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Full text: 31, 1908

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Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1908, Kr. 1. 
60 km südöstlich von Berlin übertragen wurde, sind seit dem 1. Januar 1903 an allen Tagen ohne 
Ausnahme Aufstiege, freilich von sein- verschiedener Höhe, durchgeführt worden. Die Drachenstation der 
Deutschen Seewarte zu Großborstel bei Hamburg wurde erst im April 1903 ins Leben gerufen und erst 
im Herbst 1903 fertig; die aeronautische Abteilung am Observatorium in Pavlovsk bei St. Petersburg 
begann erst am 13. Januar 1904 mit Aufstiegen. An den beiden letzteren Stellen sind Aufstiege bis jetzt 
nur mit Drachen und nur an Werktagen gemacht worden; es fehlen also von ihnen Aufstiege an stillen 
Tagen und an Sonntagen; den geringeren Mitteln dieser beiden Anstalten gemäß konnte an ihnen auch 
weniger riskiert werden und sind deshalb sehr hohe Aufstiege und solche an stürmischen Tagen seltener 
gemacht worden und ist auch sonst hier manche Lücke eingetreten. Eine große Pause trat auf der Station 
zu Hamburg-Großborstel namentlich Ende November 1906 ein, als wegen der Inbetriebnahme der Hoch 
spannungsleitungen der neuen elektrischen Eisenbahn Ohlsdorf-Blankenese die Aufstiege nach Osten und 
Süden wegen der Gefahr fürs Publikum vorläufig ausgesetzt werden mußten und in den folgenden Monaten 
fast gar keine Winde nach dem freigebliebenen Teil des Horizonts sich einstellten. Erst am 23. April 1907 
konnten die Aufstiege wieder im früheren Umfange aufgenommen werden. 
Alles dieses in Betracht gezogen, schien es am interessantesten, die drei vollen Jahrgänge vom 
Dezember 1903 bis zum November 1906 zu einer ersten vergleichenden Darstellung der täglich an diesen 
drei Stationen gewonnenen Ergebnisse zu benutzen. Bei der Auswahl des Darzustellenden kam natürlich 
die Lufttemperatur in erster Linie in Betracht, danach die Windrichtung und gemessene Windgeschwindig 
keit, endlich als interessante Zugabe die Luftfeuchtigkeit. Da aber bei der letzteren die aufgezeichneten 
Werte mehr als bei den anderen Elementen Zweifeln unterliegen, so begnügte ich mich, um die Tafeln 
nicht zu überladen, die merkwürdigste Erscheinung, das Vorkommen von außerordentlichen Trockenheits 
graden in der Atmosphäre, anschaulich hervortreten zu lassen. Dies wurde dadurch erreicht, daß überall, 
wo die Luftfeuchtigkeit unter 30°/o lag, die Zustandskurve quergestrichelt wurde — es war das die fin 
den Zeichner am wenigsten zeitraubende Bezeichnung. Windrichtung und, wo möglich, Windgeschwindig 
keit in Metern per Sekunde wurden dort angegeben, wo sie veröffentlicht waren, für Berlin und Hamburg 
also besonders die Höhenstufen von 500 zu 500 m, für alle drei Orte aber bemerkenswerte Punkte des 
Aufstiegs. Der Darstellung sind hauptsächlich die Aufstiege am Vormittag zwischen 8 und 12 Uhr zu 
grunde gelegt; nur wenn ein Nachmittagsaufstieg eine um mindestens 500 m größere Höhe erreichte als 
der vom Vormittag, wurde jener ebenfalls eingetragen und durch eingestreute kleine Kreise auf der Kurve 
von denen des Vormittags unterschieden. Um den Einfluß der täglichen Periode auf die Ergebnisse zu 
beurteilen, muß man freilich auf die Quellen selbst zurückgehen, da für ausreichende Zeitangaben der 
Raum fehlte. Durch die Aufnahme dieser Nachmittagsaufstiege sollten hauptsächlich nur die Tage, an 
welchen der Aufstieg am Morgen nicht gut gelungen war, besser vertreten werden. 
Weitere Erläuterungen sind auf jeder Tafel gegeben. Alle Schrift, die nur für eine der Stationen 
gilt, ist in runde Klammern gesetzt, wenn sie sich auf Berlin-Tegel bzw. Lindenberg, und in eckige, wenn 
sie sich auf Pavlovsk bezieht; die freistehende gilt für Hamburg-Großborstel. 
Ein Beispiel möge die Deutung der Tafeln noch mehr sicherstellen: auf Tafel 43 sehen wir, daß 
am 10. Februar 1905 vormittags über Hamburg zwei Temperaturumkehrungen gefunden wurden in 200 bis 
750 m und in 1600—2000 m Höhe, über Berlin dagegen eine bei 1000—1500 m, unter und über welcher 
zwei annähernde Isothermien bei 200—-500 und bei 2400—3100 m lagen. In der Höhe war die Luft an 
beiden Orten sehr trocken. Der untere südwestliche Wind war oben in Berlin WSW bis W, in Hamburg 
W bis WNW und nahm besonders in Hamburg mit der Höhe sehr zu, so daß er am obersten Punkt in 
Berlin schon 18 mps, in Hamburg aber 34 mps — was am Boden als fast orkanmäßige Geschwindigkeit 
bezeichnet werden würde — erreichte. In Hamburg herrschte während des Aufstiegs ganz feiner Regen 
aus einer niedrigen Wolkenschicht, die nur von 200—500 m Höhe reichte. Die Temperaturskala ist für beide 
Orte gemeinsam, am Boden herrschte 0,5 und 1 0 Wärme. Für Pavlovsk ist Klarheit halber der Temperatur 
nullpunkt um 5° verschoben; der Aufstieg reichte hier nur bis 770 m und zeigte keine Temperatur 
inversion ; auf derselben Tafel zeigt dagegen der 3. Februar in Pavlovsk eine solche vom Boden bis 100 in 
Seehöhe im Betrage von 6°. 
Auf jeder Tafel ist l ts Monat — eine Dekade — dargestellt. Auf diese Weise ist der Vergleich mit 
der allgemeinen Wetterlage, wie sie in den von der Seewarte herausgegebenen „Internationalen Dekaden 
berichten“ und „zehntägigen Witterungsberichten für die Landwirtschaft“ dargestellt ist,.möglichst erleichtert.
	        
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