Beiträge zum Klima von Norderney.
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obwohl eine von 0 m m e n s Hand geschriebene, für diesen Zweck bestimmte Tabelle vorhanden ist, welche
auch die Spuren des Gebrauchs an sich trägt. Eine zur Feststellung dieser Frage vorgenommene Herbei
ziehung der gleichzeitigen Barometerstände an den benachbarten Stationen Borkum und Wilhelmshaven
an der Hand der Wetterberichte der Deutschen Seewarte ergab, daß in den ersten Jahren die Ommensclien
Beobachtungen bei niedrigen Temperaturen durchschnittlich um 1 mm, bei hohen um 2—3 mm zu hoch
waren; eine Abhängigkeit von der Höhe des Luftdruckes ist nicht nachzuweisen. In den späteren Jahren
muß eine Standänderung eingetreten sein, da nunmehr allgemein zu niedrige Werte abgelesen worden
sind, nach längerer Kälteperiode um 2 mm, bei hohen Lufttemperaturen um 0.2 bis 0.4 mm. Da bei der
geringen Seehöhe des Barometers die Reduktion auf das Meeresniveau nur eine durchschnittliche Erhöhung
um 0.4 mm zur Folge haben könnte, auch ein konformer Gang der Differenzen gegen die Nachbarstationen
mit der Lufttemperatur, die, wenn auch in abgeschwächtem Maße, auch in dem ungeheizten Zimmer ent
sprechende Änderungen erfahren mußte, nicht zu verkennen ist, so ergibt sich die Unverwendbarkeit der
Luftdruckaufzeichnungen, was aber glücklicherweise für eine klimatologische Betrachtung ohne besondere
Bedeutung ist.
In der Tabelle vom Juni 1888 findet sich die Notiz: „Am 1. Juni 1888 habe ich ein neues Baro
meter, Gefäßbarometer, wie es auf sämtlichen deutschen meteorologischen Stationen gebraucht wird, an
geschafft! Fueß, Berlin, Barom. Nr. 975. Vom 2. Juni an ist der Luftdruck mit dem neuen Instrument
gemessen und auf 0 Grad Celsius reduziert worden. 0.“ Hieraus dürfte zu entnehmen sein, daß bisher
die Reduktion auf 0° tatsächlich nicht ausgeführt worden ist.
Die Windrichtung ist nach 16 Himmelsgegenden mit großer Sorgfalt notiert, doch ist nicht bekannt,
ob hierzu eine Windfahne benutzt wurde; vom Oktober 1881 an ist auch die Windstärke, nach der sechs
teiligen Landskala geschätzt, angegeben. In den „Allgemeinen Bemerkungen“ finden sich außerdem noch
vielfache Angaben über Stürme vor.
Die Bewölkung ist vom Januar bis einschließlich Dezember 1881 nach den Bezeichnungen
„heiter“, „leicht bewölkt“, „halb bewölkt“, „bewölkt“ und „bedeckt“, von da ab mit den Ziffern
0, 1, 2, o, 4, entsprechend der in den Wetterkarten der Seewarte üblichen Viertelteilung, angegeben
worden; hiernach ist „heiter“ und „wolkenlos“ in der Ziffer 0 zusammengefaßt. Außerdem sind Notizen
über Niederschläge, deren Menge leider nicht gemessen wurde, Nebel, Gewitter und Wetterleuchten,
Stürme und Orkane, Nachtfröste, Nordlichter, Moorrauch und auffallende Dämmerungen niedergelegt. Bei
der außergewöhnlichen Sorgfalt, welche die Aufzeichnungen Om me ns allenthalben erkennen lassen, darf
man annehmen, daß sich auch aus diesen Bemerkungen ein ziemlich wahrheitsgetreues Bild der ent
sprechenden Erscheinungen ableiten läßt.
Aus den vorstehenden allgemeinen Erörterungen über die Tabellen, welche übrigens von Anfang bis
zu Ende in peinlichster Sauberkeit geführt sind, geht hervor, daß in erster Linie die Temperatur
beobachtungen, demnächst die Wind- und Bewölkungsaufzeichnungen geeignet sind, einer klimatologischen
Bearbeitung zugrunde gelegt zu werden, während die relative Feuchtigkeit und die Niederschläge nur in
größeren Zügen betrachtet werden können. Im folgenden sollen deshalb zunächst die genannten Haupt
faktoren gesondert behandelt werden.
I. Die Temperatur der Luft.
Wie oben ausgeführt, können die Temperaturbeobachtungen, soweit sie von der Aufstellung der
Thermometer abhängig sind, im allgemeinen als ziemlich einwurfsfrei angesehen werden. Von den Be
obachtungsstunden 8 a, 2 p und 10 p fallen die beiden ersten mit denen der Deutschen Seewarte zu
sammen, während die Abendbeobachtung für die Jahre 1880—1886 der früher im Netze des Kgl. Preußischen
Meteorologischen Instituts üblichen entsprach; vom Jahre 1887 an wurden bekanntlich die Termine 7a,
2 p und 9 p eingeführt. So ex-gab sich aus der Tatsache der ungewöhnlichen Ablesungstermine die Not
wendigkeit, durch Vergleichungen mit ähnlich gelegenen Nachbarstationen nach den von J. Hann auf
gestellten Grundsätzen der Differenzenberechnung soweit als tunlich einen Anschluß an die noch in Frage
kommenden Morgentermine 6 a und 7 a sowie die Abendtermine 8 p und 9 p zu gewinnen. Zugleich wurde
aber hierdurch Gelegenheit geboten, an der Hand dieser Vergleichungen die Erörterungen über die