Nr. 3.
Beiträge zum Klima von Norderney.
Nach den Beobachtungen des Apothekenbesitzers O. .J. Oniincn in Norderney
bearbeitet von Richard Assmaim in Lindenberg.
Einleitung 8
I. Die Temperatur der Luft 5
II. Die relative Feuchtigkeit 29
III. Die Richtung und die Stärke des Windes 32
IV. Die Bewölkung 38
V. Hydrometeore und besondere Erscheinungen 42
Einleitung.
Vor mehr als anderthalb Jahrzehnten wurde mir durch Herrn Sanitätsrat Dr. Edmund Friedrich
in Dresden ein stattlicher Band meteorologischer Tabellen übergeben, welche der ihm nahe befreundete
Apothekenbesitzer 0. J. Ommen in der Zeit vom Oktober 1880 bis zum 8. Januar 1890 in Norderney
auf Grund seiner mit einer seltenen Gewissenhaftigkeit und Treue ansgeführten Beobachtungen auf
gezeichnet hatte. Nach seinem Tode sind dieselben bis zum 30. September desselben Jahres durch seine
Tochter fortgeführt worden, so daß eine nahezu lückenlose Beilie von zehn vollen Jahren voiliegt.
Meine) - Absicht, dem Wunsche der Angehörigen entsprechend eine Bearbeitung des Beobachtungs
materials tunlichst bald in Angriff zu nehmen, stellten sich zu meinem Bedauern persönliche Hinderungs
gründe in unerwarteter Anzahl und Folge in den Weg, sodaß dieselbe trotz seit langem erfolgter eingehender
und nicht müheloser Vorarbeiten und wiederholter Inangriffnahme des Textes nur allzu lange unerfüllt ge
blieben ist. Nunmehr will ich versuchen, der von mir seinerzeit übernommenen Verpflichtung nachzukommen
und damit einen Beitrag zur Klimatologie nicht nur der Insel Norderney, sondern auch der benachbarten
ostfriesischen Küste zu Liefern. Diese Erweiterung erschien mir aus dem Grunde nützlich und nötig, weil
das vorliegende Beobachtungsmaterial manches entbehrt, was zu einer Klimatographic im modernen Sinne
kaum fehlen darf. Durch eine Bezugnahme auf Nachbarstationen konnte man hoffen, das Fehlende einiger
maßen zu ergänzen.
Die Insel Norderney liegt unter 53° 43' n. Br. etwa in der Mitte der zum Königreich Preußen ge
hörigen, der Küste von Ostfriesland vorgelagerten Inseln, von welcher sie durch das flache etwa 8 km
breite Wattenmeer getrennt ist; sie liat eine Länge von 13, eine Breite bis zu 2 km und einen Flächen-
raum von 20 qkm. In ihrer Südwestecke liegt das Seebad Norderney und in dessen Mitte die Apotheke,
an deren Nordfront die Thermometer in der damals allgemein üblichen ungeschützten Aufstellung in einer
Höhe von 2 m über dem Erdboden vor einem Doppelfenster angebracht waren, dessen zugehöriges Zimmer
ebenso wie die Nachbarzimmer nicht geheizt wurde.
Wie aus dem umstehenden Lageplan und der Skizze des Hauses hervorgeht, konnten die Thermo
meter auch in den ersten Frühstunden des Hochsommers kaum von der Sonne getroffen werden, da das
nach Ost gelegene Nachbarhaus, das eine Höhe von 8 m hat, in der Richtung nach Ost 12 und nach
Ostnordost bis Ost nur 10 m von dem Thermometer entfernt ist. Bei der Höhe der Thermometer von
2 m über dem Erdboden müßte die Sonnenhöhe mehr als 32 u betragen, um eine Bestrahlung derselben
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