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Full text: 34, 1911

Die vertikale Temperaturvcrteilung zwischen dem Erdboden und 3000 m über Hamburg. 9 
Die Aufzeichnungen der Registrierapparate auf dem Eiffelturm geben uns auch Aufschluß über die 
Verschiebungen und Gestaltändeningcn der täglichen Tempcraturperiode mit wachsender Höbe, worüber 
uns Drachen- und Ballonbeobachtungen wohl noch lange keine festen Unterlagen liefern werden. Die 
tägliche Temperaturwelle verspätet auf der Spitze, des Eiffelturmes, verglichen mit dem Darc St. Maur, 
hauptsächlich in der Hintrittzeit des Tagesmittels um 1 bis 2 Stunden, im Sommer auch in der des 
Maximums; dagegen fast gar nicht in bezug auf das Minimum (vgl. Angot in „Ann. du Dur. Centn“ 1902, 
Dd. I, S. 102). Die Form der Temperaturkurve erleidet also, neben der Abdachung, nur eine leichte 
Veränderung. Auf die oben verglichenen Zahlen kann diese keine große Wirkung üben, obwohl sich die 
Zahlen für den Eiffelturm auf die ganze Tagesschwankung, die übrigen aber auf den Unterschied bestimmter 
Tagesstunden beziehen. Als Vergleichsobjekt für den Eiffelturm hat Angot den Parc St. Maur verwendet; 
im bureau central météorologique ist die Schwankung um V10 kleiner als in diesem (vgl. „Ann. du Dur.“, 
1894 I S. D. 154.) 
In den „Annals Astr. Obs. Harvard Univ.“, Bd. 58, T. 1 (1904) hat H. 11. Clayton die Drachen 
aufstiege auf dem Blue Hill in bezug auf die tägliche Periode; verschiedener meteorologischer Elemente 
bearbeitet. An einer Reibe einzelner Beispiele zeigt er zunächst, daß die tägliche Temperaturperiode in 
der Höhe von 1200 bis 8000 m nicht mehr bemerkbar ist. Bei einer Zusammenfassung aller vorhandenen 
Aufstiege vom Blue Hill zu Mittelwerten kommt er aber zu dom auffallenden Resultat, daß die Temperatur 
(im Jahresmittel) in 500 m Seehöhe, also nur 805 m über dem Observatorium, ihren höchsten Wert um 
5 Uhr morgens und ihre tiefsten um U !l a. und (>■• j>. erreiche. Dieses Resultat ist die Folge der 
sehr starken, bis über 700 in Seehöhe reichenden Temperaturschwankungen, welche in den nächtlichen 
Aufstiegen vorgeherrscht haben, bei solchen am Tage aber fehlten. Die Temperatur war nach der Tabelle 
auf S. 28 des genannten Artikels durchschnittlich in 500 m um 5 1 ' a. und 7 1 ' a. um 4,1° höher als am 
Observatorium, um 11 11 a. m. dagegen um 8.0° tiefer. Da sie nun an diesem im Mittel von 0 1 ' bis ll 1 ' 
nur um 8.9 0 zunalun, so errechnet sich hieraus für 500 m eine Abkühlung in derselben Zeit um 8.2°. 
Obwohl Clayton dies Resultat durch die an sich ganz plausible Annahme wahrscheinlich zu machen sucht, 
daß auf- und absteigende Luftmassen über ihre Gleichgewichtslage hinausgehen *) und dadurch in der Höhe 
abkühlend wirken können, erscheint diese Wirkung in so geringer Höhe und in solchem Betrage sehr 
unwahrscheinlich und verrät auch der Eiffelturm nichts davon. Die Zahl und Jahreszeit der zugrunde 
liegenden Aufstiege ist a. a. 0. nicht angegeben ; nach S. 52 war die benutzte „Zahl der Fälle“ zwischen 
Mitternacht und 8 1 ' a. m. 83, welche sämtlich in 500 m Höhe eine um 0.1 bis 2 5° höhere Temparatnr 
als im Meeresniveau ergaben ; auf wie viele Tage resp. Aufstiege sich diese Fälle verteilen, ist nicht 
angegeben. Es ist also möglich, daß eine kleine Anzahl von Herbst- und Winternächten für das Resultat 
entscheidend waren. 
Die mittleren Temperaturgradienteii. 
Grundlegend für alle speziellen Arbeiten in der Aerologie sind in erster Linie die mittleren Temperatur- 
gradieuten. Sie geben das Gerippe ab, an das sich die beobachteten Erscheinungen anfügen lassen müssen 
und bilden den Prüfstein für die Resultate theoretischer Erwägungen. Deshalb soll ihre Diskussion hei der 
vorliegenden Arbeit in den Vordergrund gestellt werden. Die zur Verfügung stehende Zahl von 1174 Aufstiegen 
bietet die Gewähr, daß den Ergebnissen eine generelle Bedeutung zukommt, wenn auch die Zahl der 
Beobachtungen nach oben zu erheblich ahnimmt und für das llöhenintervall von 2500 — 3000 m nur 
noch 213 beträgt. 
Die Feststellung der jährlichen Periode der Temperaturgradienteu war natürlich die nächstliogcnde 
Aufgabe, weshalb eine Scheidung des Materials in Monats- und Jahreszeitenmittel vorgenommen wurde. 
Da die Station das ganze Jahr hindurch in Betrieb war und die Zahl der Aufstiege in den einzelnen 
Monaten keine großen Verschiedenheiten aufwies, ist eine recht gute Vergleichbarkeit der gewonnenen 
Zahlen erreicht, wenn gewisse systematische Fehler, die in der Natur des Materials liegen, mit Vorsicht 
vermieden werden. 
3 ) Dieselbe Betrachtung hat Koppen, ohne Kenntnis dieser Bemerkungen von Clayton, zur Erklärung der Aus 
bildung der Inversionen angewendet. (Meteorol. Zeitsehr. 1911, 8. 80.) 
Archiv 1911, 5. 
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