Ergebnisse einer ozeanographiselien Forschungsreise in dem Atlantischen und dem südöstlichen Stillen Ozean. 15
Besonders unangenehm waren für die Verdunstungserscheinungen die Niederschläge. Die Ein
rechnung nicht zu großer Regenmengen bei nicht zu starkem Winde ist einfaclt. Heftige Regengüsse, wie
sie besonders in den Kalmen eintreten, brachten aber das Gefäß schnell zum Überlaufen, da ja die Wasser
oberfläche nicht zu tief unter dem Gefäßrand sein durfte. Außerdem spritzt hei starkem Regen Wasser
im Gefäß hoch, das dann vom Winde entführt wird. Schwere Regengüsse und starker Regen bei starkem
Wind machen einen Beobachtungstag ganz unbrauchbar. Smuttregen und die schnell vorüberziehenden
Böen, die im Passat häufig sind und keinen meßbaren Niederschlag geben, können nur schätzungsweise
ausgewertet werden , verursachen aber auch nur sehr geringe Fehler. Ebenso läßt sich der durch den
Taufall verursachte Fehler schätzen. Es trat aber glücklicherweise auf der Reise nur selten Taufall ein,
und schwacher Taufall dürfte auf die Werte fast ohne Einfluß sein. Ilann 1 ) gibt nach einer größeren
Anzahl von Autoren den Taufall auf Bruchteile eines Millimeters an, meist nur 0,1 nun, und will auch
für die Tropen den Tauniedersclilag im allgemeinen nicht höher veranschlagen.
Eine Fehlerquelle, die ich nach Äußerungen Schotts 2 ), der bei Lufttemperatnrmessungen an Bord
auf sie aufmerksam macht, anfänglich sehr überschätzte, liegt in der Salzstaubführung der Luft.
Es sind dieses die kleinen und kleinsten Salzteilchen, welche, vom Winde als kleine Seewassertröpfchen
der Meeresoberfläche entnommen, nach der Verdunstung des Wassers in den unteren Luftschichten weiter
schweben und sich überall an Bord festsetzen. Im steifen Passat und nach Stürmen ist oft das ganze
Unterschift' mit einer Salzkruste bedeckt. Trotzdem ist der Einfluß auf die Verdunstungsmessungen, wie
Versuche ergaben, nur sehr gering. Es wurden Schalen mit destilliertem Wasser neben dem Verdunstungs
gestell aufgehängt (auf Fig. 1, Tafel II ist zwischen Verdunstungsgestell und Regenmesser eine zu sehen)
und nach bestimmter Zeit der Chlorgehalt des Wassers bestimmt. Daraus ergibt sich der Salzgehalt
nach der Gleichung 3 ):
S = 0,0:50 + 1,8050 CI.
Durchgeführt wurden folgende Bestimmungen:
Tabelle 4.
Dauer der
Ober-
CI
S
Tag
Gefäß
fläche
Bemerkungen
Exposition
29. Sept. 8 bis 30. Sept.
24 St.
kl.
Schale mit
150 ccm
110 qcm
0,04
0,1 °/oo
Vorm, Sturm, dann
SW 4—5
30. Sept, bis 1. Okt,
2-t * *
J5
J? n
100 „
110 „
0,03
0,08 °/oo
frische Südwestwinde
31. Okt. 6 a bis 2. Nov, 5 p
59 „
gr-
11 n
500 „
290 „
0,10
0,21 °/oo
Südostpassat 5
14. Nov. 9 a bis 15. Nov. 11 a
20 „
Y)
„ 1000 „
290 „
0,21
0,40%«
Schwerer Sturm
Die ausgewählten Tage hatten jeder ein charakteristisches Gepräge mit starker Salzführung der
Luft. Besonders zeichnete sich der 14. November aus, der auch durch seine geringe relative Feuchtigkeit
von unter (>0°/o eine bemerkenswerte Verdunstungsgröße ergab. Man konnte von den Wanten direkt die
Salzkrusten abschaben. Trotzdem ist die Salzmenge in dem vorher salzfreien Wasser gering, und noch
geringer wird der Fehler in dem Verdunstungsgefäß, dessen Oberfläche fast der der großen Schale gleicht.
Bei gleicher Oberfläche kann nur dieselbe Salzmenge aufgenommen werden, die sich jetzt aber in der viel
größeren Wassermenge löst, da das Verdunstungsgefäß 2400 ccm faßt. Auch wirkt weiter verringernd
die Tatsache, daß bei der starken Verdunstung am 14. November fast die Hälfte der 1000 ccm ver
dunsteten, der Salzgehalt also für etwa 000 ccm galt. Nun gibt eine Erhöhung des Salzgehaltes im Ver
dunstungsgefäß von 0,11 °/oo durch die Salzstaubführung der Luft bei der Berechnung der Verdunstungs
höhe einen Fehler von 0,25 mm. 0,1 °/oo wird der Fehler hei der Größe des Verdunstungsgefäßes aber
’) Hann, Hdb. d. Meteorologie, 1. Aufl., 8. 248.
*) Schott, Forschungsreise usw., S. 99 u. 111.
s ) Knudsen, Hydrographische Tabellen, Kopenhagen-Hamburg 1901.