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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1910, Nr. 1.
Sie beträgt hier nur mehr 12 /si oder 57°/o, also 13% weniger als die Wahrscheinlichkeit dafür, daß
starke Regen von Oktober bis Mai zu Sansibar begleitet sind von schwachen Nilfluten und umgekehrt
(Figur 16).
Unter den Kurven für Daressalam und Bombay sind wiederum als schwarze Felder die ostafrikanischen
Hungersnöte eingetragen, die durch das Ausbleiben beider Regenzeiten verursacht waren. In allen
Fällen waren die Jahressummen zu Bombay über dem Normal.
C. Die Niederschläge auf Mauritius und die Nilfluten.
Zum Schluß sei noch auf das entgegengesetzte Schwanken der Niederschläge auf Mauritius und der
Nilfluten hingewiesen.
J. und W. J. S. Lockyer, die sich seit langem mit der Erforschung der unperiodischen Schwankungen
der Niederschläge im Bereiche des Indischen Ozeans beschäftigen, haben die Jahressummen der Insel Mauritius
für den Zeitraum von 1861 bis 1898 berechnet (). Sie konnten dabei im ersten Jahre nur eine Station
verwenden, aber schon im zweiten Jahre stieg die Zahl der Stationen auf vier, die dann bis 1881 stetig
zunahm. Von da an beruhen die ermittelten Werte auf den Jahressummen von etwa 25 Stationen. Die
Anzahl der Stationen ist in der folgenden Zusammenstellung hinter den Niederschlagsmengen angegeben
(Figur 15).
M a u r i t i u s :
Abweichungen der Jahressummen des Niederschlags vom Mittel.
Zahl der
Zahl der
Zahl der
Zahl der
mm
Stationen
mm
Stationen
mm
Stationen
mm (
Stationen
1861
-f - 6 /6
1
1871
-480
13
1880
— 490
23
1890
+ 31
25
1862
-259
4
1872
— 178
13
1881
— 185
25
1891
-t- 36
26
1863
+ 244
6
1873
+ 262
13
1882
+ 422
25
1892
+ 130
19
1864
— 310
8
1874
+ 442
17
1883
+ 46
26
1893
- 188
24
1865
+ 574
10
1775
+ 76
15
1884
— 315
25
1894
— 15
24
1866
— 462
10
1876
— 165
17
1885
— 249
26
1895
+ 254
21
1867
— 168
11
1877
+ 798
19
1886
— 897
26
1896
+ 417
22
1868
+ 688
11
1878
— 97
22
1887
—107
27
1897
-498
24
1869
— 84
12
1879
— 132
22
1888
+ 566
26
1898
— 53
24
1870
— 91
12
1889
+ 467
24
Die größten negativen Abweichungen in dem Zeitraum 1869 bis 1898 fallen am Nil in die Jahre
1877 und 1888, die größten positiven Abweichungen der Niederschläge zu Mauritius in dieselben Jahre.
Weniger beträchtliche negative Abweichungen sind am Nil beobachtet worden in den Jahren 1873, 1882,
1884 und 1897, mittelmäßige positive Abweichungen auf Mauritius in den Jahren 1873. 1874, 1882, 1888,
1889, 1895 und 1896.
Jahre starker Nilfluten waren 1869, 1870, 1874, 1878, 1887, 1892 und 1894, solche schwacher Regen
zu Mauritius 1871, 1880, 1886 und 1897. Ein gleichzeitiges Eintreffen starker Nilfluten und schwacher
Niederschläge zu Mauritius hegt demnach nicht vor.
Dagegen traten schwache Nilfluten in vier von fünf Fällen in Jahren heftiger
Regen zu Mauritius auf.
Die Erklärung für diese Tatsache ist vielleicht folgende. Der weitaus größte Teil des Niederschlags
fällt auf Mauritius in den letzten Monaten eines Jahres und den ersten des folgenden, also in der Zeit,
wo über Asien und Nordafrika das hohe Luftdruckmaximum'lagert. Dehnt es sich besonders weit
nach Süden, so ist die Zone der Calmen auf dem Indischen Ozean — die Zone der aufsteigenden Luft —
ebenfalls nach Süden verschoben und Mauritius näher gerückt. Die Bedingungen zur Kondensation dos
reichlich vorhandenen Wasserdampfs sind dann auf Mauritius weit günstiger als im normalen Südsommer,
wo diese Insel mehr innerhalb des Südostpassats liegt. Rückt dann die Sonne immer weiter nach Norden,
so verschwindet allmählich das asiatisch-afrikanische Maximum und macht dem ebenso extremen Minimum
Platz, das den Waserdampf vom Indischen Ozean um so schärfer ansaugt, je tiefer es ist. Es ist sehr
') Met. Zeitschrift 1901, S. 361.