Beitrüge üur Klima togrnphie von Xordspanien und -Portugal.
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etwas mehr (60—80 ein); das europäische Rußland 1 ) naturgemäß weniger (unter 60 cm). Ansehnlichere
Niederschläge finden wir in Italien 2 ) (60 bis über 100 cm, in der Po-Ebene 80 cm); viel geringere dagegen
in den ebeneren Gegenden Österreich-Ungarns: in Böhmen 3 ) 69 cm, in der großen ungarischen Tiefebene 4 )
50—60 cm. Unser Gebiet ist also im Vergleich zu den vorstehenden Ländern ein mit Niederschlägen
verhältnismäßig reichlich bedachtes Land.
10. I>ie Zahl der Tage mit Niederschlag.
Von besonderem klimatologischen, wie auch von praktischem Interesse, namentlich für die Land
wirtschaft, ist cs zu wissen, auf wieviel Tage sich die jährlich herabfallende Niederschlagsmenge verteilt.
Denn es ist offenbar nicht gleichgültig, ob dieselbe in seltenen heftigen Güssen oder in häufigen schwachen
liegen niedergeht. Es fragt sich zunächst, was man einen „Tag mit Niederschlag“ nennen soll. Bei der
Fassung dieses Begriffes hat man auf zwei Momente Rücksicht zu nehmen. Erstens ist es nötig, sich über
die geringste Niedersclilagshölie zu einigen, welche ausreichen soll, einen Tag als solchen mit Niederschlag
zu bezeichnen, und zweitens ist für die Messung des Niederschlages, da sie nicht in der Nacht stattfinden
kann, eine Stunde zu wählen, welche dem Tagesanfang doch möglichst nahe liegt, zudem aber mit einem
Minimum in der Tagesperiode des Niederschlags zusammenfällt. Endlich ist auch die Bequemlichkeit der
Beobachter zu berücksichtigen, da ihre Leistungen durchweg freiwillige sind. In Anbetracht dieser
Forderungen, die nicht alle glcichgut erfüllbar sind, ist es in Spanien und Portugal üblich, als Tage mit
Niederschlag alle diejenigen zu rechnen, an denen für die Zeit von 9 Uhr morgens des laufenden bis zur
gleichen Stunde des folgenden Tages mindestens 0.1 mm Wasserhöhe im Regenmesser gefunden wird.
Diese Beobachtungsmethode hat sich in Spanien jedoch erst seit dem Beginne der Achtzigerjahre, in
Portugal einige Jahre früher, eingebürgert. Bis dabin wurde eine untere Grenze für die Regenmenge
eines Niederschlagstags nicht angenommen, und die spanischen und portugiesischen Veröffentlichungen der
meteorologischen Beobachtungen berichten einfach die „dias de lluvia“, bzw. die „dias de clniva“. Neben
diesem Übclstande wird das Ergebnis der Zählung der Nicderschlagstage immer auch bis zu einem gewissen
Grade beeinflußt durch den Eifer und die Gewissenhaftigkeit der Beobachter in der Wahrnehmung und
Aufzeichnung der Witterungserscheinungen. Denn es kommt nicht allein darauf an, daß die Tage mit
ganz geringfügigem Niederschlage, welche der Beobachtung des Menschen sehr leicht entgehen, nicht über
sehen werden, sondern auch, daß in einer fortlaufenden Reihe von Regentagen jeder mit seinem Quantum
gewissenhaft zur Eintragung gelange. Durch einen Wechsel des Beobachters kann daher die Art der
Beobachtung eine Änderung erfahren. Von entscheidendem Einflüsse sind weiterhin die lokalen Verhält*
nisse der Aufstellung des Regenmessers und die Änderungen desselben, welche durch das Entstehen von
Gebäuden usw. in der Umgebung des Regenmessers verursacht werden, indem nämlich hierdurch der
Zutritt des Windes oder des Nebelniederschlags zu dem Auffanggefäße des Regenmessers sich ändert.
Damit ist aber eine Änderung der Menge, sowie auch der Häufigkeit nicht allein der schwachen, sondern
auch die stärkeren Niederschläge verbunden. Zu welch differenten Ergebnissen die verschiedene Auf
stellungsweise des Regenmessers führt, bekundet deutlich das von II eil mann gegebene Beispiel für
Lissabon 5 ).
Mit Rücksicht auf die Unvermeidlichkeit von mancherlei Beobachtungsfehlern bei der Notierung der
Niederschlagsbäufigkeit ist es erforderlich, beim Vergleiche der Nicderschlagstage mehrerer Stationen die
Reihen jeder einzelnen Station einer Prüfung in bezug auf ihre Vollständigkeit und Homogenität zu unter
ziehen. Da jedoch in den „Resumenes“ lediglich die monatlichen Summen der Niederschlagstage und
-mengen mitgetcilt werden, nicht aber die einzelnen Regentage mit ihrem entsprechenden Regenquantum,
so läßt sich ein strenger Vergleich der Niedcrschlagshäufigkeit an den einzelnen Stationen nicht durchführen.
Doch ist dieser Umstand durchaus nicht so störend, wie er cs etwa in Norddeutschland bei der gleichmäßigen
’) Hann, Klimatologie III, S. 194.
2 ) Meteorologische Zeitschrift 1884, S. 54.
3 ) Ilu va rac u. Penck, Die Abfluß- und Niederschlags verhält nisse von Böhmen. Pencks geographische Abhandlungen.
Baud V, Heft 5, S. 31. Wien 1896.
4 ) Hann, Klimatologie III, S. 160.
5 ) Hellmann, 1. c. S. 311.