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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1910, Nr. 2.
gcgenden schon Ende September mit Schnee, der erst im Juli wieder verschwindet, ja sich in geschützten
Lagen am Moncalvo und in der Peña Trevinca sehr oft den ganzen Sommer hindurch hält 1 ). Im asturisc.h-
kantabrischen Gebirge ist die zusammenhängende Schneedecke infolge der günstigen Lage dieses Gebirges
zum Meere nicht von so langer Dauer. Sie erscheint gewöhnlich im Oktober und reicht nur bis in den
Mai, wohl auch in den Juni hinein. Von dem Vorhandensein ewigen Schnees kann eigentlich nur in den
Zentral- und Ostpyrenäen unseres Gebietes die Rede sein, wo ja das Vorkommen von Gletschern seit langem
bekannt ist. Infolge der geringen Niederschläge ist jedoch die spanische Seite dieses Gebirges fast völlig
frei davon 2 ). Wie bereits erwähnt, erhält sich der im Winter gefallene Schnee an besonders geschützten
Stellen der oberen Abhänge und Kämme in Form von einzelnen Feldern den ganzen Sommer hindurch.
Solche Schneefelder nennen die Spanier „ventisqueros “ s ). Lawinen kommen nur in den Pyrenäen und der
kantabrisch-asturischen Kette vor zur Zeit der Schneeschmelze, doch sind dieselben von geringem Belange 4 ).
Als sehr bezeichnend für das seltene Auftreten einer zusammenhängenden Schneedecke mag endlich
noch hervorgehoben werden, daß zwar im Spanischen ein besonderes Wort für Schlitten, nämlich trineo,
existiert, daß aber in der Definition dieses Wortes von der eigentlichen Benutzungsweise dieses Fahrzeuges,
nämlich der auf Schnee, nicht die Rede ist 5 ).
19. Die Gewitter.
„Die Gewitter sind in ihrer geographischen Verbreitung und in ihrer Verteilung auf die Jahreszeiten
eng an das Auftreten großtropfiger Niederschläge gebunden, also wie diese an hohe Dampfspannung, resp.
an das Vorhandensein warmer, feuchter Luft, und an aufsteigende Bewegungen der Atmosphäre 6 ).“ Im
Hinblick auf ihr verhältnismäßig seltenes Auftreten sind die Gewitter kein einflußreicher Faktor in dem
Klima eines Landes. Allein sie gehören zu den großartigsten Naturerscheinungen; denn sie sind auffallend
nicht nur durch die gewaltigen, unter Blitz und Donner erfolgenden Entladungen der Elektrizität, sondern
auch durch die Intensität, namentlich aber durch die Form des Niederschlages, welcher aus der Gewitter
wolke mitten in der wärmsten Tages- und Jahreszeit in gefrorenem Zustande niedergehen kann als Hagel,
der in den landwirtschaftlichen Kulturen Hab und Gut des Menschen mehr oder weniger schädigt oder
sogar vernichtet. Somit erscheinen die Gewitter beachtenswert sowohl vom theoretischen als auch vom
praktischen Standpunkte.
Für eine eingehende Untersuchung im Sinne der modernen synoptischen Gewitterforschung sind
die meteorologischen Stationen der Iberischen Halbinsel ihrer zu großen Entfernung wegen nicht imstande,
das erforderliche reichliche Beobachtungsmaterial zu liefern. Zudem wird gerade der Gewitterforschung
in den Veröffentlichungen der meteorologischen Beobachtungen an den spanischen und portugiesischen
Stationen nicht die Sorgfalt entgegengebracht, welche für eine eingehende Untersuchung dieser Natur
erscheinung unbedingt nötig ist. Auf Grund der Veröffentlichungen der Stationen unseres Gebietes sind
wir nur in der Lage, einige Untersuchungen über die jährliche Gewitterhäufigkeit anzustellen, während
wir über den täglichen Gang der Häufigkeit, über Zugrichtung und Geschwindigkeit der Gewitter keine
Angaben machen können. Soweit es das zur Verfügung stehende Material gestattet, ist in der folgenden
Tabelle 39 für einige Stationen Nordspaniens und -Portugals mit längeren Beobachtungsreihen die durch
schnittliche monatliche und jährliche Zahl der 'Lage mit Gewittern für den angegebenen Beobachtungszeitraum
mitgeteilt worden. Zum weiteren Verständnis sei noch hinzugefügt, daß hierin in der üblichen Weise
jeder Tag auch dann nur einmal gezählt wurde, wenn an einem und demselben Tage auch mehrere Gewitter
vorkamen. Die Entscheidung darüber, ob an einem Tage ein oder mehrere Gewitter aufgetreten sind, ist
nämlich vom Standpunkte des Einzelbeobachters häufig gar nicht mit Sicherheit zu treffen und somit die
Zahl der Gewitter gar nicht genau festzustellen 7 ). Wetterleuchten soll — wie cs ebenfalls in klimato-
graphischen Darstellungen üblich ist — von den Gewittern getrennt werden, nicht weil beide Erscheinungen
7 ) Theob. Fischer, 1. c. S. 660.
2 ) Theob. Fischer, 1. c. S. 660.
3 ) Hellmann, 1. c. S. 365.
4 ) M. Willkomm, Die Pyrenäische Halbinsel. Prag 1884. I, S. 106.
6 ) Hellmann, 1. c. S. 364.
6 ) Koppen, W., Klimakunde. Leipzig 1906. I, S. 99.
7 ) Meyer, H., Anleitung zur Bearbeitung meteorologischer Beobachtungen usw., S. 150.