Beiträge zur Klimntographie von Nordspanien und -Portugal. 43
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den Stationen, welche an der Straße von Frankreich in das Ebrobecken und weiter den Ebro talabwärts
gelegen sind. Wenn man von San Sebastián aus den Kamm der Westpyrenäen überschreitet, so findet
man in Pamplona bereits nur noch etwa die Hälfte (72 cm) des Betrages der jährlichen Regenmenge,
welche am meerseitigen Abfalle der Pyrenäen gemessen wird (140 cm). Ihr Wert mindert sich in Tafalla
noch beträchtlicher (51 cm), sinkt beim Abstiege in das Niveau des Ebrolaufes in Logroño weiter (34 cm)
und überschreitet in Zaragoza kaum noch den Betrag von 30 cm. Nur gegen die Ränder des bergumwallten
Beckens hin nimmt die Regenmenge wieder zu, doch sind auch ihre Beträge in Huesca (56 cm) und
Barbastro (43 cm) nur als geringe zu bezeichnen.
Indem wir hiermit die Beträge des Niederschlages in den verschiedenen durch unser Areal gelegten Profilen,
sowie die daran sich knüpfenden nächstliegenden Fragen verlassen, erübrigt uns noch, ein Gesamtbild von
der Verteilung desselben über das ganze Gebiet zu entwerfen. Diese Aufgabe soll den Gegenstand des
nächsten Abschnittes bilden,
8. Die Isohyeten des Jahres und der Jahreszeiten.
Verbindet man auf einer geographischen Karte eines Landes die Orte, welche eine gleiche Menge
der Niederschläge erhalten, durch Linien, so entstehen Kurven, welche Isohyeten genannt werden. Bei
der innigen Beziehung, welche zwischen Höhenlage und Niederschlagsmenge besteht, ist es klar, daß die
Isoliyetenkarte eines Flächenraumes viel Ähnlichkeit mit dessen Höhenschichtenkarte aufweist. Der Ein
fluß der Seehöhe ist jedoch dem Maße nach in verschiedenen Gebirgen und auf verschiedenen Seiten des
selben Gebirges so variabel, daß er sich nicht abschätzen läßt. Daher bedarf es in einem so reich
gegliederten Lande wie Nordspanien und -Portugal einer vielmals größeren Menge von günstig über alle
Lagen verteilten Regenstationen, als bis jetzt vorhanden sind, um dem Zeichner der Isoliyetenkarte die
nötige Anzahl von Stützpunkten zu bieten. Man muß sich daher mit einem relativ kleinen Maßstab der
Karte begnügen, welche nur die Hauptzüge einzutragen gestattet. Es liegt in der Natur der Sache, daß
man bei dem Entwürfe der Isohyetenkarten Nordspaniens und -Portugals nicht nur die Beobachtungen der
Stationen dieses Gebietes zu verwerten hat, sondern daß man vielmehr das Hauptaugenmerk zu richten
hat auf die Regenverteilung innerhalb der Iberischen Halbinsel überhaupt. Mit Benutzung der Angaben
und Regenkarten der bereits wiederholt erwähnten Arbeiten von Hellmann 1 ) und Angot 2 ) ist daher
versucht worden, auf Grund des vorhandenen Beobachtungsmateriales und unter Berücksichtigung der
Reliefvcrliältnisse des Landes Isohyetenkarten im Maßstabe 1 : 4 000 000 für Nordspanien und -Portugal zu
entwerfen. (Tafeln 1 und 2.)
Für die Verteilung der Jahresregenmenge ergibt sich alsdann folgendes Bild: (Tafel I.)
Die Linie, welche das niederschlagsärmste Gebiet des uns interessierenden Areales umgrenzt, ist die
Isohyete von 300 mm. In wulstartiger Form umschließt sie die überaus trockenen Landschaften um Sala
manca, Toro und Falencia. Ein zweites Gebiet größter Trockenheit dürfte im Mittelläufe des Ebro bei
der Einmündung des Gallego zu suchen sein; denn Zaragoza weist hier nur eine jährliche Regenhöhe von
304 mm auf. Wie weit sich dieses sterile Gebiet ausdelmt, läßt sich allerdings nicht abschätzen, da aus
diesen öden, menschenarmen Distrikten keinerlei wirkliche Messungen vorliegen.
Der ganze Flächenraum außerhalb dieser beiden gleichwertigen Kurvenzüge wird von Isohyeten durch
zogen, welche eine Niederschlagsmenge von mehr als 300 mm bezeichnen.
Die Isohyeten niedriger Ordnung von 400 und 500 mm schalten sich ganz und gar in das alt-
kastilische Becken ein. In nahezu parallelem Laufe folgen sie den deeseitigen Abhängen des nord
portugiesischen Hochlandes und galicisclien Berglandes. Am Südfuße des Kantabrischcn Gebirges wenden
sie sich, in ihrem weiteren Verlaufe durch das östliche Randgebirge bestimmt, nördlich von León scharf
nach Südosten. Im Tale des oberen Duero bilden sie östlich von La Vid abermals einen abgerundeten
Scheitel und begleiten nun in nordöstlich-südwestlicher Richtung den luvseitigen Abfall des Kastilisclien
Scheidegebirges, um zu ihrem Ausgangspunkte zurückzukehren.
*) Hellmann, G-., Die Regenverhiiltnisso der Iberischen Halbinsel. Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdkunde zu Berlin.
23. Band. 1888.
-) Angot, A., Régime des pluies de la péninsule ibérique. Annales du Bureau central météorologique de France.
Année 1898. 1. Mémoires.