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Full text: 30, 1907

Nr. 2., 
Über den Einflufs des Mondes auf die Windkomponenten 
zu Hamburg. 
Von Prof. Hr. J. Schneider in Darmstadt. 
Für die Witterungskunde könnte die Beantwortung der Frage, ob der Mond infolge seiner Attraktions 
wirkung auf die Erdatmosphäre eine merkliche Änderung der meteorologischen Elemente eines Ortes zu 
verursachen imstande sei, unter Umständen von weittragendster Bedeutung werden. Es ist daher nicht 
verwunderlich, daß seit der Entdeckung der Schwerkraft die Bemühungen nicht aufgehört haben, sei es 
durch theoretische Entwicklungen, sei es durch Vergleichung ausgedehnter Beobachtungsreihen, die Größe 
dieses mutmaßlichen Einflusses festzustellen. Am umfangreichsten sind wohl nach dieser Richtung hin 
die Untersuchungen gewesen, welche die Änderung des Barometerstandes betreffen; nur spärlich finden 
sich indes Mitteilungen, die über die etwaige Beeinflussung der Winde durch den Mond Aufschluß geben 
könnten. Es schien deswegen angezeigt, die von mir bereits eingehend bearbeiteten anemometrischen 
Beobachtungen von Hamburg für die Lösung des erwähnten Problems nutzbar zu machen. 
Meine frühere Untersuchung hatte die Ermittelung der Windgeschwindigkeitsänderungen durch die 
Wirkung der Sonne zum Gegenstand; ihre Ergebnisse sind im 27. Jahrgang dieser Veröffentlichungen nieder 
gelegt. Es konnten daselbst nicht nur die täglichen Änderungen der West- und Südwindkomponenten 
für die einzelnen Monate, sondern auch die Zahlen, welche den jährlichen Einfluß der Sonne auf diese 
Komponenten zum Ausdruck bringen, angegeben werden. Dadurch aber ist es möglich geworden, die 
jenigen Beobachtungen auszuwählen, welche zur Beantwortung der gestellten Frage besonders geeignet 
erscheinen. Für die Prüfung des monatlichen Mondeinflusses sind die vorliegenden Werte alle von un 
gefähr gleicher Brauchbarkeit, denn kleine und große Änderungen der Windkomponenten von einer Monats 
mitte bis zur nächsten kommen in jeder Jahreszeit vor. Anders ist es mit der Feststellung der täglichen 
Mondwirkung. Diese wird sich am leichtesten aus den Beobachtungen der Winterhalbjahre erkennen 
lassen, weil in ihnen der tägliche Einfluß der Sonne am geringsten ist. 
Da cs bei dieser Untersuchung gerade auf die Ermittelung eines etwaigen täglichen Mondeinflusses 
besonders ankam, so wurden ihr nur die Beobachtungen für die Tage vom 1. Oktober bis zum 31. März 
zugrunde gelegt. Die dafür mitgeteilten Werte mußten umgereiht und nach dem scheinbaren täglichen 
Umlauf des Mondes um die Erde geordnet werden. An die Stelle eines Sonnentages tritt hier somit der 
Mondtag. Sein Anfang falle mit der Durchgangszeit des Mondes durch die obere Kulmination zusammen. 
Wir können ihn Tins in 24 gleiche Teile oder Mondstunden eingeteilt denken und ganz entsprechend den 
üblichen Bezeichnungen l a 2 a • ■ lP 2P • • die neuen 0° 1° 2° • • 0 U l u 2 U ■ ■ einführen. Mit 0° und 0 11 
würden dann die Zeitpunkte gekennzeichnet, in denen der Mond durch die obere oder untere Kulmination 
geht, mit lo 2° • • l u 2 U • • solche, die um je 1, 2 • • Mondstunden später eintreten. 
Die Zeiten der oberen und unteren Meridiandurchgänge des Mondes wurden dem Berliner Astrono 
mischen Jahrbuch entnommen. Dabei blieb der geringe Längenunterschied zwischen Berlin und Hamburg 
der Einfachheit halber außer Betracht. Diejenige volle Stunde, welche von der angegebenen Kuhninations- 
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