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Aus dem Archiv der Deutschen Seewartc. 1911, Xr. 1
Tabelle 6.
Gebiet
Ausreise
Zahl der ein- Verdunstungs
wandfreien Be- höhe in 24 Std.
obach tu ngen (Millimeter)
Heim
Zahl der ein
wandfreien Be
obachtungen
reise
Verdunstungs
höhe in 24 Std.
(Millimeter)
Mittel
Aus- und
Heimreise
1. Bis 40° Nord. . . .
5 (8)
4,5 (4,0)
4 (-)
0,2 (-)
2,0
2. 40° Nord bis zur Nord
grenze des Nordost
passates
5 ( )
5,5 (-)
4 (-)
5,5 (-)
5,5
3. Nordostpassat . . .
10 (11)
4,8 (4,7)
11 (-)
8,3 (-)
0,0
4. Stillengebiet ....
4 (_)
3,8 (-)
- 1 )
—
3,8
5. Südostpassat ....
8 (10)
7,2 (6,7)
9 (-)
8,3 (-)
7,8
G. Südgrenze des Südost
passates bis 40° Süd .
7 (10)
0,0 (5,9)
0 (7)
0,0 (?)
G,0
7 40° Süd bis Staatenisi.
ü (-)
3,8 (-)
1 (-)
3,7 (-)
3,8
8. Staatenisi, bis 50 0 Süd
(Kap Horn-Gebiet) . .
7 (9)
2,0 (2,1)
3 (-)
1,8 (-)
1,0
9. 50° Süd — 40° Süd .
3 (4)
3,1 (3,3)
- 2 )
—
3,4
10. 40 0 Süd — Valparaiso .
3 (-)
4,0 (-)
- 2 )
—
4,9
11. Valparaiso—Tocopilla .
4 (7) 3 )
3,3 (4,0)
7 (8) 4 )
7,2 (7,0)
5,7
(Die eingeklainmcrten Zahlen sind die Anzahl sämtlicher Beobachtungen und der Mittelwert aus ihnen:
sic weichen
nur wenig von den einwandfreien Beobaehtungsdaten ab.)
') Stillengebiet auf der Heimreise nicht vorhanden. (Siche Einleitung.)
2 ) Keine Beobachtungen.
3 ) Kein ausgeprägter Südostpassat; die eingeklanimerten Zahlen enthalten auch die Dampferbeobachtungen
Iquique-Y alparaiso.
4 ) Südostpassat und Gebiet südlicher Winde bis 34° Siid.
von der Küste sieh vollzog 1 ), wurde der wahre Südostpassat durchsegelt und dementsprechende Werte er
halten 2 ). Übrigens ist bei diesen großen Vordimstungswerten im Passat auch zu berücksichtigen — worauf
schon Schott“) 1893 aufmerksam machte, als er aus Salzgehaltsbeobachtungen auf das Maximum der
Verdunstung im Passat schloß —, daß die Passate von höheren nach niederen Breiten wehen, und daß
demgemäß ihre Aufnahmefähigkeit für Wasserdampf ständig steigt. Die Verdunstungshöhe wächst also
bis zum Passatmaximum, um dann in der Kalmenregion stark zu sinken. Dieses Minimum von
3,8 mm im Stillengebiet erklärt sich zwanglos aus den klimatischen Verhältnissen. Große relative
Feuchtigkeit, geringe oder ganz fehlende Bewegung der Luft, starke Bewölkung vermindern die Verdunstung
so stark, daß auch die erhöhte Luft- und Wassertcmperatiir keinen Ausgleich bewirken kann. Es war
von Anfang an in den Kalmen eine geringere Verdunstung zu erwarten. Daß sie allerdings so gering sein
würde, hatte ich nicht gedacht. Auf der Heimreise ging der Südost fast unmittelbar in den Nordost über,
so daß Beobachtungen im Stillengebiet nicht gemacht werden konnten; aber jede spätere Untersuchung
dürfte zweifellos dasselbe Resultat ergeben.
Verhältnismäßig hoch ist auch die Verdunstung in den subtropischen Übergangsgebieten,
den Gegenden zwischen dem 40. Breitengrad und den Passatgrenzen. Meist frische Winde, die nur ge
legentlich von Stillen unterbrochen sind, und höhere Temperaturen herrschen hier vor und begünstigen
ebenso wie die bei der absteigenden Lufttendenz vorhandene größere Aufnahmefähigkeit der Luft für
Wasserdampf die Verdunstung. Die große Übereinstimmung der auf Aus- und Heimreise auf der nörd
lichen wie auf der südlichen Hemisphäre in diesen Gegenden gefundenen Verdunstungswerte ist nicht nur
an und für sich interessant, sondern auch wichtig für die Verallgemeinerung der nur auf einer Rund-
') Siehe Reisekarte sowie Seglerwege im Atlas zum Scgelhandbuch fiir den Stillen Ozean.
2 ) Siehe später S. 40 und 46.
8 ) A. a. 0. S. 27.