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Full text: 30, 1907

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1907, Nr. 1. 
Über die Reisen selbst, die durchweg rund Kap Horn ausgeführt werden, ist nur wenig zu bemerken. 
Von der Ostküste Australiens oder einem der nördlichen Häfen Neu-Seelands ausgehend, trachten die 
Schiffe zunächst mit südlichen Kursen auf höhere südliche Breiten in das Gebiet der vorherrschenden 
Westwinde zu gelangen. Ist dieses erreicht, so steuern die Schiffe mit den westlichen Winden, die zwar 
im Stillen Ozean nicht so beständig sind, wie im Indischen Ozean, und auch öfter durch östliche Winde 
unterbrochen werden, auf östlichen Kursen nach Kap Horn zu, wo sic sich mit der von der Westküste von 
Amerika kommenden Seglerflotte vereinigen und mit dieser gemeinsam den weiteren Weg nach Norden 
fortsetzen. Von den Südseeinseln auslaufend trachten die Schiffe ebenfalls, im SO-Passat beim Winde 
haltend nach Süden zu gelangen, um dann, wenn sie den Gürtel veränderlicher, häufig umlaufender Winde 
an der polaren SO-Passatgrenze durchquert haben, ebenfalls nach Osten in den Kap Horn-Weg einzubiegen. 
Wenn auch im allgemeinen die Windverhältnisse im Stillen Ozean zwischen Australien und Kap 
Horn für schnelle Reisen nicht so günstig sind wie die im Indischen Ozean zwischen Kap der Guten 
Hoffnung und Australien — nach dem Segelhandbuch für den Stillen Ozean 1 ) erzielen die Schiffe, 
die nach Indien oder China segeln und dabei einen ziemlich südlichen Weg einschlagen, auf der Strecke 
von 0 0 bis 80 0 O-Lg. eine um reichlich 1 Knoten größere Durchschnittsfahrt als die von Australien 
kommenden auf dem Wege von 140° O-Lg. bis Kap Horn, nämlich 7.5 gegen 6.4 Knoten —, so wurden 
doch, wie aus den Tabellen ersichtlich ist, verschiedene sehr rasche Reisen ausgeführt. Die schnellsten 
davon sind die von „Susanna Godeffroy“, ein schon vom vorigen Abschnitt her bekannter Schnellsegler, 
mit 86 Tagen von den Fidschi-Inseln, die von „Victoria“ mit 82 Tagen von Apia, die von „Triton“, eben 
falls im vorigen Abschnitt bei den schnellsten Reisen schon angeführt, mit 78 Tagen von Wellington 
und zuletzt, die beste von allen, die von „Herzogin Sophie Charlotte“ mit 71) Tagen von Sydney nach 
Lizard 2 ). 
18. Reisen nach China, Japan und Ostsibirien. Es wurden in den Jahren 1893—1904 sowohl 
von New York als auch von Europa aus fast nur nach Nagasaki, Yokohama und Hiogo Reisen unternommen, 
also größtenteils nur nach Japan. Von den Häfen Chinas kommt heutzutage lediglich Kiautschou in 
Betracht, während nach Ostsibirien im letzten Jahrzehnt überhaupt nur zwei Reisen gemacht worden sind, 
die von „Plus“ und „Pera“ nach Wladiwostok. 
Die Reisen werden gewöhnlich rund Kap der Guten Hoffnung ausgeführt; selten wählt ein Schiff 
den Weg rund Kap Horn, wenigstens ist in vorliegender Arbeit kein einziger solcher Fall vorgekommen. 
Die erste Hälfte der Reise fällt, wenn der Wog rund Kap der Guten Hoffnung gewählt wird, bis 80° O-Lg. 
mit der nach Australien zusammen. Von hier aus oder schon etwas früher biogen dann die nach China, 
Japan usw. bestimmten Schiffe nach Norden auf und halten, nachdem sie den SO-Passat gefaßt haben, 
direkt auf die Sundastraße zu, wenn sie die ostasiatischen Gewässer zur Zeit des sommerlichen Monsuns 
erreichen können. Ist die Straße passiert, so steuern die Schiffe durch die Gasparstraßo nach dem China- 
See, wo sie mit dem für sie günstigen SW-Monsun auf dem kürzesten Wege nach Norden und ihrem 
Bestimmungsorte zustreben. Nicht so einfach gestalten sich aber die Reisen, wenn die Schiffe die 
ostasiatischen Gewässer zur Zeit des NO-Monsuns erreichen. Da es nicht möglich ist, namentlich mit 
schwerfälligen und schlecht segelnden Schiffen, gegen diesen in der China-See oft steif wehenden Monsun 
aufzukreuzen, so wählen zu dieser Zeit die meisten Schiffe die Route durch die Lombok-, Alias- oder 
Ombay- und durch die Makassar- oder Djilolo-Straße, um so östlich von den Philippinen nach Norden 
steuernd ihren Bestimmungsort zu erreichen. Vielfach wird aber auch, namentlich von großen nach Japan 
bestimmten Schiffen, die die leichten umlaufenden Winde in den engen Gewässern des hinterindischen 
Inselmeeres ihres schwerfälligen Manövrierens halber nicht so ausnutzen können, wie es notwendig ist, 
um vorwärts zu kommen, der Weg südlich und östlich von Australien gewählt, obwohl sie dabei einen 
erheblichen Umweg mit in Kauf nehmen müssen. Im Segelhandbuch für den Indischen Ozean, S. 680, wird 
zwar diese Route im allgemeinen nur dann empfohlen, wenn die Schiffe 80° O-Lg. im März schneiden, 
da im April der SO-Passat im südlichen Teil des Stillen Ozeans meistens schon wieder eingesetzt hat, 
während in den östlichen Durchfahrten Windstillen und Mallungen herrschen. Es ist auch in den „Annalen 
') Vergl. Segelhandbuck für den Stillen Ozean, S. 801. 
2 ) Über weitere Reisen von Australien (Süd- und Westküste) siebe auch S. 25.
	        
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