Nr. 2.
Lotungen I. N. 3t. 8. „Edi“ und des Kabeldampfers „Stephan“
im westlichen Stillen Ozean.
Von »r. G. Schott und Br. P. Perlewita.
Mit 4 Tafeln.
Einleitung.
Schon seit 190 4 wußte man, daß Tiefseelotungen, die im tropischen Teil des westlichen Stillen
Ozeans auf Rechnung der Deutsch-Niederländischen Telegraphengesellschaft in Köln am Rhein 1903 behufs
späterer Legung der Unterseekabel Menado—Yap—Guam und Yap—Shanghai ausgeführt worden waren,
ganz ungemein interessante Ergebnisse im Hinblick auf die Bodengestaltung dieser Gewässer gebracht
hatten. Naheliegende geschäftliche Interessen ließen es indessen nicht ratsam erscheinen, die Listen
dieser Lotungen sogleich zu veröffentlichen. Um so mehr ist die Deutsche Seewarte erfreut, daß sie, sobald
die der Publikation entgegenstehenden Gründe im Winter 1905/06 in Wegfall gekommen waren, im Früh
jahr 1906 das gesamte Originalmaterial von der genannten Deutsch-Niederländischen Telegraphengesellschaft
aus den Händen der Norddeutschen Seekabelwerke in Nordenham a. d. Weser zu weiterer Verwertung in
wissenschaftlichem Interesse erhielt. Die Geographie im allgemeinen und die Meereskunde
im besonderen hat alle Ursache, der D eutsch-Niederländischen Telegraphengesell
schaft und den Norddeutschen Seekabelwerken Dank für das hiermit bewiesene Ent
gegenkommen zu zollen: die Bearbeitung wird hoffentlich erkennen lassen, daß die hiermit veröffent
lichten Tiefenmessungen den weitaus wichtigsten Beitrag zur Morphologie des westlichen Stillen Ozeans
darstellen, den wir seit Jahren zu verzeichnen haben, und daß diesen Tiefenmessungen eine sozusagen
generelle, über die geographischen Grenzen des in Betracht kommenden Gebietes hinausreichende Be
deutung innewohnt.
Die in Verwendung gekommenen Schiffe waren erstens das zur niederländisch-indischen Kriegsmarine
gehörige Vermessungsfahrzeug „Edi“ unter dem Kommando des Leutnants zur See I. Klasse van Nassau;
für die Lotungsreisen war an Bord dieses Fahrzeuges (800 Tons Deplac.) der Offizier der Norddeutschen
Seekabelwerke S. Cederholm abkommandiert, der durch Einlieferung von Fragebogen, meteorologischem
Tagebuch und Stromjournal an die Deutsche Seewarte sich noch besonders verdient gemacht hat. Die
Angaben über die Stromversetzungen, denen ja bei der Natur der Tiefseearbeiten ein besonderes Gewicht
zufällt und die in diesem Falle besonders zuverlässig erscheinen, sollen an anderer Stelle gesondert ver
öffentlicht werden. Das zweite in Betracht kommende Schiff war der damals den Norddeutschen See
kabelwerken gehörende Kabelleger „Stephan“ (4630/2467 Reg.-Tons), Kapitän K. Cornelius; auch von
diesem Fahrzeug liegen der Deutschen Seewarte sorgfältige meteorologische Aufzeichnungen und andere
dankenswerte nautische Mitteilungen vor.
I. Die Lotungen.
Die Fahrten I. N. M. S. „Edi“ begannen im März 1903, gingen von Shanghai aus nach Yap und
wieder zurück nach Shanghai, dann nochmals nach Yap, von da nach Guam, von Guam zurück nach Yap,
von Yap nach Palau und Menado, wo sie Mitte Juni 1903 beendet wurden. Die Fahrten des deutschen
Kabeldampfers „Stephan“ fallen in die Zeit des Februar bis Juni 1905 und beziehen sich auf die Strecke
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