Die geographische Verbreitung der monatlichen liarometersehwankungen. q
Diesen geringen Bewegungen des Luftdrucks in den Tropen stellen ganz erhebliche in den höheren
Breiten der Nordhemisphäre gegenüber. Es lassen sich drei Zentren der höchsten Barometerschwankungen
unterscheiden. Im nordwestlichen Amerika bildet Alaska mitsamt dem Beringsmeere ein solches Zentrum,
im Nordatlantischen Ozean hat ein recht ausgedehntes seinen Kern in Island, greift aber sowohl nach Ost
grönland wie den Färöern und dem südlichen Norwegen hinüber, während ein drittes kleineres in Sibirien
bei Turucliansk liegt, das wahrscheinlich noch in die Taimyrhalbinsel hineinragt. So gewinnen wir die
folgenden drei Maxima:
1. das nordwestamerikanische oder alaskische Maximum,
2. das nordatlantische oder isländische Maximum,
3. das sibirische Maximum.
Wir können auch von einem amerikanischen, europäischen und asiatischen Maximum reden, so daß
jedem der drei Nordkontinente im Nordwesten ein Bezirk größter Luftdruckbewegung zugesellt wäre. Be
züglich der Schwankungsgröße übertrifft das europäische die beiden anderen Zentren. Angmagsalik auf
Ostgrönland in 66° NBr. mit 18.6 mm zeigt die größte Unruhe der Erde, die isländische Station am Bern-
fjord in (34° NBr. mit 47.3 mm steht wenig nach. Auch die Station im amerikanischen Zentrum, St. Paul
im Beringsmeere, hat (‘inen hohen Wert, nämlich 45.7 mm. Dagegen scheint Turucliansk mit 38 mm ein
Maximum mehr sekundärer Natur zu sein, welches schon wegen der kontinentalen Lage an die vorher
genannten Werte nicht heranreichen kann.
Auf der Südhemisphäre, die jetzt ihren meteorologischen Sommer hat, kommen derartige maximale
Größen natürlich nicht vor. Registrieren wir kurz die Maxima, so haben wir die Reihenfolge:
1. Station Kerguelen, ca. 49° S. 32.0 mm,
2. Winterstation Gauß , 0(5° S. 31.4 ,
3. Belgien, mittlere Position ca. 70° S. 30.8 mm.
Gehen wir jetzt auf den Verlauf der isobarometrischen Linien der Nordhemisphäre selbst ein, nach
dem wir die Minima und Maxima fixiert haben, so sehen wir, daß sie durchaus nicht den Breitenparallelen
parallel laufen, sondern daß sie, je nach den Kontinenten und Meeren, welche sie durchziehen, einen
wechselvollen Verlauf nehmen. Wandern wir mit den Linien von West nach Ost, und fassen wir dabei
besonders die mittleren und höheren Breiten ins Auge, so ergeben sich gewisse unverkennbare Tendenzen,
die Breitenparallelen unter einem mehr oder weniger spitzen Winkel zu schneiden
In Nordamerika nähern sich die isobarometrischen Linien in östlicher Richtung fortschreitend
mehr oder weniger dem Äquator, und zwar nach dem Golfe hin stärker als nach dem freien Atlantischen
Ozean. Indem sie europawärts sich von dem Äquator entfernen, bilden sie an der amerikanischen Ost-
küste Einbuchtungen, die im Golfe tiefer sind, nach Norden sich jedoch verflachen. Die pazifische Seite
Nordamerikas zeigt demnach größere barometrische Ruhe als die atlantische, vornehmlich am Golf,
während das Innere des Festlandes die Mitte zwischen beiden hält. Eine Gegenüberstellung von Stationen
der pazifischen und der atlantischen Küste sowie solcher aus dem Innern macht diese Verhältnisse
sehr deutlich:
Pazifische Küste: Inneres: Atlantische Küste:
23° N. Mazatlan . . 4.0 mm 19° N. Mexiko ... 8.7 mm 19° N. Veracruz. . . 12.0mm
34° ..
Los Angeles 13.3 „
35° „
Amarillo .
. 21.0 *
35° „
Kap Hatteras
27.1
40° „
Red Bluff. . 18.2 „
39° „
Denver . .
• 10.7 „
42° „
Boston....
35.3
47° „
Seattle . . . 26.6 „
40° „
Bismarck .
. 29.2 „
49° „
Anticosti . .
37.8
Für die Ostkiistc Nordamerikas speziell bemerkenswert ist die außerordentliche hohe Schwankungs-
große, welche in dieser Breite (30—50° N.) von keinem anderen Gebiete der Erde erreicht wird. Die
atlantische Küste Nordamerikas stellt somit einen relativ stärksten Schwankungsbezirk der Erde dar. Nehmen
wir z. B. Kap Hatteras in 35 0 N Br., und vergleichen wir seinen Wert mit demjenigen von Stationen der
selben geographischen Breite, so finden wir nicht annähernd denselben Betrag. Einem Betrage von 27 mm
haben wir gegenüberzustellen Beträge von 19 mm im westlichen Mittelmeer, ca. 17 mm im östlichen
Mittelmeerc, noch darunter liegende Beträge im mittleren Asien und solche von 17—18 mm im östlichen
Asien. Nur Japan reicht mit 25 mm nahe an diesen Wert heran. Kap Hatteras hat somit im Durch-
Archiv 1911. 4. 2