Ein Beitrag zur Morphographie des Meeresbodens im südwestlichen Pazifischen Ozean.
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malige Kontinentalränder anzusehen sind. Perlewitz spricht daher von einer „geographischen Zusammen
gehörigkeit“ der Gräben und der Kontinente 1 ).
Die Küstenlinie nahe den Gräben ist gewöhnlich in ihrem Verlaufe bestimmt durch Faltengebirge
(konkordante Küste), in deren Bereich vulkanische Erscheinungen und Erdbeben auftreten. Da dieser
Küstentypus, der wahrscheinlich in engem Zusammenhang mit den Gräben steht, sich vorherrschend im
pazifischen Ozean findet („pazifischer Küstentypus“ [Suess]), ist es eigentlich nicht überraschend, daß auch
die überwiegende Mehrzahl der bisher entdeckten Gräben in diesem Ozean liegen.
Die Entstehung der Gräben steht höchstwahrscheinlich in Zusammenhang mit der Bildung großer
Falten, „deren Zerrungsbrüchen sie offenbar angehören. Sie sind Zeugen stärkster vertikaler Dislokation" 2 ).
In klarer Weise äußert sich Dr. C. van de Wiele 3 ) über den genetischen Zusammenhang zwischen diesen
Hohlformen und den Landmassen. Perlewitz*) gibt van de Wieles Ansicht mit folgenden Worten wieder:
„Seiner Ansicht nach stellen die Gräben nichts anderes als Risse mit sich anschließenden Einbrüchen
und Absenkungen der Erdkruste dar, entstanden durch die tangential wirkenden Kräfte der durch Ab
kühlung hervorgerufenen Oberflächenkontraktion .... Ist ein Riß in der Außenkruste und ein Sinken des
Erdreichs an dieser Stelle entstanden, so ist damit auch die Erdkruste hier nachgiebiger und schwächer
geworden, und der Innendruck muß eine Auffaltung und vulkanische Tätigkeit nach außen zur Folge haben.
Diese Auffaltung bedingt aber eine aufsteigende Küste, wie es die pazifische ist. Bruch und Faltung
scheinen bei der Grabenbildung und ihrer Leitlinien zusammenzuwirken.“
Ein wichtiges Charakteristikum für alle Gräben ist die unsymmetrische Form des Profils. Der „Graben-
abfall“ 5 ) d. h. die nach dem Kontinent oder dem Inselkranz zu gelegene Seite des Grabens zeigt eine be
deutend steilere Böschung als der „Grabenanstieg“ (nach dem freien Ozean zu).
Auch hei den Gräben in unserem Spezialgebiet, den Tonga- und Kermadek-Gräben, findet man alle
diese allgemeinen Eigenschaften bestätigt.
Den nahen Faltenzug oder den ehemaligen ■ ‘ c ~ = — — ^
australischen Festlandsrand, erkennt man in dem
allerdings schon stark aufgelösten Inselkranz, der
dem submarinen Tonga-Rücken aufgesetzt ist und
dessen Streichungsrichtung mit der des Neuseeländi
schen Faltengebirges zusammenfällt. Auch Eruptions.
erscheinungen finden zum Teil noch heute in diesem
Gebiete statt. Pazifischer Küstentypus ist also vor-
handen.
Unterstützt wird die Annahme, daß diese un
geheure Rinne der Tonga Kermadek-Gräben die Kon-
tinentalböschung des ehemaligen australischen Kontinents darstellt, noch durch den gefalteten Charakter
des Bodenreliefs westlich dieser australischen Gräben. Erhebungen (submarine Rücken) und Vex-tiefungen
in meridionaler Erstreckung, parallel zum heutigen Festlandsrand und dem östlichen Inselkranz verlaufend,
folgen aufeinander. Diese Einsenkungen weisen aber nicht die eigenartige Gestaltung auf, wie z. B. die
nordpazifischen Gräben. — Wenn man dagegen durch den Tonga- und den Kermadek-Graben Profile senk
recht zur Streichungsrichtung legt, so erhält man in der Anordnung der Böschungen ähnliche Verhältnisse,
wie sie Schott und Perlewitz 6 ) für die Gräben im westlichen Stillen Ozean nördlich des Äquators
und überhaupt für die Gräben ganz allgemein als charakteristisch hingestellt haben.
Die typische, unsymmetrische Form des Profils der Gräben kennzeichnet obenstehende Figur 2.
’) Perlewitz, Die Gräben im Stillen Ozean. Geographische Zeitschrift 1908, S. 241 ff.
-} Krümmel, Ozeanogr. T, S. 115 und v. Richthofen, Geomorphologisclie Studien aus Ostasien: II. Gestalt und
Gliederung der ostasiatischen Küstenbogen“ in den Sitzungsberichten der Kgl. Preuß. Akademie der Wissenschaften, Berlin
1901, Heft XXXV, S. 782 ff'.
3 ) van de Wiele, La méditerranée des Antilles et le Bassin Préandin. Bulletin d. 1. Société belge de géologie.
Bruxelles 1907.
*) Perle witz, a. a. O. S. 248.
5 ) Schott und Perlewitz, Lotungen J. N. M. S. „Edi“ und des Kabeldampfers „Stephan“ im westlicheu Stillen
Ozean. Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. XXIX. Jahrgang 1906, Nr. 2, S. 6.
6 ) Vgl Schott und Perlewitz, a. a. O. S. 6, 7, 10.
Archiv 1909. S.
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