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Full text: 34, 1911

Ergebnisse einer ozeanograpldschen Forschungsreise in dem Atlantischen uiul dem südöstlichen Stillen Ozean. 35 
Fünftes Kapitel. 
Die Ergebnisse der Verduiistiiiigsmessungen. 
Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf die Beobachtungen der Ausreise, die ich 
selbst ausführte. Die Beobachtungen der Heimreise werden hauptsächlich zum Vergleich und zur Ver 
allgemeinerung benutzt, da sie nicht im Zusammenhang mit Temperatur und Feuchtigkeitsmessungen aus 
geführt werden konnten. An und für sich verdienen sie volles Vertrauen, da ich den Beobachter als sehr 
gewissenhaften und verständigen Arbeiter kennen gelernt habe. Die Ergebnisse der de Quervainseben 
Beobachtungen werden im Zusammenhang mit dem Kap Horn-Gebiet besprochen werden. 
Alle Ausführungen in diesem Kapitel mit alleiniger Ausnahme der über die absolute Größe der 
Verdunstung beziehen sich auf die beobachteten Werte im Verdunstungsgefäß. Unabhängig von der Frage, 
ob die wirkliche Verdunstung auf der Meeresoberfläche gleich der beobachteten ist, gibt die letztere 
ein getreues Bild der regionalen Unterschiede der Verdunstung, des Einflusses der meteorologischen Elemente 
und des Verdunstungsvorganges selbst, ln diesen Feststellungen bestand die Hauptaufgabe der Reise. 
Dagegen lassen sich über die absolute Größe der Verdunstung nur bedingte Angaben machen. Darüber im 
letzten Abschnitt des Kapitels. 
a) Regionale Unterschiede (1er Verdunstung. 
Da bei gleicher relativer Feuchtigkeit Luft von höherer Temperatur mehr Wasserdampf enthalten 
kann und Wasser von höherer Temperatur sehr viel starker verdunstet, so muß in den wärmeren Zonen auf 
dem Meere eine bedeutendere Verdunstung als in den kälteren stattfinden. Scharf ausgeprägte normale Unter 
schiede müssen als Folge dieser beiden wichtigsten beeinflussenden Faktoren vorhanden sein. Alle 41 Be 
obachtungen 1 ) auf der Ausreise zwischen 40° Nord und Süd ergeben als mittlere 24 ständige Verdunstung 
5,3 mm, alle 21 nördlich und südlich dieser Zone nur 3,2 mm. Wenn wir das durchfahrene Gebiet in 
Klimastreifen teilen und für jeden dieser Streifen oder Zonen den Mittelwert der Verdunstung berechnen, so 
erhalten wir das folgende Bild. (Siehe umstehende Tabelle.) 
Man sieht zunächst, daß kein gleichmäßiges Ansteigen der Verdunstungsgröße bis 
zum Äquator und darauf folgendes Sinken stattfindet. In der Gegend des 20. Parallels auf der nörd 
lichen, des 10. auf der südlichen Halbkugel haben wir das Maximum der Verdunstung, dazwischen aber 
ein Gebiet starker Abnahme, mit einer Verdunstung, wie sie erst nördlich und südlich vom 40. Breitengrad 
in ähnlicher Abschwächung auftritt. Es ist die Zone der Passate, die sich besonders auszeichnet, und 
die im Südostpassnt eine mittlere Verdunstuugshöhe von über 7 mm ergibt. Im Nordostpassat herrschten, 
wie die Reisednrstelhing zeigte, ganz anormale Verhältnisse, so daß die Verdunstung im Nordostpassat mit 
4,8 mm noch hinter der im subtropischen Übergangsgebiet mit 5,5 mm stellt. In dem in Tocopilla ge 
schriebenen vorläufigen Bericht 1 2 ) wurde deshalb die Vermutung ausgesprochen, daß weitere Untersuchungen 
diesen Wert auf mindestens 7 mm korrigieren würden. Wie die Tabelle zeigt, wurde schon auf der 
Heimreise diese Annahme bestätigt. Elf Beobachtungstage in dem dieses Mal sehr ausgeprängten Nordost 
bilden den Mittelwert von 8,3 mm. Ein solcher Wert wird natürlich nicht in allen Jahreszeiten erhalten; 
aber auch auf der Ausreise ergab z. B der 10. Oktober, an dem normaler Passat bei geringer relativer 
Feuchtigkeit wehte, 0—7 mm. Nimmt man also wie im Südostpassat etwa 7 mm, so erhält man nördlich und 
südlich des meteorologischen Äquators eine ganz gleichförmig verlaufende Kurve. Fs ist noch zu bemerken, 
daß der Mittelwert 3,3 nun für die Strecke Valparaiso-Tocopilla nicht eigentlich die Verdunstung im Südost 
passat kennzeichnet. Die Strecke liegt noch im Küstengebiet mit sein- flauen Winden, und außerdem war 
in den ersten drei Tagen nach Verlassen Valparaisos die Witterung für den südlichen Sommer anormal, 
da sogar Niederschlag gemessen werden konnte. Erst auf der Heimreise, die in weit größerem Abstand 
1 ) Es sind, falls nicht ausdrücklich anders bemerkt, stets nur die einwandfreien Ecobachtungstage benutzt; doch 
sei darauf aufmerksam gemacht, daß die Mittelwerte durch llinzimalime der vielleicht ungenauen Werte fast unverändert 
bleiben, (Siehe Tabelle S. 3ö.) 
2 ) Ann, d. Ilydr, usw., 1909, S. 148.
	        
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