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A\is dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1911. Nr. 1.
Atlantischen Ozean wurde aus den vorliegenden Vierteljahrskarten die mittlere Grenze der Windgebiete
festgestellt; beim Indischen und Stillen Ozean dagegen mußten in Berücksichtigung der viel größeren
jahreszeitlichen Schwankungen je eine Karte für das Sommer- und Winterhalbjahr entworfen werden. Bei
der Abtrennung der Ozeane war Rücksicht auf die zur Verfügung stehenden Karten zu nehmen. Deshalb
ist das austral-asiatische Inselmeer westlich der Linie Formosa—Philippinen — Dschilolo—Neu-Guinea—Torres-
Straßo zum Indischen Ozean geschlagen. Doch kommt das hier, wo nur die Summen aller Flächen be
nutzt werden, weiter nicht in Betracht. Die Gebiete nördlich vom 40. Breitengrade nördlicher und südlich
vom 40. Grad südlicher Breite wurden nicht wie die übrigen mit dem Planimeter ausgemessen. Hier sind
die von Krümmel in dem Handbuch der Ozeanographie, Bd. T, S. 13, angegebenen Areale der Gesamt
wasserflächen eingesetzt.
Für die Verdunstungsberechnung wurden noch die Passate von dem indisch-asiatischen Monsungebiet
unterschieden. Beim indisch-asiatischen Monsungebiet ergibt eine Berücksichtigung aller Faktoren, wie
wechselnde Windrichtung und -Stärke, Luftfeuchtigkeit und Bewölkung die Notwendigkeit, einen ge
ringeren Wert für die Verdunstung einzusetzen als im Passat. Da aber andererseits die Verdunstung bei
der Höhe der Luft- und Wassertemperaturen zweifellos stärker ist als im subtropischen Ubergangsgebiet,
so dürfte beim Fehlen jeglicher Messungen der Mittelwert aus Passat und Subtropen,
6 2 + 4 4
1 _ k q
9
mm
— rund 190 cm im Jahr —, mit genügender Annäherung zutreffen.
Zum äquatorialen Stillengebiet ist wegen seiner geringen Stärke der westafrikanische Monsun sowie
aus demselben Grunde das Gebiet der Sunda-, Celebes-, Banda-, Arafurasee hinzugenommen- Die durch
schnittliche Windstärke in diesen Gegenden darf man unter Beaufortstärke 2 ansetzen.
Weiter muß im nördlichen Stillen Ozean an der amerikanischen Küste ein Meeresraum abgesondert
werden, der nicht gleiche Verdunstung mit dem zugehörigen subtropischen Gebiet haben kann. Es ist das
sogenannte kalifornische Gebiet, in dem schwächere Winde aus dem westlichen Quadranten mit viel Nebel
und Regen bei relativ niedrigen Luft- und Wassertemperaturen vorherrschen. Die Verdunstung wird daher
höchstens der im Westwindgebiet von 40—50 0 Breite gleichkommen, d. h. rund 100 cm jährlich sein. Die
etwaige Ungenauigkeit fällt bei der nur geringen Größe dieses Gebietes kaum in Rechnung.
Schließlich zeigt der Stille Ozean auch noch insofern eine Abweichung von den beiden anderen
Ozeanen, als im nördlichen Teile das Gebiet vorherrschender Westwinde über den 40. Grad südlich hinüber
greift. Dasselbe findet auch im südlichen Teil, aber nur im Sommerhalbjahr statt. Diese Gebiete, die dem
Areal nach keine große Rolle spielen, sind deshalb im Norden ganz, im Süden zur Hälfte zum Westwind
bereich gezählt.
Die Zahlen geben, wie besonders betont sei, nur die annähernde Größe der Windgebiete. Absolute
Genauigkeit kann nicht erzielt werden, w r eil die Windgrenzen gar nicht genügend festliegen und eine wenig-
andere Auffassung der Lage schon Änderungen von zehntausenden und hunderttausenden Quadratkilometern
hervorrufen. Deshalb und w r eiter in Anbetracht der großen Zahlen ist im allgemeinen auf hunderttausend
abgerundet, woraus sich wieder bei der Suimnenbildung kleine Ungenauigkeiten ergeben. In der zusammen
fassenden Tabelle ist das Gesamtareal darnach 357,6 Mill. Quadratkilometer; ein Wert, der nach den immerhin
rohen Messungen sehr befriedigend ist. Der Unterschied gegen die genaue Zahl der Wasserfläche der Erde
nach Krümmel, der 361,1 Mill. anführt, ist nur rund 1 °/o.
Die Verdunstungshöhen im polaren Gebiet von 60—90° sind hypothetisch, da keinerlei Messungen
vorliegen. Sie werden gleich 25, 10 und 5 cm (Brückner 20, 10, 5) angesetzt und spielen quantitativ
überhaupt keine Rolle. (Siehe Tabelle 22 und 23.)
Den beiden Tabellen ist an und für sich wenig hinzuzufügen. Sie geben ein übersichtliches und
als erste Annäherung wohl genügendes Bild der Verdunstung auf dem Weltmeere. Die Bedeutung der
Passatgebiete für die Verdunstung tritt sehr scharf hervor. Rund 31 % der Meeresoberfläche gehören zum
Passatgebiet, in dem 48,5 °/o der gesamten verdunsteten Wassermenge in den dampfförmigen Zustand über
geführt werden. Das Monsungebiet hat den im Verhältnis zu seiner Größe beträchtlichen Anteil von 8,4 °/o.
Nehmen wir noch das Stillengebiet hinzu mit 7,4 °/o, so haben wir für die heiße Zone rund 64°/o der
Verdunstung. Es folgen die Subtropen mit 22 und der Gürtel der Westwinde mit 12,5 "/o. Rund 1,5 °/o
bleibt für die Polarregionen. Jedoch ist in dieser Zahl nur die Verdunstung von den Wasserflächen de