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Full text: 34, 1911

Aus drin Aivhiv der Deutschen See warte. 1911, Nr. 1. 
Zweites Kapitel. 
Die Ausführung der Verdunstungsmessungon. 
Den Verdunstungsmessungen auf dem Meere stehen große Schwierigkeiten entgegen, die sich aus 
dem Urte der Beobachtung, dem schwankenden Schiff, ergeben. Ein Maß für die Verdunstung an der 
Meeresoberfläche direkt zu erhalten, ist nicht angängig. Wohl wurden bei ganz ruhiger See Versuche mit 
direkt über dem Wasser schwebenden Schalen unternommen, aber sic mißlangen sämtlich. Etwas Dünung 
ist stets vorhanden, und trotz aller Vorsicht trat stets irgendein störendes Ereignis ein. Spezialschiffe für 
wissenschaftliche Fahrten können vielleicht später vom Boot aus Versuche machen, aber auch nur für den 
Fall, daß kein besonderer Seegang herrscht. Man ist also darauf angewiesen, in gewisser Höhe über dem 
Meere Seewasser verdunsten zu lassen. Die Wild sehe Wage, die die verdunstete Menge Wasser direkt 
in Gramm angibt, kann an Bord nicht benutzt werden, und cs mußte deshalb eine andere Methode er 
sonnen werden. Schott 1 ) hat den Weg zuerst angegeben, als er mittels Aräometer 181*2 die Salzgehalts 
zunahme einer in einem Gefäße der Luft ausgesetzt gewesenen Menge Seewasser bestimmte. Er bekam 
allerdings nur ein Bild der Konzentrierung der Salzlösung, da ja reines Wasser verdunstet, alles Salz aber 
zurückbleibt. Wenn man jedoch den Inhalt des Gefäßes, die Größe der Oberfläche, die Mitteltemperatur 
des Wassers kennt, so läßt sich aus Anfangs- und Endsalzgehalt nach einer Andeutung von Krümmel 3 ) 
die Höhe der verdunsteten Wassersäule berechnen. Es ist also erforderlich, in einem passend gewählten 
und aufgestellten Gefäß eine abgemessene Menge Wasser nach Bestimmung des Salzgehaltes der Ver 
dunstung auszusetzen, von Zeit zu Zeit die Temperatur des Wassers abzulesen und nach abgelaufener 
Beobachtungszeit abermals den Salzgehalt zu bestimmen. 
Ein Verdunstungsgestell hatte für Zwecke der Secwartc vorher W, Brennecke anfertigen 
lassen. Es war ein 1,5 m hohes Eisengerüst, in das katalanisch die Gefäße gehängt werden konnten. 
Dasselbe wurde auf dem Achterdeck der „Pangani“, dem einzigen in Betracht kommenden Orte, auf- 
gestellt (Fig. 1, Tafel II). Da in den ersten Tagen nach Passieren von Lizard wiederholt 
hei Segelmanövern — nachts sogar regelmäßig — Kollisionen die Beobachtungen un 
brauchbar machten, wurde ein Schutzgerüst gegen das laufende Gut des Besansegels 
errichtet. Die Gesamthöhe des oberen Randes des Gestells über dem Meere war etwa 
5 1 /_> m. Die Aufstellung war frei von störenden Einflüssen, höchstens beschattete ge 
legentlich das Bcsanscgel den Apparat. 
Die benutzten Gefäße hatten verschiedene Formen. Regelmäßig gebraucht 
wurde ein Glasgefäß von nebenstehender Form, das mancherlei Vorteile hot. Es hatte 
eine große Oberfläche von 288 qcm, während der Inhalt nur 2400 ccm betrug. Letzteres 
hat den Vorteil, daß eine Pütze Seewasser von etwa 3—4 1 genügt, um das Gefäß 
gründlich auszuspülen, zu füllen und eine Probe in eine gleichfalls ausgespülte Flasche abzugießen. Viel 
größer darf die Pütze nicht sein, da sonst bei schneller Fahrt das Aufschlagen des Wassers schwierig 
wird, und andererseits erhält man unter Umständen Wasser von etwas verschiedenem Salzgehalt, wenn 
man mit einer kleinen Pütze mehrfach aufschlagen muß, um ein großes Gefäß zu füllen. Um Strahlungs 
einflüsse möglichst auszuschalten, war das Glasgefäß, das nunmehr als Normalgefäß, auf das die Be 
obachtungen mit den übrigen Gefäßen reduziert wurden, bezeichnet werden soll, von einem ’/2 cm Zwischen 
raum für die Luftzirkulation lassenden polierten Nickelmantel umgeben. Die Politur war leider nach 
einigen Wochen völlig vernichtet und wurde deshalb durch einen weißen Farbanstrich ersetzt. Der Mantel 
diente gleichzeitig als Schutz für das Glasgefäß (Fig. 1). 
ln dem Verdunstungsgestell konnte ferner ein zweites Gefäß benutzt werden, das einfach zylindrische 
Form von 35 cm Tiefe bei einer Oberfläche von 315 qcm besaß. Der Inhalt war 10 1. Das Gefäß wurde 
gelegentlich zu besonderen Untersuchungen verwendet. Die Differenz gegenüber dem Normalgefäß war: 
<) A. a. 0. S. 28. 
-) Krümmel, Handbuch der Ozeanographie, I5d. I, 2. Anti., S, 250.
	        
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