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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, 1910, Nr. 1.
Tabora selbst, und durch die Untersuchungen der Antisklavereigesellschaft begünstigt, auch die Stationen
des Viktoria-Seegebiets: Bukoba und Muansa schlossen sich an.
Im Jahre 1895 begann die erste Station Usambaras — Masindo — ihre Beobachtungstätigkeit.
Ihr folgten in den nächsten Jahren weitere Stationen in dom für die europäische Besiedelung so günstigen
Gebirgsland. Mit der Berufung Dr. H. Maurers als Regierungsmeteorologen nach Daressalam kommt Plan
und Organisation ins Beobachtungswesen. Man begann ein Netz von meteorologischen Stationen über das
ganze Schutzgebiet auszubreiten, das von Maurers Nachfolgern, Prof. Dr. Uhlig und vor allein Dr. Castens
erweitert und verdichtet wurde. Heute dürften etwa 300 Stationen tätig sein, von denen allerdings die
meisten nur Kegen messen. An Wetterwarten höliererOrdnung existierten im September 1908 32.
Das von diesen Stationen gelieferte Regenmaterial ist von verschiedenem Wert. Manche liefern
Beobachtungen, die allen Ansprüchen an Genauigkeit ebenso genügen wie die europäischer Stationen,
andere arbeiten so lückenhaft und oberflächlich, daß sie für die vorliegende Abhandlung nicht in Frage
kommen konnten 1 ).
Das liegt zunächst daran, daß die Beobachter häufig durch ihre Berufsarbeiten — seien es nun
Beamte der Regierung, Missionare oder Farmer — an der pünktlichen Innehaltung der Termine und damit
an der Vornahme genauer und fortlaufender Beobachtungen verhindert worden. Auch Dienstreisen und
Krankheiten verursachen häufig einen Ausfall der Beobachtungen, da meist ein geeigneter Stellvertreter fohlt.
So war z. B. im Süden der meteorologische Dienst den größten Schwierigkeiten unterworfen,
weil die häufigen Einfälle benachbarter Raubvölker allzuoft die Beobachter anderweitig in Anspruch
nahmen.
Eine genaue Erforschung der Niederschläge dieses Gebiets schien mir aber darum sehr wünschens
wert , weil man es des öfteren als die Kornkammer der Kolonie bezeichnet hat, weil Hungersnöte hier
sehr selten auftraten, und andererseits solche günstig gestellten Provinzen da von großem Vorteil werden
können, w r o gefährdetere, benachbarte Bezirke innerhalb desselben staatlichen Verbandes liegen.
Trotzdem kann man sagen, daß das hier ausgewählte Material zuverlässig genug ist, um einer ver
gleichenden klimatologischen Arbeit wie der vorliegenden zugrunde gelegt werden zu können. Der aus
geführte Vergleich der Jahreszeiten- und Jahressummen benachbarter Stationen beweist ja nicht nur das
gleichsinnige Verhalten ganzer Bezirke, sondern auch die Brauchbarkeit der Beobachtungen.
Zudem hat übrigens Prof. Dr. C. Uhlig * 2 * ) für Usambara z. B. nach persönlicher Prüfung fest
gestellt , daß die Regenmessungen an vielen Stationen gut sind, und daß von einigen genaue und
homogene Arbeiten geliefert werden.
Die meisten der in Deutsch-Ostafrika in Benutzung stehenden Regenmesser sind „System deutsche
Seewarte“. Mit Hellmannschen Regenmessern wird nur an wenigen Stationen beobachtet. Die Ver
gleichbarkeit der gewonnenen Werte leidet also auch vielleicht etwas durch die Verschiedenheit der Systeme.
An den meisten Stationen ist zudem überhaupt nicht mehr festzustellen, welche Instrumente früher in
Benutzung waren.
Ein weiterer Mangel, den manche der deutsch-ostafrikanischen Beobachtungen mit vielen tropischen
gemein haben werden, wird hervorgerufen durch die schnell omporwucherndc Tr open Vegetation. So
kann ein Regenmesser, auch wenn er an derselben Stelle verblieben ist, doch aufs empfindlichste beeinflußt
und in seiner gleichmäßigen Tätigkeit gestört worden sein.
Die Genauigkeit der Messungen ist bei den einzelnen Beobachtern verschieden. Einige haben
nur auf 0,5 mm genau abgelesen. Aus diesem Grunde, dann aber auch, weil auf ganze Millimeter ab
gerundete Regensummen für diese Untersuchung genügten — auf eine Bearbeitung der täglichen Regen
mengen wurde verzichtet — sind 5 ho und darüberliegende nach oben abgerundet, die darunterliegenden
vernachlässigt worden.
Drei Gesichtspunkte leiteten mich bei der Wahl der Stationen; es mußten möglichst lange Reihen
von Beobachtungen vorhanden, dieselben mit ziemlicher Genauigkeit ausgeführt sein und die Stationen
so liegen, daß sie für ihre weitere Umgebung als typisch angesehen werden konnten.
') Aus letzterem Grunde konnte auch Bukoba in das Stationsnetz nicht aufgenommen werden.
2 ) C. Uhlig, Regenmessungeu aus Usambara, Berichte über Land- und Forstwirtschaft in Deutsch-Ostafrika, Heidel
berg 1903, I, Heft 7, S. 469..