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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1906, 2.
angegeben. Die meisten Bodentemperaturmessungen wurden bei Gelegenheit der Küstenlotungen gemacht,
doch sind, wie aus der Tabelle I hervorgeht, auch eine ganze Reihe Temperaturen, nämlich 36, aus über
4000 m Tiefe beigebracht.
Als niedrigste Temperatur ist 0.6° in der Tiefe von 5962 m gefunden, und zwar in der Tiefsee
südöstlich vom Liu Kiu-Graben bei Lotung Nr. 43 der „Edi“ auf 20.1° N-Br., 130.7° O-Lg. Dieselbe
niedrige Temperatur fand sich außerdem 20 km südwestlich von Yap, und zwar merkwürdigerweise schon
in 3054 m auf Station 207 in 9° 18' N-Br. 137° 50' O-Lg. Diese Beobachtung von 0,6° in rund 3000 m
Tiefe ist entweder und wahrscheinlich auf eine fehlerhafte Ablesung zurückzuführen oder, wenn sie richtig
wäre, als lokale Erscheinung (örtliche, durch Auftrieb im Gefolge von Strömungen bedingte Temperatur
erniedrigung) zu deuten. Normal für 3000 m Tiefe wäre ungefähr 2.0° C. (vgl. S. 13); ob eine solche
niedrige Temperatur von 0.6° in 9° N-Br. aber überhaupt möglich ist, erscheint zweifelhaft, da im all
gemeinen die Bodentemperaturen des tropischen westlichen Stillen Ozeans, selbst der größten Tiefen, bei
1.5—1.8° zu liegen pflegen (Abb. 2). Fehlerhaft erscheint ferner die Temperatur von 4.3° in 3972 oder
Abb. 2. Von „Edi“ und „Stephan“ gemessene Bodentemperaturen.
(Die Messungen von „Stephan“ sind durch -e angedeutet.)
rund 4000 m in Lotung Nr. 107 auf 24° 39’ N-Br. 127° 13' O-Lg. am Abfall zum Liu Kiu-Graben. Man
kann diese Temperatur nicht mit der etwa gleich hohen Temperatur (3.5 °) in 2—4000 m Tiefe in der vom
Ozean weit mehr abgeschlossenen Celebessee vergleichen (s. Abb. 2, Feld VII). Es erscheint weiterhin die
Temperatur von 1.1° in 3365 m Tiefe bei Lotung Nr. 242 auf 12° 50' N-Br. 143° 13' O-Lg. etwas zu
niedrig. Auffallend hoch sind die Bodentemperaturen 25.0° in 110 m Tiefe nordwestlich von Guam über
Korallenboden (Station Nr. 248 auf 13° 27' N-Br. 144° 36' O-Lg.), 20.7° in 146 m Wassertiefe auf dem
flachen Liu Kiu-Rücken (Station Nr. 87 auf 25° 41.5' N-Br. 126° 44' O-Lg.) und 18.1° in 161 m am
Abhang der chinesischen Kontinentaltafel zur ostchinesischen Rinne (Station Nr. 18 auf 27° 9' N-Br.
125° 28.5’ O-Lg.).
Wertvoll für die Beurteilung der Zuverlässigkeit der Temperaturmessungen ist der Umstand, daß die
genau gleichen Temperaturen von 1,7° und 1,9° in Tiefen von rund 4000 und 5000 m zwischen 5° bis 10°
N-Br. und 130° bis 140° O-Lg. sowohl von I. M. S. „Edi“ als von dem Kabeldampfer „Stephan“ be
obachtet worden sind (vgl. Abb. 2, Kurve IV bis VI; die mit +- versehenen Temperaturen sind von
„Stephan“ gemessen).
Ordnet man die gemessenen Bodentemperaturen nach Streifen von je 5 zu 5 0 geographischer Breite
und nach den verschiedenen Tiefen, so erhält man die Isothermobathen der Abb. 2. Die angeführten