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Full text: 34, 1911

Ergebnisse einer ozeanographisehen Forschungsreise in dein Atlantischen und dem südöstlichen Stillen Ozean. <i 
Archiv 1911. 1. 
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hat wohl als erster <ler berühmte Astronom und Physiker Halley 1 ) getan. Er ermittelte die Verdunstung 
einer Salzlösung von ungefähr Meerwasserkonzentration auf ein Zehntelzoll in zwölf Stunden, und schloß 
daraus auf den Verdunstungsverlust des Mittelländischen Meeres an einem Sonnnertag. Er beobachtete 
auch schon die Bedeutung des Windes für die Verdunstung. Ähnliche Versuche machte auch zum Studium 
des Einflusses der Bewölkung, der Temperatur usw. auf den Vorgang der Schweizer Dichter Alb recht 
von Haller'J mit Salzwasser. Chapman und Ragona 3 ) untersuchten das Verhältnis der See- zur Stiii- 
wasserverdunstung. Chapman 4 ) fand 0,54:1, ein Resultat, dem anfangs Ragona beitrat. Dann ergab 
sich für ihn aber, daß das Verhältnis mit Temperatur, Luftfeuchtigkeit usw. stark wechselt, daß oft auch 
mehr Süß- als Seewasser verdunstete. Ähnlich fanden Marc et 5 ) und Dennis 6 ), letzterer durch Ver 
suche bei Key West, Florida, im wesentlichen nur, daß Salzwasser langsamer verdunstet. Eingehende Ver 
suche über dieses Verhältnis und über die beeinflussenden Faktoren der Seewasserverdunstnng aber 
immer nur auf dem Lande — verdanken wir dann J. A. Brown 7 ) in Trivandrum, Südindien, aus den 
Jahren 1857—1863, Mazelle 8 ) in Triest, Okada 9 ) in Japan, Dines 10 ) in England. Browns Ergebnisse 
zeigen im wesentlichen die starke Abhängigkeit der Verdunstung von der Temperatur und dem Sonnen 
schein, während der Einfluß des Windes zurücktritt. Mazelle hat 16 Monate hindurch Sec- und Regen 
wasser nebeneinander mit der Wild sehen Verdunstungswage in der Meteorologischen Hütte verdunsten 
lassen. Er erhält als Verhältniszahl 1:5, die aber mit der absoluten Verdunstungshöhe selbst proportional 
sich ändert. Er beschäftigt sich auch eingehend mit der Bedeutung von Temperatur, relativer Feuchtigkeit 
und Wind, wobei allerdings nicht zu übersehen ist, daß die Beobachtungen in der Hütte gemacht sind. 
Dagegen hat Okada die Verdunstung in der Meteorologischen Hütte mit der im Freien verglichen. Die 
Differenz besitzt eine jährliche Periode, die ihr Maximum im August, ihr Minimum im Dezember erreicht. 
Das Verhältnis See- zur Süßwasserverdunstung ist im Mittel 0,95:1. 
Schließlich käme noch in Betracht, rec.hnerisch die Verd unstung zu bestimmon. Da 11on, 
Stefan, Weilen mann, Stelling, de II een, U1 e, lv rchs, Schierbeck, Trab er t, Schwalbe u. a. 
haben mathematische Formeln zur Berechnung der Verdunstung abgeleitet. Sie gelten aber nur für Süß 
wasser und zeigen durch ihre Mannigfaltigkeit, daß befriedigende Ergebnisse noch nicht erzielt sind. Das 
selbe gilt, wie später gezeigt werden soll, von den Versuchen, aus der Psychrometerdifferenz die Ver 
dunstung abzuleiten. Auf schon oben erwähnte Arbeiten Murrays, Brückners, Fritzscbes, die 
aus Niederschlägen und Abfluß die Verdunstung auf dem Meere berechnen, wird noch 
eingegangen werden. 
Wir sehen aus diesem kurzen historischen Rückblick also, daß die Versuche zur wirklichen 
Bestimmung der Verdunstung auf dem Meere wenig zahlreich sind, daß sic auch nicht annähernd sich 
den wirklichen Verhältnissen auf dem offenen Ozean anpassen und deshalb bisher keine direkten Resultate 
ergaben. Der Hauptzweck meiner Reise war deshalb die experimentelle Gewinnung von Material über 
die Verdunstung auf dem Meere unter tunlichster Anpassung an die natürlichen Verhältnisse. Es galt, 
erstmalig in den verschiedenen Klimagebieten Werte für die Verdunstung zu erhalten, um neben an- 
genäherten absoluten Werten der Verdunstung vor allem auch die relativen Unterschiede 
in der regionalen Verteilung der Verdunstungsgröße zu bestimmen und die Bedeutung der die 
Verdunstung beeinflussenden Faktoren zu untersuchen. Daß eine Reise dabei kein völlig ab 
schließendes Resultat liefert, ist selbstverständlich, da cs sich eben um die Herausarbeitung der Methoden 
und Erzielung erster Anhaltspunkte handelt. 
') Philosoph. Trans. 1087. 
*) Mein. acad. sei. Paris 1764. 
? ) Referat Hann, Die Verdunstung des Meerwassers. Österr. Met. Ztschr. Is68. 
4 ) Chapman, Object of tlie salt condition of the sca. Philos. Mag. 1855. 
5 ) Marcet, Reehcrehes sur l’evaporation des liquides. Auszug Ann. Phvs. u. Chemie. Krgänzungsbd. 1. 
®) Dennis, W. C„ On surface evaporation. Ann. Rept. Smith. Inst. 1866. 
7 ) Referat Hann, Met. Ztschr. 1906 und Krümmel, a. a. 0. S. 248 ff. 
f ) Mazelle, Ed., Sitzungsber. Kais. Akad. der Wissenschaften. Wien 1898, Bd. 107, Ha. Cit. auch die ältere 
Literatur. 
!> ) Okada. Vgl. Messungen der Verdunstung des Meerwassers und des Süßwassers. Met. Ztschr. 1903, S. 380ff. 
"') Zit. Latham, Quart. Journ. R. Met. S. 1892, S. 54.
	        
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