Nr. 5.
Die vertikale Temperaturverteiluiig' zwischen dem Erdboden und ;1000 m
iibei*
Hamburg.
Einleitung.
Drachen versuche zu meteorologischen Zwecken haben auf der Seewarte bereits 1898 begonnen; eine
ständige Drachenstation der Seewarte konnte aber erst im Jahre 1903 gegründet werden, und zwar an
ihrem jetzigen Orte beim hamburgischen Dorfe Groß-Hörstel.
Die Ergebnisse der vorbereitenden Studien aus den Jahren 1898 —1901 sind im „Archiv der D. S.“,
Jahrgang 1901, als „Bericht über die Erforschung der freien Atmosphäre mit Hilfe von Drachen" veröffentlicht,
und zwar mit der Aussicht, daß diesem ersten, technischen Teil spätere Berichte mit den meteorologischen
Ergebnissen folgen sollen. Die Resultate der einzelnen Aufstiege sind seit dem April 1903 fortlaufend
im täglichen Wetterbericht der D. S. erschienen. Zu einer zusammenfassenden Bearbeitung wurde
aber die Sammlung von mehr Material abgewartet. Die erste solche Bearbeitug erschien in den
„Annalen der Hydrogr. und Mar. Meteor“, 1908, und war der Windrichtung in 800 Drachenaufstiegen
und 44 „Abreißern“ hei Hamburg gewidmet, nachdem ihr in derselben Zeitschrift schon 1900 eine
Beschreibung der Drachenstation vorausgegangen war. Tm „Archiv der D. S.“ begann aber die Verarbeitung
der Ergebnisse erst 1908, und zwar zunächst mit einer vergleichenden graphischen Niederlegung der in
den drei Jahren Dezember 1903 bis November 1900 auf den drei aerologischen Stationen gewonnenen Daten,
die damals allein mit dem Programm nach Möglichkeit täglicher Drachenaufstiege in Europa arbeiteten.
Sie trägt den Titel „Drei Jahre gleichzeitiger meteorologischen Drachenaufstiege bei Hamburg, Berlin und
St. Petersburg“ und umfaßt 108 Tafeln nebst 12 Seiten Text. In diesem sind nur einerseits die hervor
ragendsten Temperatur — Umkehrungen auf allen drei Orten zusammengestellt und andererseits die Wind
stärkemessungen aus der Höhe bei Hamburg und Berlin aus demselben Zeitraum einer Bearbeitung
unterzogen.
Tn der vorliegenden Abhandlung werden nun die Ergebnisse einer Bearbeitung sechsjähriger Aufstiege
der Groß-Borsteler Station von den Jahren 1904 —1909 der wissenschaftlichen Welt übergeben. Sie
behandelt die Lufttemperatur zwischen 17 und 3000 m Höhe über dem Meere, mit besonderer Rücksicht
auf deren Verhältnis zur Windrichtung und auf die Temperaturinversionen.
In einer späteren Abhandlung sollen die Beziehungen der von den Aufstiegen gelieferten Tatsachen
zu der durch die synoptischen Karten dargestellten Wetterlage und zu deren Änderungen der Unter
suchung unterworfen werden.
Tageszeit.
Die Beobachtungen sind sämtlich während der Tagesstunden 7 11 a. m. bis 7 k p. m. gewonnen, und
zwar zum größten Teile während des Vormittags. Bei Verwendung der Ergebnisse ist dieses zu beachten,
namentlich soweit sie sich auf die untersten Luftschichten beziehen. Temperaturzunahme nach oben in
der Nähe des Bodens würde sich jedenfalls häufiger gezeigt haben, wenn auch Nachtaufstiege gemacht
worden wären.
An den meisten Tagen wurde nur ein Aufstieg gemacht. Wenn jedoch Aussicht vorhanden war,
durch einen Nachmittagsaufstieg die am Morgen gewonnenen Angaben wesentlich zu ergänzen, wurde ein
zweiter Aufstieg, wenn die Zeit es gestattete, hinzugefügt. Die Aufstiegzeit war im übrigen von den
Anforderungen des Wetterdienstes beeinflußt: in den Jahren 1904—1907 genügte es, wenn die Resultate
des Aufstiegs rechtzeitig zur Veröffentlichung im Wetterbericht der Seewarte Vorlagen; dagegen mußte
1908 und 1909 in den Sommermonaten auf Wunsch der Reichswetterdienststellen wenn möglich das
Ergebnis des Aufstiegs schon vor 12 bzw. 9 l /s> 1 a. in. dem Telegraphenamt übergeben werden und der Aufstieg
deshalb schon gegen 7 !l a. m. beginnen und entsprechend abgekürzt werden.
Auf die nächstliegende volle Stunde bezogen, war die Zeit der Aufstiege folgende:
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