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Full text: 31, 1908

Nr. 1. 
Drei Jalire gleichzeitiger meteorologischer Drachenaufstiege hei Hamburg 
Berlin und St. Petersburg. 
Von Dr. W. Koppen. 
Erklärung der Tafeln. — Temperaturumkehrungen. —Vertikale Verteilung der Windgeschwindigkeiten bei Hamburg und Beilin. 
Die erfolgreiche Erforschung der Atmosphäre mit Hilfe von Drachen und Fesselballons hat vor 
nunmehr bereits 14 Jahren begonnen; aber die höchst merkwürdigen Ergebnisse, zu denen diese Forschung 
an einigen Orten der Erde geführt hat, entbehren noch sehr der Verknüpfung sowohl unter sich als mit 
den übrigen bekannten Tatsachen der Meteorologie. Die wunderbaren Schichten mit verhältnismäßig hoher 
Wärme und Wüstentrockenheit, die unsere Drachen so oft in verschiedenen Höhen antreffen, welche 
horizontale Ausdehnung haben sie, unter welchen Umständen, bei welchen Wetterlagen, Druckverteilungen 
usw. treten sie ein, wie entstehen, wie vergehen sie, und welche Rückwirkungen haben sie auf den Verlauf 
der Witterung? 
Um in den inneren Zusammenhang dieser neuen Tatsachenreihe einzudringen, müssen wir suchen, 
sie mit denjenigen der synoptischen Meteorologie und der Klimatologie in Beziehung zu setzen. Das ist 
freilich noch sehr schwierig, so lange sich diese neuen Forschungen auf einige wenige Punkte der Erde 
beschränken. Aber der Versuch muß gemacht werden, und kann es auch um so mehr, als ja neben den 
wenigen Stationen mit mehr oder minder täglichen Aufstiegen noch eine größere Anzahl von solchen, 
wenigstens in Europa, vorhanden ist, wo wenigstens zeitweise oder an einer Anzahl von Tagen in jedem 
Jahr Aufstiege gemacht werden; beiderlei Daten vermehren sich fortdauernd und können sich gegenseitig 
ergänzen. Auf eine wirklich ausreichende Vertretung auch nur eines kleinen Teiles der Erdoberfläche mit 
dem Beginn solcher Studien zu warten, verbietet sich von selbst, da die immerhin nicht ganz unbedeutenden 
Kosten der Drachenstationen deren Ausbreitung erheblich schwieriger machen als die von einfachen 
meteorologischen Beobachtungspunkten; wir müssen eben schon früher Zusehen, ums sich aus dem lücken 
haften Material machen lässt. 
Um solche Untersuchungen zu fördern, wird immer eines der Hauptmittel in der möglichst an 
schaulichen und zur Zusammenfassung einladenden Darstellung der Beobachtungen liegen. Wie die geo 
graphische Karte sowohl die synoptische Meteorologie als die Klimatologie in der Hauptsache geschaffen 
hat, so haben vielfach auch andere graphische Darstellungen oder übersichtliche Tabellen diese beiden 
Zweige unserer Wissenschaft mächtig gefördert. Wir müssen suchen, auch in der Aerologie diesen vor 
bereitenden, dem Auffinden von Gesetzen vorausgehenden Teil der Bearbeitung möglichst zweckmäßig 
auszubauen. Ein Versuch in dieser Richtung soll auch der vorliegende Atlas sein. Durch eine anschau 
liche Darstellung der merkwürdigen Verhältnisse der freien Atmosphäre, und zwar unter Gegenüberstellung 
der gleichzeitigen Zustände von drei Orten, soll er zu deren Untersuchung auffordern und diese Unter 
suchung tunlichst erleichtern. 
Am Königl. Preuß. Aeronautischen Observatorium, das bis zum April 1905 nordwestlich von Berlin, 
beim Tegeler Schießplatz bzw. Reinickendorf-West lag, in diesem Monat aber nach Lindenberg bei Beeskow, 
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