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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1910, N. 2.
geltend, die sich in dom gemeinsamen Auftreten eines, wenn auch relativ schwachen Maimaximums äußert.
Im entschiedenen Gegensatz zu der Regenverteilung in den Küstengebieten steht jene auf dem zentralen
Tafellande und im Ebrohecken. Die Regenverteilung weist hier insofern einen vollständig veränderten
Typus auf, als in diesen Gebieten die Monate Mai und Oktober als Wendepunkte in der Jahreskurve des
Niederschlages von hervorragender Bedeutung sind. Das Hauptmaximum des Regenfallcs fällt durchweg
auf den Mai, die Lage des sekundären Maximums schwankt jedoch an den verschiedenen Stationen zwischen
Oktober und November (Typus D).
In den trockensten Distrikten Altkastiliens und in der Nordwestecke des Ebrobeckens halten sich
beide Maxima etwa das Gleichgewicht; ja, in Salamanca, Tafalla und Huesca übertrifft sogar das herbstliche
Maximum dasjenige des Frühlings um ein Geringes. Die Verschiebung des Hauptmaximums vom Mai auf
die Monate des Herbstes tritt um so deutlicher hervor, je mehr man sich den Küsten des Mittelineeres
nähert. Man kann also folgern, daß das Regenregime des nordwestlichen Mittelmeerbeckens mit seinen
charakteristischen Herbstregen auch auf unser Gebiet übergreift.
2. Die zeitliche Veränderlichkeit der Monats- und Jahresmittel der Niederschlagsmengen.
Der annähernd normale Gang des Niederschlages, wie er durch mehrjährige Mittelwerte dargestellt
wird, unterliegt infolge störender Ursachen in den einzelnen Jahren mehr oder minder beträchtlichen
unregelmäßigen Schwankungen, welche vom theoretischen wie auch vom praktischen Gesichtspunkte aus
von großem Interesse sind. Betrachten wir zunächst die Schwankungen der Jahressummen des Nieder
schlages in den einzelnen Jahren, so bietet uns in einfacher Weise ein Maß für diese Veränderlichkeit die
Vergleichung der größten und der kleinsten Jahressummen mit dem vieljährigen Mittelwerte; denn es
leuchtet ohne weiteres ein, daß die Veränderlichkeit der Niederschlagsmengen um so größer sein wird, je
mehr das Maximum die durchschnittliche Jahressumme übersteigt und zu gleicher Zeit das Minimum unter
dieselbe hinabsinkt. Einen einzigen treffenden Ausdruck für die Veränderlichkeit der Jahresmengen stellt
daher das Verhältnis der größten zur kleinsten Jahressumme dar; doch können naturgemäß zur Bildung
dieses Quotienten nur solche Stationen verwendet werden, von denen längere Reihen zur Verfügung stehen,
weil bei allen Fragen über Extreme die Länge der Beobachtungen maßgebend ist 1 ).
In der folgenden Tabelle 6 (S. 19) sind für 26 Stationen unseres Gebietes die Quotienten Maximum:
Mittel, Minimum : Mittel und Maximum: Minimum, geordnet nach der Größe des letzten Wertes, mitgeteilt.
Aus dieser Übersicht ergibt sich, daß in dem betrachteten Gebiete die Quotienten Maximum : Mittel und
Minimum : Mittel durchschnittlich 1,5 resp. 0,6 betragen. Vergleichen wir diese Zahlen mit den Werten,
welche dieselben Quotienten in Deutschland haben, so bewerken wir, daß in Nordspanien und -Portugal
etwa die gleichen Verhältnisse wie in Deutschland vorwalten; denn in den norddeutschen Stromgebieten
beträgt das Verhältnis der größten Jahresmenge zum Mittelwert etwa 1,4, während die kleinste Nieder
schlagsmenge eines Jahres ungefähr 0,6 des Mittels ausmacht 2 ). Für den Quotienten Maximum : Minimum
ergibt sich auf unserem Areale im großen und ganzen eine Zunahme von Norden nach Süden oder noch
eher von Nordosten nach Südwesten, doch ist dieselbe keine streng regelmäßige. Des weiteren können
wir aus' unserer Zusammenstellung folgern, daß im allgemeinen den Orten, welche im Regenschatten der
Gebirgszüge liegen, eine größere Veränderlichkeit der Jahresmengen der Niederschläge zukommt als jenen,
welche auf der Luvseite der Gebirge gelegen sind.
Zu einem weit sichereren Resultat der mittleren zeitlichen Veränderlichkeit oder Anomalie der
Monats- und Jahresregenmengen, als durch die Betrachtung der beiden extremen Niederschlagsmengen
möglich ist, gelangt man, indem man die Mittel der Abweichungen der einzelnen Monate und Jahre von
den zugehörigen Gesamtmitteln einer langen Beobachtungsreihe berechnet. Dabei kommen zunächst die
einzelnen Anomalien nur ihrem Betrage nach in Betracht, und es ist vorderhand gleichgültig, ob sie
Überschuß oder Mangel bedeuten. Die Ergebnisse dieser Rechnung sind in der nebenstehenden Tabelle 7
(S. 19) zusammengestellt worden.
x ) He 11 mann, 1. c. S. 341.
') He 11 mann, G., Die Niederschläge in den norddeutschen Stromgebieten. Berlin 1906. I, S. 272.