Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1011, Nr. 1.
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Nebel ist die Möglichkeit nicht zu bestreiten, wenngleich der Fall auf der „Pangani“ nicht eintrat. Leider
fehlen von dem in Betracht kommenden Tag auf dem „Hans Egede“ Ablesungen des feuchten Thermo
meters; doch ist die Bewölkung nur gering. Unmöglich ist es auch nicht, daß die Wasserzunahme nur
durch Nichterkennen und Beachten einer der leicht eintretenden Fehlerquellen sich erklärt, und ich
möchte das für das Wahrscheinlichste halten, weil auch der zweite Wert viel zu groß ist. Wenn wirklich
die Zunahme so beträchtlich sein kann, dann wäre sie nicht allein von Ragona, sondern auch von anderen
Forschern beobachtet worden, und auf der „Pangani“ wären wohl mehrere Fälle eingetreten.
Fassen wir unsere Betrachtungen über die regionalen Unterschiede der Verdunstung noch einmal
zusammen, so sehen wir, daß sich Klimagebiete mit verschieden großer Verdunstung unter
scheiden lassen, daß die Maxima in den Passatregionen liegen, getrennt durch ein
Gebiet geringerer Verdunstung in der äquatorialen Kalmenzone, und nach Norden
und Süden stetig ab nehmen.
b) Die beeinflussenden Faktoren.
Die Betrachtung der regionalen Unterschiede der Verdunstung ließ schon Schlüsse auf die die Ver
dunstung beeinflussenden Faktoren zu. Aus der Tabelle (S. 30) folgt, daß für die Größe der Verdunstung
in erster Linie die Höhe der Luft- und Wassertemperatur maßgebend ist; alle anderen Faktoren
modifizieren dann erst die Werte innerhalb der ihnen durch die Temperatur zugewiesenen Größenordnung.
Die Mittelwerte für die einzelnen Klimagebiete bringen den Einfluß der Temperatur so klar zum Ausdruck,
daß weitere Ausführungen unnötig sind. Auch haben alle, die sich bisher auf dem Lande mit der Ver
dunstung beschäftigten, diese Abhängigkeit des Verdunstungsvorganges von der Temperatur festgestellt ’).
Dagegen wird eine Untersuchung der einzelnen Beobachtung«werte die Bedeutung der auf See variableren
Elemente erkennen lassen. Die Tabelle 8, die vom 12. Oktober bis zum 5. November die Verdunstung
und die meteorologischen Elemente von Tag zu Tag, soweit Beobachtungen gelangen, zeigt, läßt in der
Kurvendarstellung (Fig. 2) einen ersten Überblick gewinnen.
Tabelle 8.
Tag
12. X.
(13.) 4 )
14. | 15.
10. 1"
18.
20.
21.
22.
24.
Verdunstung....
4,5
3,3
5,0 5,2
Q
O
,9 ' 4,0
4,7
k q
5,7
4,7
3,5
Wind’)
1
0
1 1,5
1
25 1.
3
4
4
3,5
0,75
0,5
Sonnenscheindauer * 2 ) .
0
9
7 7,5
7 • 7
Ü
1
7,5
8,5
25
Relat. Feuchtigkeit 3 )
73
73,5
73 73
1
70 78
;
82
81.5
80
80
'82
Tag
20.
27.
(28.) 4 ) ‘ 20.*)
30.
i
11. l.XI.
o
o.
4.
5.
Verdunstung....
2,0
4,0 !
5,2 7,9
7,4
3,1
0,1
8,8
7,0
7,1
Wind ')
1
1,5
3 j 5
4,5
A
5
5.5
5
3,/o
Sonnensclieind auer 2 ) .
0,5
2 !
4 4
5
0
7
5
7
10
Relat. Feuchtigkeit 3 )
82,5
83
80 70,5
78
70
74
70
75
77
’) Durchschnitt der Termiubcobachtungen unter Berücksichtigung de
r Notizen und des met. Journals.
-) Zeit
der direkten Bestrahlung der Wasseroberfläche im Gefäß.
6a + 12 -f 6p + 6a
4 ) 13. und 28. X. nicht
völlig einwandfreie Verdunstungswerte.
5 ) Einsetzen des Südostpassates.
*) Siehe darüber bei Hann, Lehrbuch der Meteorologie, 1901, S. 207 fl'., und Krümmel, Handbuch der Ozeanogr.,
2. Aufl., S. 24311’. Rudzki, Physik der Erde, S. 267, gibt an, daß bei 30° die Verdunstung viennal so groß als bei 1 0 C. ist.