A. Paulus: Die Reisen deutscher Segelschiffe in den Jahren 1893—1904 und ihre mittlere Dauer.
17
Archiv 1907. 1.
nach Queenstown in 88, „Andelana“ in 89 Tagen, „Machrichanisch“ von Astoria nach Queenstown in
91 Tagen und „Sovereign of the Seas“ von Honolulu nach New York in 82 Tagen. Die schnellste von
allen diesen Reisen dürfte aber jedenfalls die von „Komet“ sein, welches Schiff nach Knippings „Seeschiff
fahrt für Jedermann“') die Reise von San Francisco nach New York in 76 Tagen zurücklegte. Als eine
sein- lange Reise muß die des englischen Schiffes „N.“ gelten, das erst nach einer Reise von 225 Tagen
von Vancouver auf der Tyne angekommen ist.
16. Bei den Reisen nach der Ostküste von Australien, nach Tasmanien und Neu-Seeland kommen
für die deutsche Segelschiffahrt eigentlich nur noch die Häfen an der Ostküste von Australien in Betracht.
Nach Tasmanien und Neu - Seeland wurden im letzten Jahrzehnt verhältnismäßig nur wenige Reisen
unternommen.
Von Europa kommend schlagen die Schiffe nach Australien zunächst bis zum Äquator denselben
Weg ein wie die nach der Ostküste von Südamerika und die nach der Westküste von Amerika bestimmten.
Im SO-Passat halten die Schiffe dichter an den Wind und steuern dann, wenn sie diesen durchquert
haben, im Gebiete der vorherrschenden Westwinde auf höheren südlichen Breiten mit östlichen Kursen
durch den Indischen Ozean auf die Südküste von Australien zu. Ist diese erreicht, steuern die nach der
Ostküste von Australien bestimmten Schiffe gewöhnlich, namentlich aber im südlichen Winter, durch die
Baßstraße, von wo aus dann die Schiffe nach Sydney die letzte Strecke gewöhnlich mit den das ganze
Jahr hindurch vorherrschenden südwestlichen und südlichen Winden zurücklegen können, während die
nach Brisbane oder einen weiter nach Norden gelegenen Hafen bestimmten Segler besonders im südlichen
Sommer das Vorherrschen östlicher und nordöstlicher Winde mit in Rechnung ziehen müssen. Nach
Neu-Seeland nehmen die Schiffe den Weg südlich von Tasmanien, den gelegentlich im südlichen Sommer
auch die Schiffe nach der Ostküste von Australien einschlagen.
Während bei den Ausreisen nach der Westküste von Amerika die Umsegelung von Kap Horn den
Schiffen manchmal so große Schwierigkeiten bereitet, geht auf den Reisen nach Australien die Umschiffung
von Kap der Guten Hoffnung immer glatt vonstatten. Auch auf dem weiteren Wege nach Osten stellen
sich den Schiffen im allgemeinen keine Hindernisse entgegen; es bieten im Gegenteil auf den höheren
südlichen Breiten die vorherrschenden und namentlich im Indischen Ozean meist kräftig wehenden west
lichen Winde den Schiffen die beste Gelegenheit, ihre Segelkraft bis auf das äußerste auszunutzen. Durch
diese günstigen Windverhältnisse erzielen natürlich die Reisen nach der Ostküste von Australien, besonders
wenn sie einen südlichen Hafen wie Sydney oder Newcastle zum Endziel haben, eine bedeutend kürzere
Durchschnittsdauer als die Reisen nach der Westküste von Amerika bei gleichen Entfernungen. Vergleicht
man z. B. die mittlere Reisedauer nach San Francisco mit der nach Sydney, so findet man, daß die für
Sydney berechnete 42 Tage kürzer ist als die für San Francisco. Wenn nun auch die Schiffe nach San
Francisco etwa 1400 Sm mehr zurückzulegen haben als die nach Sydney, so würde immerhin noch, wenn
man 14 Tage zum Absegeln dieser Entfernung abrechnet, ein Unterschied von 28 Tagen bleiben, der wohl
in der Hauptsache den günstigeren Windverhältnissen zuzuschreiben sein dürfte, die die nach Sydney
bestimmten Schiffe gegenüber den nach San Francisco bestimmten voraus haben. Daß unter diesen Um
ständen sehr rasche Reisen nach Australien öfters ausgeführt werden, ist leicht begreiflich. Immerhin
müssen aber die Reisen von „Marie“ und „Susanna Godeffroy“ als außergewöhnlich schnelle bezeichnet
werden, da ersteres Schiff nur 72 Tage gebrauchte, um von Lizard nach Sydney, letzteres nur 85 Tage
(im Jahre 1875), um nach Apia zu segeln, was für beide Schiffe eine mittlere Geschwindigkeit von etwa
8 Sm in der Stunde ergibt. Eine ähnlich schnelle Reise machte außerdem noch „Triton“ im Jahre 1882,
welches Schiff die Reise von Lizard nach Lyttelton in 83 Tagen vollendete * 2 ).
17. Von der Ostkiiste von Australien, von Neu-Seeland und einigen Siidseeiuseln. Heimreisen
von der Ostküste von Australien werden fast ausschließlich von Sydney aus unternommen; selten finden
Schiffe Rückfracht in Brisbane oder Townsville. Auch von Neu-Seeland und den Südseeinseln war der
Verkehr mit Europa im letzten Jahrzehnt sehr gering.
’) Vergl. Knippings „Seeschiffahrt fur Jedermann“, S. 107.
2 ) Über weitere Reisen nach Australien (Süd- und Westküste) siehe unten S. 24.