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Aus dem Archiv der Deutschen Seewartc. 1911, Nr. 5.
Oh die frühe Abnahme des Temperaturgefälles im Winterhalbjahr in 500 bis 1500 m Höhe bereits von
Mittag an reell ist oder in der allzu geringen Zahl der Aufstiege ihre Ursache hat, labt sich noch nicht
bestimmt entscheiden. Möglicherweise ist sie dadurch bedingt, daß Nachmittagsaufstiege besonders oft
dann gemacht sind, wenn sich am Morgen eine starke Temperaturumkehr gezeigt hatte, zur Untersuchung
von deren Änderung. Maßgebende Untersuchungen darüber werden wir wohl mit der Zeit von binden
berg erhalten.
Das Hauptresultat der Tafel ist jedenfalls die Bestätigung der bekannten Tatsache, daß in den
unteren Schichten der Atmosphäre die vertikale Temperaturabnahme in der wärmeren Tageszeit viel
stärker ist als in der kälteren. Dies bedingt mit Notwendigkeit, daß die tägliche periodische Schwankung
der Temperatur in der Höhe viel geringer ist als am Erdboden. Bei der großen Bedeutung, welche diese
Tatsache für die Physik der Atmossphäre hat. wollen wir aus dem allerdings spärlichen Material etwas
Genaueres darüber festzustellen suchen.
Bezeichnen wir mit
a. den
& -,
/7 »
l'nterschied der Temperatur in 0
» - -, „ 500
„ 1000
und 500 m um 7 11 a. in..
„ 1000 „ „ 71» „
„ 1500 * „ 7'' „
ferner mit die Temperatur um 7 11 a. m. in 500 ni Höhe, und entsprechend die {ihrigen Größen, so
erhalten wir:
«7
7 0
7 5«« und
ebenso «o'
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*50«
* 100«
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* 100«
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Ï2
9
-1000
— 1500'
Bezeichnet man andererseits die zeitlichen Temperaturänderungen zwischen diesen Stunden: 2 0 —— 7,,
mit A 0 , 2,- l00 —-7 M0 mit .1 400 usvv., so erhält man die Änderungen von A mit der Höhe aus der Gleichung')
A 0 A- t o„ = 2„ • 7,) I "500 * r,oo) 2,) • — ( - ,1 *50«) == w ä **7-
Also ist die vertikale Änderung der mittleren Temperaturditforenz zwischen zwei Terminen gleich
der Änderung der vertikalen Temperaturabnahme derselben zwei Stunden bei demselben Höhenunterschied.
Durch Zusammenfassen je zweier Kolumnen der Tabelle 3 wollen wir nun die tägliche Änderung
der vertikalen Temperaturabnahme einerseits zwischen 7 a. und 2 p. — einen möglichst großen Teil der
täglichen Temperaturperiode umfassend — andererseits zwischen 9 a. und 11a. —■ wo die Hauptmasse
der Beobachtungen sich findet — bestimmen, um daraus mit Hilfe von A 0 die Größe der täglichen
Temperatur in verschiedenen Höhen zu bestimmen. Unter der Voraussetzung, daß nur die Amplitude
und nicht die Form der täglichen Temperaturperiode sich mit der Höhe ändert, muß das Gesetz für die
Änderung der ganzen täglichen Schwankung mit der Höhe dasselbe sein wie das, was man für irgend einen
Teil derselben findet. Diese Voraussetzung trifft freilich gewiß nicht genau zu, für eine erste Annäherung
aber ist sie genügend. Die Größe A 0 für die beiden gewählten Zeitintervalle entnehmen wir einem Aufsatz
von J. van Böbber in „Ann. d. Hydr.“ 1803, S. 485, nach den Beobachtungen beim Gebäude der Seewarte,
3 m über dem Boden.
Tabelle 4. Mittlere Temperatura uderungen während des Tages.
A. Von 7 1 ' a. m. bis 2 1 *
p. in.
B. Von
9 h a. m. bis 11 h a. m.
Jahreszeit
Seehöhe in Metern
Seehöhe in Metern
30 1 500
1000
151)0
30
500 1000
1500
April bis Sept. .
5.1 0 2.65°
1.0°
0.4°
1.7°
0.8 0 0.(3 0
— 0.2 0
Oktober bis März
2.(3° i —
1
1.1°
0.55 0 0.45 0
0.4 0
>) Dies gilt freilich nur daun, wenn yl 0 für dieselben Tage abgeleitet ist wie die «, ß, y. Ist dies nicht der Fall,
so kann die Gleichung falsche Resultate gehen, falls ans irgend einem Grunde in den letzteren die Tage mit besonders
großer oder besonders kleiner Temperatursehwankung mit anderem Gewicht hineingegangen sind als in den Mittelwert A 0 ,
der hier vorläufig benutzt ist.