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Full text: 30, 1907

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1907, Nr. 1. 
II. Zwisclienreisen. 
29. Innerhalb des Indischen Ozeans werden, abgesehen von den Küstenreisen längs der Ostküste 
Afrikas und denen von Singapur nach einem Reishafen, hauptsächlich Reisen von Kapstadt und Ost-Afrika 
nach der West- und Südküste von Australien oder umgekehrt unternommen. Die Reisen von Afrika nach 
Australien bieten im allgemeinen den Schiffen keine Schwierigkeiten, da die Länge zum größten Teil auf 
höheren südlichen Breiten mit den vorherrschenden westlichen Winden abgesegelt und auch die letzte 
Strecke bis zum Hafen gewöhnlich mit günstigen Winden zurückgelegt werden kann. Anders liegen da 
gegen die Verhältnisse bei den Reisen von Australien nach Afrika, namentlich wenn die Reisen von 
Melbourne, Adelaide oder einem Hafen im Spencer-Golf angetreten werden. Hier bietet die Strecke an 
der Südküste von Australien bis Kap Leeuwin für Segelschiffe nicht unerhebliche Schwierigkeiten. 
Namenlich im südlichen Winter, wenn steif wehende, von heftigem Seegang begleitete westliche Winde dem 
Fortgange nach Westen sehr störend entgegen wirken, werden große Anforderung an Schiff und Mannschaft 
gestellt, da es nichts Seltenes ist, daß Schiffe 2 bis 3 Wochen an der Südküste von Australien kreuzen 
müssen. Es ist sogar vorgekommen, daß ein Schiff 29 Tage gebrauchte, um von Melbourne nach Kap 
Leeuwin zu gelangen. Ist Kap Leeuwin passiert, so müssen die Schiffe denselben Weg einselilagen wie 
die von Albany rund Kap der Guten Hoffnung nach Europa segelnden Schiffe, wodurch wieder ein großer 
Umweg gemacht werden muß. Hierdurch und durch die ungünstigen Windverhältnisse, die die Schiffe 
an der Südküste von Australien meistens antreffen, wird die mittlere Reisedauer von Australien nach 
Afrika natürlich bedeutend beeinflußt und es nehmen daher Reisen von Adelaide oder Melbourne nach 
Afrika beinahe die doppelte Zeit in Anspruch als die Reisen auf dem umgekehrten Wege, 70 Tage gegen 
38 Tage. Reisen von 54 und 55 Tagen sind deshalb als noch ganz gute Resultate anzusehen, und die 
Reisen von „Anna Ramien“ mit 47 Tagen von Wallaroo nach Kapstadt und von „Rose“ mit 38 Tagen 
von Adelaide nach Mauritius sind als sehr rasche zu bezeichnen. — Von den übrigen Zwischenreisen 
innerhalb des Indischen Ozeans dürfte noch die außergewöhnlich lange Reise des sonst ganz schnellen 
Schiffes „W.“ zu erwähnen sein, das auf der Reise von Hongkong nach Bangkok in der China-See gegen 
steifen SW-Monsun bis Stärke 9 und flaue südliche und umlaufende Winde zu kämpfen hatte, so daß es 
erst nach 113 tägiger Reise seinen Bestimmungsort erreichen konnte. 
30. Zwisclienreisen nach dem Atlantischen Ozean. Im Atlantischen Ozean sind es hauptsächlich 
Westindien und die brasilianischen Hafenplätze, die von Kapstadt und von den Häfen an der Ostküste 
von Afrika aus aufgesucht werden. Nach der Ostküste von Nordamerika sind vom Indischen Ozean aus 
nur nach Savannah einige Reisen unternommen worden. Von Rangun ist in neuerer Zeit ein nicht un 
bedeutender Verkehr mit Rio de Janeiro und Santos angebahnt worden, während von Singapur, Hongkong 
und den Häfen an der Nordküste von Java hauptsächlich Reisen nach New York und Philadelphia gemacht 
werden. Von der West- und Südküste Australiens segelten im letzten Jahrzehnt nur einige wenige Schiffe 
nach Bahia Bianca und Montevideo. 
Schnelle Reisen machten die Schiffe „Rose“ mit 23 Tagen von Kapstadt nach Macau, mit 36 Tagen 
nach Barbados, „Aretlmsa“ mit 77 Tagen von Rangun nach Rio de Janeiro, „Patagonia“ mit 92 Tagen von 
Singapur nach Boston und „Papa“ mit 104 Tagen von Hongkong nach New York. Sehr lange Zeit, 221 Tage, 
beanspruchte eine Reise von Hongkong nach New York. Eine sehr schnelle Reise von Hongkong nach 
New York, 83 Tage, machte nach Angaben im Nautical Magazine 1 ) die „Aleides“, eine sehr lange Reise, 
259 Tage, das Schiff „O.“ 
31. Zwisclienreisen nach dem Stillen Ozean. Die meisten Schiffe segeln von Kapstadt, den Häfen 
an der ostafrikanischen Küste und von Mauritius aus nach Newcastle N.S.W., um von dort mit Kohlen 
beladen die Reise weiter nach der Westküste Südamerikas fortzusetzen. Seltener sind die direkten 
Reisen von Afrika nach den Salpeterplätzen Nord-Chiles; auch die Puget Sound-Häfen hatten nur ver 
einzelte Reisen als Endziel. Von Vorder- und Hinterindien, China und den Hafenplätzen an der Nordküste 
') Vergi. Nautical Magazine 1900, S. 674, 075.
	        
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