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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1910, Nr. 2.
aber die feuchtesten Monate sind 1 ). Jenseits der Küstengebirge macht sich aber im Juli und August die
Trockenheit deutlich bemerkbar, und sie nimmt an Intensität und Dauer immer mehr zu. je mehr man
sich ins Innere der Halbinsel und nach Süden begibt. Im Gegensatz zur Nordküste, welche im Sommer
eine Regenmenge von 140 bis über 200 mm aufweist, und gegenüber der Nordwest- und Westküste, die
eine solche von 80 bis 130 mm empfängt, erhalten die altkastilische Hochfläche und das Ebrobecken nur
10—70 mm sommerlichen Niederschlages. Die atlantischen Küstenstriche erfreuen sich daher bei der durch
die Nähe des Meeres gemilderten Temperatur auch im Sommer einer üppigen Vegetation und saftig-grüner
Wiesen, während hingegen „im Juli und August die zentralen Hochebenen sonnenverbrannte, staubige
Einöden ohne Grün sind. Alsdann sind alle Wege mit. einer dicken Staubschicht bedeckt und die Blätter
der wenigen Bäume welk oder grau vom Staube. Das Düstere dieser um die Mittagszeit unter einer
Sonnenglut von“ 35—40° C**) „schmachtenden Ebene wird noch vermehrt durch die ,Galina 1 , eine Art
Hitzenebel, welcher aus feinem Staub besteht und das Blau des wolkenlosen Himmels in ein fahles
Bleigrau verwandelt und die Fernsicht trübt. Erst die Ende September einsetzenden Herbstregen bringen
eine angenehme Jahreszeit“ und erwecken die schlummernde Vegetation zu neuem Leben 3 ).
Um die Änderungen in der jahreszeitlichen Verteilung der Niederschläge innerhalb unseres Gebietes
zu verfolgen, wurden durch das ganze Areal nach den Richtungen der Windrose Profile gelegt und die
Stationen, von denen Regenmessungen vorliegen, in der Weise verglichen, daß für je zwei derselben die
Zu- resp. Abnahme der relativen Regenmengen während jeder .Jahreszeit bestimmt wurde.
Die Vergleiche wurden durchgeführt in Form von Differenzen, wie es die folgende Tabelle I
(S. 15) leicht, überblicken läßt.
Aus dieser Übersicht geht deutlich hervor, daß die Winterniederschläge am meisten abnehmen in
westöstlicher Richtung, und zwar vermindert sich ihr Betrag anf dem Wege von La Guardia OH 0 !») nach
Zaragoza (19 °/o) um 15 °/o. Tn derselben Richtung nehmen andererseits die Sommerniederschläge am meisten
zu; indessen ist ihr Unterschied nicht mit dem gleichen Betrage wie die Differenz der Winterniederschläge
bemessen. Sie wachsen von 9% in La Guardia auf 20°/u in Zaragoza, nehmen also nur um ll°'o zu.
Um den annähernd gleich großen Betrag schwankt die Zunahme der Sommerregen in südwestlich-nord
östlicher Richtung zwischen den Stationen Coimbra und Lianes.
Gleichmäßiger ist die Änderung der Frühlingsregen bemessen. Die größte Zunahme von 9% er
fahren sie in nordwest-südöstlicher Richtung zwischen den Stationen Santander und Zaragoza; docli wird
fast derselbe Betrag (8 %) beim Fortschreiten in nord-südlicher (Santander-Avila) und nordost-südwestlicher
Richtung (San Selmstiän-Segovia) erreicht.
In noch engeren Grenzen (ö °/o) variieren die relativen Mengen der Herbstniederschläge. Sie erreichen
das Maximum ihres Unterschiedes in derselben Richtung wie die Frühlingsregon ; nur verhalten sie sich
gerade umgekehrt wie diese. Während nämlich die Frühlingsregen auf dem Wege von den Küsten land
einwärts prozentual an wachsen, nehmen die relativen Beträge der Herbstregen mit dem Fortwandern nach
dem Innern der Halbinsel zu ab.
Besser, als es durch Berücksichtigung der Jahreszeiten möglich ist, läßt sich die jährliche Verteilung
der Niederschlagsmengen in Nordspanien lind -Portugal erkennen, wenn man den Verlauf der Jahreskurve
der Regenmenge an den einzelnen Stationen von Monat zu Monat ins Auge faßt.
Um dabei unabhängig zu sein von der ungleichen Länge der einzelnen Monate, wurden nach dem
von Angot vorgeschlagenen Verfahren*) für die einzelnen Stationen die pluviometrischen Koeffizienten
bestimmt. Unter pluviomctriscliem Koeffizienten versteht Angot denjenigen Ausdruck, welcher angibt, in
welchem Verhältnis die wirkliche Regenverteilung auf die Monate zu jener steht, wie sie bei einer ganz
gleichförmigen Regenverteilung über das Jahr sein würde, d. h. wenn auf jeden Monatstag die gleiche
Regenmenge entfallen würde. Man erhält die pluviometrischen Koeffizienten leicht dadurch, daß man die
’) Theob. Fischer, Die Iberische Halbinsel. In Kirchlioff: Unser Wissen von der Erde. Hi. Hand, II. Teil,
2. Hälfte. Wien, Prag und Leipzig 1893, 8. 656. He 11 mann, 1, c„ S. ¡129.
-) Mittlere Monatsinaxima der Temperatur im August in: Leon 33,8°, ßih-gos 33 6°, Valencia 35,7 n , Salnmanca 38,1
La Vid 37,5°, Valladolid 37,5°, Toro 35,0°, Ona 34,2*, I.ogrofio 38,3°, Zaragoza 3,9.1°.
3 ) Willkomm, Moritz, Die Pyreniiisclie Halbinsel. Prag 1881. I. Band. S. 90.
Angot, A.. Régime des pluies de l'Europe occidentale. Annales du bureau central météorologique de France.
Année 1895. Tome I.