in Betracht. Das Maximum fällt größtenteils in den Februar, vor
allem im westlichen Mittelmeerbecken; sekundäre Maxima sind besonders häufig im Mai und nächst diesem
Monat im Oktober und Februar.
Interessant ist ein Vergleich des jährlichen Ganges der Veränderlichkeit der Bewölkungsmittel mit
den Jahreskurven der Veränderlichkeit der Luftdruckmittel, die von Hann®) für einige Mittelmeerstationen
>) Koppen und Meyer, Die Häufigkeit der verschiedenen Bewölkungsgrade als klimatologisches Element. Hamburg
1898. Aus d. Archiv d. Deutsch. Seewarte XVI, 1893, Nr. 5. Ref.: Met. Zschr. Nr. 11, S. (81). 1894.
z ) Siehe Anhang.
3 ) Hegyfoky, a. a. O., Met. Zschr. Bd. 16, S. 560. 1899.
•*) Natürlich ist zu beachten, daß die Stationen von Tabelle 16 sich nur ganz ungleich über das Mittelmeergebiet
verteilen.
s ) Hann, Die Verteilung des Luftdruckes über Mittel- und Südeuropa. Pencks Geogr. Abhdl. Bd. 2, S. 66.