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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1907, Nr. 1.
Als schnelle Reisen nach einem dieser Häfen sind zu erwähnen die von „Peter Rickmers“ in
106 Tagen von New York nach Hongkong durch die Sundastrahe, die von „Caesarea“ von New York nach
Fremantle in 82 und die von „Tellus“ nach Port Adelaide in 84 Tagen, ferner die von „Herzogin Sophie
Charlotte“ von Rio de Janeiro nach Port Adelaide in 48 und die von „Rose“ nach Port Elisabeth in
24 Tagen; letztere Reise wird aber noch übertroffen von der des englischen Schiffes „Solgrano“, das in
17 Tagen von Rio de Janeiro nach Kapstadt segelte 1 ).
B. Stiller Ozean.
I. Aus- und Heimreisen.
12. Nacli der Westküste Südamerikas. Der Ruhm, den weitaus größten Verkehr deutscher
Segelschiffe auf weisen zu können, gebührt heutzutage zweifellos der Westküste von Südamerika. Mit
Kohlen oder Stückgut beladen, nicht selten aber auch in Ballast, unternimmt alljährlich eine große Anzahl
unserer schönsten Schiffe die Reise nach dieser Küste; namentlich sind es die Häfen von Chile, die am
häufigsten aufgesucht werden. Gewöhnlich wird hierbei von den mit Stückgut beladenen Schiffen zunächst
Valparaiso oder ein Hafen südlich davon angelaufen und dann von da die Reise in Ballast oder manch
mal auch mit Küstenladung nach einem Salpeterhafen in Nord-Chile fortgesetzt. Mit Kohlen oder in
Ballast von Europa kommende Schiffe dagegen segeln meistens direkt nach einem Salpeterplatze. Weiter
im Norden werden nur noch Callao in Peru und Guayaquil an der Ecuador-Küste von deutschen Seglern
aufgesucht, docli ist der Verkehr dahin lange nicht so bedeutend wie der nach den Hafenplätzen von Chile.
Auf den Reisen von Europa nach der Westküste von Südamerika schlagen (he Schiffe zunächst
denselben Weg ein wie die nach einem Hafen des La Plata bestimmten Schiffe. Von der Höhe des La
Plata ab wird dann die Reise mit unbeständigen, später aber mit vorherrschend aus westlicher Richtung
wehenden Winden weiter nach Süden fortgesetzt, wobei die Schiffe darauf bedacht sind, so gut wie
möglich die Nähe der Küste zu halten, teils des geringen Seeganges halber, teils aber auch, um später mit
westlichen Winden die Straße Le Maire oder Kap San John anholen zu können. Ist die Straße passiert
oder Kap San John umsegelt, so beginnt wenn auch nicht der schwierigste, so doch jedenfalls der un
angenehmste und oft langwierigste Teil der Reise — die Einschiffung von Kap Horn von Ost nach West 2 ).
Steife Gegenwinde mit Hagel und Schnee, die oft zu anhaltenden Stürmen mit hohem Seegang ausarten,
erschweren ein Vorwärtskommen nach Westen außerordentlich, und es kommt öfter vor, daß Schiffe
wochenlang umhertreiben, ohne einen erheblichen Fortgang erzielt zu haben. Wenn auch im allgemeinen
anhaltend aus derselben Richtung wehende schwere Stürme zu den Seltenheiten gerechnet werden müssen,
so treten sie doch ab und zu so heftig auf, daß dann selbst die besten und seetüchtigsten Schiffe nichts aus-
richten können und manchmal sogar durch schwere Beschädigungen gezwungen werden, wieder umzukehren.
Charakteristisch für ungewöhnlich schweres und zugleich rauhes Wetter war die zweite Hälfte des
Jahres 1905, wo mehr als 30 Schiffe durch das stürmische Wetter gezwungen wurden, Schutz in einem
Nothafen zu suchen. „Pitlochry“ und „Herzogin Sophie Charlotte“, beide sehr große und überaus see
tüchtige Schiffe. erlitten so schwere Havarien, daß sie die Reise nicht weiter fortsetzen konnten, sondern
nach Montevideo zurücklaufen mußten, um den erlittenen Schaden auszubessern. Nicht besser erging es
den englischen Schiffen „Bardowie“ und „Orannia“, die beide Kapstadt zwecks Reparatur aufsuchen
mußten. „Parnassos“ mußte Montevideo, nachdem das Schiff bereits 114 Tage von Port Talbot unterwegs
war, als Nothafen anlaufen, da durch Frost von der 25 Mann starken Besatzung 16 Leuten Hände oder
Füße erfroren waren, so daß sie dienstunfähig waren. Das zur gleichen Reederei gehörige Schiff „Urania“
hatte 32 Tage lang auf der Strecke von 50° S-Br. im Atlantischen Ozean bis 50° S-Br. im Stillen Ozean
mit fast durchwegs stürmischen Winden von Stärke 8 —12 zu kämpfen, die das Schiff sogar einmal bis
61° S-Br. hinabdrängten. Noch schlechter erging es dem englischen Schiff „Celtic Monarch“, das sogar
’) Vergl. Nautical Magazine 1900, S. 674.
2 ) Vergl. Segelhandbuch des Stillen Ozeans, S. 457.