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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1910, Nr. 2.
Wenn auch die Mittelwerte unserer Übersicht 39 nicht völlig unabhängig sind von den subjektiven
Momenten der Beobachter und somit keineswegs die reellen Verhältnisse völlig getreu wiedergeben, so bietet
aber doch ohne Zweifel die Tabelle hinreichende Anhaltspunkte zur Erkenntnis der Grundzüge in den
Gewitterverhältnissen unseres Gebietes. Nur die absoluten Zahlen für die einzelnen Stationen wird man
nicht immer für völlig verbürgt halten können.
Was zunächst die geographische Verteilung der Gewitterhäufigkeit des Jahres im Bereiche unseres
Gebietes anbelangt, so erinnert dieselbe mehrfach an diejenige der Niederschlagsmenge überhaupt und
demgemäß an die orograpliischen Verhältnisse des Gebietes, welches unsere Tabelle 39 vertritt.
Wenn man sich vom Kantabrischen Meerbusen und vom Atlantischen Ozean her landeinwärts begibt, so
findet man gemäß, unserer Übersicht eine Zunahme der jährlichen Gewitterhäufigkeit mit der Annäherung an
den Kamm der Randgebirge: Llanes, La Coruña und Porto weisen durchschnittlich jährlich neun Gewitter
tage auf, Santiago, Oviedo und Santander 13, Montalegre 14, Orduna und Vizeu 19, und auf der Serra
da Estrella hat man sogar noch eine etwas größere Anzahl solcher Tage zu erwarten (Guarda 20,4;
Serra da Estrella 21,2). Auf dem landseitigen Fuße der Gebirge wird, wie zu vermuten, wieder eine
Abnahme der Gewitterhäufigkeit beobachtet (Leon, Valladolid, Salamanca durchschnittlich zwölf Gewitter
tage). Wenn man, den Weg fortsetzend, sich vom Herzen des altkastilischen Beckens ostwärts wendet
und das östliche Randgebirge als zweite Gebirgskette überschreitet, so wird man im Luv derselben wieder
eine etwas größere Anzahl vermerkt finden (Bürgos 13; Soria und La Vid 15). Beim Absteigen in das
Ebrobecken, im Lee des östlichen Randgebirges und des Baskisclien Gebirges nimmt alsdann die Zahl der
Gewittertage wieder ab, und sie erreicht im Grunde des Beckens in Zaragoza den minimalen Betrag von
sechs jährlichen Gewittertagen.
In den verhältnismäßig regenreichen luvseitigen Lagen des Kastilischen Scheidegebirges tritt uns
wieder eine erhöhte Frequenz wolkenelektrischer Erscheinungen entgegen (Avila 18,3). Obwohl von einer
vollkommeneren Gewitterstatistik namhafte Änderungen unserer Zahlen zu erwarten sind, so dürften doch
die angeführten Beziehungen kaum ein Zufall sein, sondern ihrem Wesen nach in der Natur begründet sein.
Ein ausgeprägteres Hervortreten kausaler Beziehungen als im komplexen Jahresmittel hat man in
den einzelnen Jahreszeiten zu suchen (Tabelle 40).
Tabelle 40. Pro - /ent ¡sehe Verteilung der Gewitter über die Jahreszeiten.
Winter
Frühling
Sommer
Herbst
Winter
Frühling
Sommer
Herbst
San Sebastian
15
23
39
23
Avila
1
22
54
22
Bilbao
12
23
42
23
Segovia
1
23
57
19
Santander ......
21
24
36
19
Valladolid
1
26
59
14
Oviedo
14
25
46
15
La Vid
0
18
64
18
La Corufia
19
29
29
23
Bürgos
0
25
60
15
Santiago
21
30
29
20
Soria
1
18
63
18
Porto
16
29
24
31
Ona
2
23
56
19
Coimbra
12
34
24
30
Orduna .
7
22
53
18
Serra da Estrella ....
3
29
38
30
Pamplona
1
24
60
15
Guarda
4
31
41
24
Huesca
1
21
58
20
Montalegre
8
26
44
22
Barbastro
1
26
53
20
Moncorvo
4
23
48
25
Zaragoza
0
24
66
10
Salamanca
1
22
56
21
Im Sommer und Frühling sind die über dem erhitzten zentralen Hochlande aufsteigenden Luft
ströme, im Winter und Herbst dagegen ist das Meer die Hauptquelle des in den Gewittern niedergehenden
kondensierten atmosphärischen Wasserdampfes. Diesem gegensätzlichen Verhalten entspricht recht gut
die Verteilung der Gewitter. Während an der Westküste, wohl infolge der kühlen Meeresströmung, auf
den Sommer rund 25°'o der jährlichen Gewittertage entfallen, wächst ihre Anzahl in dem binnenländischen